Teatime: Dark Academia
Shownotes
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Na, jetzt ist es aber schon früh dunkel draußen. Das Wintersemester ist in vollem Gange, der Plaid-Rock sitzt, die (faux-)Lederschultertasche ist frisch beladen mit Büchern über Kunst, Musik und Literatur. Und ihr wisst ganz genau, was das heißt: Dark Academia is back!
Die Vibes stimmen schonmal, und so schauen sich Shelly und Jaci die Ursprünge des beliebten Subgenre an, sprechen darüber, warum wir jahrhundertealte Lesesäle und dunkle Universitätshallen so gern mögen, und geben unzählige Leseempfehlungen – da ist selbst für alteingesessene Dark Academia-Fans noch was Neues dabei. Also, legt mal kurz euren Sophokles beiseite (ist das Altgriechisch?!), schnappt euch einen Tee und leistet unseren Hosts Gesellschaft bei ihrer Reise durch das Genre. Leseinspiration garantiert.
Was ist euer Dark Academia-Must Read? Schreibt uns auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at oder Instagram (stadtbibliothek.innsbruck).
Alle im Podcast erwähnten Bücher:
Fourth Wing, Rebecca Yarros https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simplesearch?query=fourth%20wing Alchemised, SenLinYu https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simplesearch?query=alchemised Das Bildnis des Dorian Gray, Oscar Wilde https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simplesearch?query=%22Das%20Bildnis%20des%20Dorian%20Gray%22&spellcheckResponse= Frankenstein, Mary Shelley https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simplesearch?query=frankenstein Sherlock Holmes, Arthur Conan Doyle https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simplesearch?query=sherlock%20holmes Faust, Johann Wolfgang von Goethe https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/11505?query=faust Der Club der toten Dichter (Filmadaption) https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/15089?query=der%20club%20der%20toten%20dichter Die geheime Geschichte, Donna Tartt https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simplesearch?query=die%20geheime%20geschichte%20donna%20tartt
Weitere Dark Academia-Titel in der Stadtbibliothek: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/advancedsearch?queryParamSelect0=wemikwname&query0=dark%20academia&queryCombinationParam0=AND
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Jaci #: ‑6# (...) Hallo und herzlich willkommen zum Vorwort, dem Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck und zu unserem monatlichen Format Teatime. Mein Name ist Jaci und neben mir sitzt meine bezaubernde Kollegin, die Shelly. Und weil es heute wirklich kalt ist, ich finde heute ist da wirklich erste eis-eiskalte Tag.
Shelly #: ‑4# Voll. Wie ich gekommen bin, waren die Scheiben von den Autos eingefroren.
Jaci #: ‑3# Also mein Papa hat heute in der Früh eiskratzen müssen und ich habe sowohl Mütze als auch Handschuhe schon beim Radlfahren gebraucht und dann liegen so Blätter am Boden und es ist so mystisch in der Früh, wenn es noch dunkel ist und man freut sich schon auf den Tee, den man sich dann zur Tea Time macht. Und deswegen haben wir ein sehr passendes Thema heute, finde ich. Und zwar Dark Academia. Und wir reden gerade vom Tee. Shelly, was hast du heute für einen Tee dabei?
Shelly #: ‑7# Meinen classic and sophisticated cup of black tea. [schmunzelnd]
Jaci #: ‑8# Very nice. Mit Zitrone oder Milch? – Shelly: Ohne alles. – Jaci: Ohne alles? Respekt. [Shelly lacht]
Shelly #: ‑0# Was trinkst du?
Jaci #: ‑2# Ich habe mir heute, weil es eben so kalt ist und ich den Winter nicht mag, einen Gute Laune-Tee gemacht. Ein Früchtetee.
Shelly #: ‑2# Ah ja. Schön. Soundbite: Tee einschenken, Tasse klirren, genüssliches Trinken]
Shelly #: ‑0# Also, ihr habt euch schon lange gewünscht, dass wir die Dark Academia-Folge abdrehen. Und heute ist es soweit. Heute kommen wir dazu. Und heute ist der Vibe auch da. [lacht]
Jaci #: ‑3# Yaaay.
Shelly #: ‑7# Genau. Und für diejenigen, die sich noch nie mit dem Thema auseinandergesetzt haben. Was ist Dark Academia? Ich habe mal einen Artikel der Vogue durchgelesen, die das ganz gut auf den Punkt bringt. Und zwar ist Dark Academia „die Ästhetik, die sich an der intellektuellen Elite zur Jahrhundertwende orientiert.“ Und weil mich die Jaci vorher schon gefragt hat, was für eine Jahrhundertwende [Jaci lachend: Es gibt viele!], die vom 19. auf das 20. Jahrhundert. Genau. Es enthält romantische und viktorianische Einflüsse und auch Gothic-Elemente, weil sonst wäre es ja nicht „dark“. [beide lachen] Gibt ja auch die Light Version mittlerweile, „Light Academia“ und die ist halt viel weniger dunkel. [lacht]
Jaci #: ‑8# Es gibt auch Green Academia.
Shelly #: ‑6# Ach schon?
Jaci #: ‑2# Ja.
Shelly #: ‑8# Die ist dann grün? [kurze Pause] Okay, wir haben gerade noch mal nachgeschaut, was Green Academia ist [lacht].
Jaci #: ‑8# Genau Green Academia ist mehr eben so naturverbunden wie schon das „green“ weg gibt und mehr so auf Natur Studies [sic] und Botanik und sowas und mehr „whimsical“ auch irgendwie so ein bisschen mehr so Hexen ,Cottage Core hexenmäßig.
Shelly #: ‑7# Oh cool, okay. Aber zurück zu Dark Academia. Und zwar ist es eben nicht nur. Eine Lebensweise oder ein Lifestyle, der sich in der Mode oder so niederschlägt, sondern eben auch in der Literatur. Und gerade in der Literatur gibt es viele Autor*innen, die sie dem quasi verschreiben. Und es kommen immer wieder ganz tolle Dark Academia-Bücher raus, Serien raus. Und jetzt gibt es sogar in manchen Buchhandlungen schon eigene Kategorien für Dark Academia. Wir könnten uns eigentlich auch überlegen, ob man das nicht verschlagworten. Oder vielleicht ist es sogar schon so, müsste man mal mit der Lektoratsleitung reden.
Jaci #: ‑3# Ich glaube, das haben wir ehrlich gesagt schon, weil es eben schon ein sehr langer Trend ist. Es ist jetzt auch nichts, was in den letzten Jahren erst entstanden ist. Es gibt natürlich immer wieder Phasen, wo mehr publiziert wird von solchen Genres oder solchen Richtungen. Also seit 2018/19 poppen wieder mehr Bücher auf, aber es war nie ganz weg und es ist eben ein Trend, der sich schon seit Jahrzehnten eigentlich irgendwie durchschlägt.
Shelly #: ‑8# Das hat etwas sehr Nostalgisches. Ein bisschen retro. [lacht]
Jaci #: ‑0# Genau. Es ist ein sehr gemütliches Genre, oder man liest es irgendwie gern. Und deswegen, weil es eben so ein gemütliches Ding hat, passt es aber auch so gut zum Herbst. Und deswegen kommt es ja auch irgendwie. Jedes Jahr im Herbst kommt sie, dann kommt die Ästhetik. Also dieses Ausleben quasi dieser dieses Lifestyles kommt dann im Herbst wieder. Eben mit der Mode und so was. Und dann sieht man es auch mal wieder auf Instagram, weil dann eben mehr wieder die Karohosen rausgeholt werden und die Röckchen und die Pulloverchen und die süßen Schals und Mützchen. Und dann wieder. Und auch mit diesem: das College fängt an, die Uni fängt an, dann geht es wieder mehr in diese Richtung Dark Academia finde ich von der Stimmung her.
Shelly #: ‑6# Also die typischen Motive von Dark Academia Literatur sind ja zum einen Bildung und Wissensdrang, also diese gewisse Obsession mit Anhäufung von Wissen in Philosophie, Kunst, Sprache. Der Bezug auf Klassik passt auch zur letzten Folge, die man aufgenommen haben zu den Klassikern. Dass die auch im Herbst wieder so boomen, greift, glaube ich ineinander. Wer Klassik liest, liest wahrscheinlich auch Dark Academia. Oder wer Dark Academia liest, liest wahrscheinlich auch Klassik. Ich glaube, das ist so eine Wechselwirkung. Man hat in den Büchern immer dieses Streben nach intellektueller Erleuchtung und die Universität ist immer sehr romantisiert, finde ich. Der Tempel des Geistes und auch gleichzeitig aber auch manchmal der Ort des Verderbens. Also diese gewisse Ambivalenz, die es da gibt, auch moralische Ambivalenz und Schuld. Also Figuren überschreiten ganz oft ethische Grenzen, und das auch oft im Namen der Kunst, der Wahrheit, der Wissenschaft. Genau. Es geht da ganz viel um Tod, Verfall und Dekadenz. Also es gibt so eine gewisse Faszination für den Tod, für das Morbide, für die Vergänglichkeit, so ein bisschen ein Vantias-Motiv. Und das wird aber alles irgendwie sehr ästhetisiert. Dieses Leid, diese Melancholie, diese das Schöne im Untergang. Und da gibt es auch oft so Parallelen zur Romantik und zum fin de siècle.
Jaci #: ‑3# Was ist denn das für ein tolles Wort?
Shelly #: ‑2# Fin de siècle? Das ist das Ende des Jahrhunderts, also ein Jahrhundert geht zu Ende und ein neues beginnt. Dieser diese quasi. Zum einen voll traurig, weil es zu Ende geht und zum anderen voll excited, dass was neues beginnt.
Jaci #: ‑9# Sehr toll. Kannte ich nicht. Schön.
Shelly #: ‑0# Habe ich an der Uni gelernt. [beide lachen] – Jaci: Academia - Genau. Und eben diese typischen klassischen Bezüge. Die antike Mythologie, die Sprachen, die alten toten Sprachen, Latein, Altgriechisch, die Philosophie. Es wird oft zitiert, aus klassischen Texten oder Symbole übernommen.
Jaci #: ‑6# Genau. Und ich finde, dass die Uni da eben so gut reinpasst, weil die Uni ja eben einerseits natürlich dieser Ort des Wissens ist, wo das vermittelt wird, diese Academia Teil quasi und andererseits. Es werden aber meistens eben bekannte Unis verwendet oder sind oft das Setting oder eben fantastische Orte, die aber an diese alten Unis angelegt sind, also Oxford, Cambridge, Harvard usw., wo einfach so viel Geschichte schon in diesen Orten selbst ist, wo eben schon große Denker auch in diesen Wänden gelebt und gelehrt und gelernt haben und wo aber eben einfach dieser Ort des Wissens schon so tragend und so markant ist, dass man schon allein, wenn man da reingeht, auch als Leser, wenn man reingeht, schon Wissen darüber hat und Erwartungen hat und einfach schon das Setting einfach quasi stimmt. Und was mir auch aufgefallen ist bei ganz vielen Büchern, dass es zeitlos irgendwie ist, dass bei vielen Werken nicht erwähnt wird, wann sind die eingeordnet? Quasi die könnten in der Jetztzeit quasi spielen und es hat einfach niemand quasi ein Handy, weil es nicht viel am Handy sind oder sowas. Es könnte aber auch in die 1950er irgendwie oft sein, weil du einfach nicht viel Eckpunkte manchmal kriegst. Wann ist es was passiert? Welche Medien und sowas gibt es, weil es eben so oft auf dieses Setting von der Uni begrenzt ist, dass man von der Außenwelt irgendwie oft gar nicht so viel mitkriegt.
Shelly #: ‑8# Ja, voll der Mikrokosmos, oder?
Jaci #: ‑4# Genau. Genau das eben. Die eigene Welt der Uni und Academia schon ist. Was natürlich dann auch dieses Gefühl von Obsession oder so was und dass es Wissen ist Wichtigste ist quasi. Und dieses Streben danach, dass das so das Wichtigste ist und was in der Welt so passiert, ist eigentlich nicht so wichtig. Das ist so das, was ich dann oft für Eindrücke dann habe von den Büchern. Positiv eigentlich, weil ich finde es immer ganz spannend eben. Und wie bei vielen anderen Genres oder Tropes gibt es natürlich aber auch Momente, in denen Dark Academia nicht alleine steht, wo es eben mit anderen Formen vermischt, wo es eben so Mischformen von Genres gibt. Gerade zum Beispiel mit Dark Fantasy haben wir auch gerade gemeint, es gibt ganz viele Fantasybücher, die an einer Universität oder Akademie oder sowas spielen, wo dann aber eben zum Beispiel der Fantasyanteil einfach überwiegt und dann so das Dark Academia einfach so ein bisschen in den Hintergrund rückt. Also zum Beispiel mir fällt da „Fourth Wing“ ein, einfach das ja okay spielt an einer Akademie. Es geht auch ums Lernen. Sie sind zusammengepfercht, aber sie reiten dann halt Drachen. Also das ist dann halt, das überwiegt dann halt einfach irgendwie dieser Fantasyanteil und zum Beispiel auch beim neuen „Alchemised“ von SenYinLu, das ist auch es geht irgendwie um Bildung und um die Alchemisten, die gelehrt und gelernt haben. Aber es ist irgendwie doch zu fantasymäßig, als dass man es als reines Dark Academia ansehen könnte.
Shelly #: ‑7# Ja, und gerade „Alchemised“ war ja, bevor es jetzt als „Alchemised“ erschienen ist, eine Fanfiction von Harry Potter. Also da geht es ja in der Vorlage um Hermine und um Draco, wo sich da dann eine Liebesgeschichte entwickelt zwischen ihnen. Und da ist ja Harry Potter nicht so ausgegangen, wie es in den originalen Büchern war, sondern da hat Voldemort quasi gewonnen und dann ist ein sehr dunkles Zeitalter angebrochen. Ja genau. Und Harry Potter würde ich auch schon. Also ganz klar Fantasy, aber auch mit Dark Academia Elementen.
Jaci #: ‑9# Auf jeden Fall.
Shelly #: ‑9# Würde ich das so einordnen, auch wenn ich sagen muss, gerade die ersten Bücher sind überhaupt nicht Dark Academia Da ist halt Wow. Kinder kommen an der Schule für Zauberei und je weiter man liest, desto dunkler wird es dann.
Jaci #: ‑9# Finde ich eben auch. Und ich habe auch bei manchen Reviews und bei manchen Blogs und sowas online gelesen, dass gerade viele sagen, wenn man mit Harry Potter angefangen hat und mit dem aufgewachsen ist, dass man jetzt eben sehr gerne Dark Academia liest, dass das so quasi die Anfangsdroge irgendwie war für dieses Genre [Shelly lacht], dass wenn man mit dem angefangen hat, immer irgendwie nett gefunden hat, wenn sie eben in der in der in der Schule sitzen und lernen müssen und dann Hausübungen machen vorm Kamin und sowas. Dass, wenn man das eben so gern gemacht hat, dass man jetzt eben dann gern Dark Academia liest.
Shelly #: ‑2# War das für dich so? War Harry Potter dein Einstieg in die Dark Academia Welt?
Jaci #: ‑1# Ich glaube tatsächlich nicht. Weil Harry Potter aber auch erst mit 16 gelesen habe, glaube ich. Ich kann meinen Einstieg ins Dark Academia auch gar nicht wirklich festmachen. Ich glaube, es sind einfach immer einzelne Elemente, die dann irgendwo durchkommen, wo eben manche Bücher nicht rein Dark Academia sind, aber man dann halt merkt, okay, mich interessiert aber genau dieser Aspekt von der Geschichte, so dieses Lernen und diese moralischen Fragen eben auch. Und ich glaub so das erste Mal, wo mir das so richtig aufgefallen ist, dass mir das Spaß macht, ist „The Picture of Dorian Gray“ von Oscar Wilde. [Shelly: Oh ja.] das habe ich ganz, ganz toll gefunden und das hat mich auch sehr früh geprägt in meinem Lesen und würde ich auch. Ich glaube nicht, dass es rein Dark Academia ist, aber ich glaube, es ist ein sehr großer Vertreter und auch einer der Klassiker, der das für mich repräsentiert.
Shelly #: ‑5# Ja, aber gerade auch ich glaube, dann wird. Also wenn Oscar Wildes „Dorian Gray“ reinfällt, dann würde ich auch sagen „Frankenstein“. [Jaci: Ja, doch.] mit dieser Exzentrik und diesen Professor, der so obsessiv ist und diese, dieses Monster da erschafft vor lauter Wissbegierigkeit und.
Jaci #: ‑6# Auf jeden Fall das Wissen, was er gehabt hat, noch nicht gereicht hat und er über die Grenzen des Leben und Tod, also über diese Grenze sogar überschritten hat.
Shelly #: ‑8# Moralisch verwerflich?
Jaci #: ‑9# Moralisch sehr verwerflich. Sehr viel Tod auch und sehr viel Leid und finde ich schon auch eine Form der Dark Academia, würde ich sagen. Und wenn man dann bei Klassikern gerade auch sind, finde ich „Sherlock Holmes“ ist schon auch. Ist zwar nicht wirklich in einem akademischen Setting per se, aber dadurch, dass er so viel Wissen hat und so viel ähm Weisheit irgendwie auch schon teilweise, dass er schon diese Akademiker irgendwie ist, ohne jemals wirklich akademisch sein zu müssen. Aber ich finde schon, dass es auch diesen Vibe gibt und auch mit dem Moralischen, dass er sein Wissen oder seine Fälle dann oft über das Wohl von anderen Menschen stellt und fragwürdige Entscheidungen trifft. Das finde ich schon auch, dass das reinpasst.
Shelly #: ‑5# Ja, stimmt, aber es nehmen ja dann die Dark Academia Bücher, die jetzt rauskommen, ja ganz oft Bezug auf die Klassiker.
Jaci #: ‑7# Auf jeden Fall.
Shelly #: ‑4# Ja, also ich denke mal, das sind so diese Urwerke, die irgendwie den Grundstein legen für diese Ästhetik in der Literatur. Jetzt bin ich mir nicht ganz sicher. Kann ich es darin einordnen oder sehe ich es als Vorwerk oder als Vorlage?
Jaci #: ‑2# Ja, also das kann man glaube ich oft einfach an bei vielen Sachen nicht festmachen. Es ist so wie „Herr der Ringe“ eindeutig für uns Fantasy ist, aber eigentlich so die Mutter aller Fantasybücher war und so immer noch Elemente davon zu finden sind. Ich weiß jetzt nicht, ob es so ein krasses Vorbild wirklich in Dark Academia gibt, aber eben wie du sagst, einzelne Werke, die einfach den Grundstein gelegt haben. Einfach so? Ja, genau. Und wo ich auch sagen muss, das ist mir bei der Vorbereitung aufgefallen ein Klassiker, bei dem ich schon sagen würde, er wäre Dark Academia ist „Faust“ von Goethe. „Faust, der Tragödie erster Teil“ finde ich schon sehr Academia. Er strebt so sehr nach Wissen, dass er sogar einen Pakt mit dem Teufel eingeht, um mehr zu erfahren und in die Hölle zu reisen und in den Himmel. Und das finde ich. Und dadurch eben so viele Menschen dann leiden. Weil er Wissen haben will und moralisch ganz viel falsch läuft. [lacht] Ich finde schon, dass - hot take - aber „Faust“ ist Dark Academia.
Shelly #: ‑5# She said what she.
Jaci #: ‑3# Aber natürlich gibt es neben dem „Faust“ und auch noch modernere Bücher, die wir als Dark Academia sehen. Und wir haben zwar vorher gesagt, es ist kein neuer Trend, aber wir finden jetzt gerade sind wir gerade wieder in einer höheren oder in einer Zeit, wo wieder mehr produziert wird in dem Thema, in dem Genre. Und da haben wir uns natürlich gefragt: Woher kommt es, dass es jetzt gerade wieder beliebter ist? Und mein meine Einsicht ist, dass es eine gewisse so wie viele Bücher man liest, die um dem Alltag zu entfliehen. Und ich finde Dark Academia macht es eben so, dass das moderne Leben nicht wirklich eine Rolle hat. Also eben wie vorher gesagt, es ist irgendwie zeitloser. Es gibt kein Social Media, es ist kein Hustle und Bustle. Es ist irgendwie ruhiger, die Außenwelt spielt weniger eine Rolle. Alle sind irgendwie entspannter und es geht wirklich nur um das Wissen, um das Sein, was man auf diesem Campus irgendwie hat. Aber es ist trotzdem noch real oder realistischer, als wie jetzt Fantasy. Weil Fantasy, da ist klar, dass man dem Leben entkommt, weil man nicht so wirklich auf einen Drachen treffen wird in Tirol aber eben Dark Academia. Also das könnte man sehr bald auch leben, weswegen die Ästhetik zum Lifestyle glaube auch so beliebt ist, weil man es leicht adaptieren kann. Also es ist eher akzeptiert, wenn ich mit meinem Caro Rock rumlaufe, als wie das Schwert auf dem Rücken geschnallt habe.
Shelly #: ‑2# Ja, stimmt, das ist so semi Eskapismus. [beide lachen]
Jaci #: ‑1# Genau. Und ihr habt auch ein Zitat in einem Blogbeitrag der von Wallflower Journal. Die hat geschrieben: „Dark Academia isn‘t a fastfood burger. It's a four course meal.“ Also eben Dark Academia braucht Zeit. Es ist jetzt nicht dieses dieser 200 Seiten Roman, den man im Sommer gerne an einem Tag liest. Man muss sich wirklich oft die Zeit für das nehmen, weil es auch eben oft dicke Bücher sind. Es sind schwere Themen, es sind eben oft moralische Sachen, die man dann selber auch überdenken muss oder sowas.
Shelly #: ‑0# Eben diese ganzen komplexen Einflüsse von von der Klassik. Zitate. Oft sind in anderen Sprachen Zitate drin, Latein und Altgriechisch eben. Und wenn du es wirklich gewissenhaft liest, dann googelst du das nach, was das jetzt heißt. Ja und klar, man liest da teilweise drüber, aber wenn man sich die Zeit nimmt, dann hat man mehr vom Buch.
Jaci #: ‑5# Ja, da gebe ich dir tausend prozentig recht und gleichzeitig eben viele Sachen muss man googeln. Aber ich finde es auch das Tolle an Dark Academia oft. Man liest es ja auch oft, wenn man entweder selber diesen Campusflair erleben möchte oder schon erlebt hat. Und wenn man dann eben oft Sachen, die man selber in der Uni gelernt hat, dann in so einem Buch liest oder Autoren wiedererkennt, Zitate erkennt, Anspielungen versteht, das ist so eine Belohnung, also ein rewarding thing, wenn man das dann versteht, so ein gutes Gefühl, dass man sich denkt, ich bin auch Teil der Academia Bubble [lacht], so irgendwie. Und dennoch ist es aber eben anstrengend zu lesen, weil man eben alles verstehen muss, weil man auch alles verstehen möchte. Und ja, das sind ganz viele Ebenen in diesen Büchern, die es so spannend macht, die zu lesen.
Shelly #: ‑7# Ja, aber ich muss ganz ehrlich sagen jetzt eine kleine Kritik am Genre [lacht, Jaci: Uhhh.] Ich habe eine Phase gehabt nach der Matura, da habe ich, da habe ich von Dark Academia gelebt. Alles, was ich geschaut habe, war Dark Academia. Mein ganzes Pinterest Board war nur Dark Academia. Mein Kleiderkasten habe ich versucht auf Dark Academia umzuräumen, ist aber auch mit Geld verbunden und das hatte ich damals nicht und in this economy sowieso nicht [beide lachen]. Und eben ganz viel Dark Academia gelesen. Und mein Wunsch war so groß, an die Uni zu gehen. Ich wollte das Leben, ich wollte, ich wollte dieses Girl sein, das sie mit ihrer Ledertasche und ihren ihren da so Tweedröcken und den tollen Mänteln so im Herbst ganz romantisch durchs Laub geht, an die Uni und brilliert. [Jaci: Ja?] Und ich bin so desillusioniert worden [lachend], wie ich angefangen habe zu studieren. Es ist nicht alles immer so, wie es in den Büchern steht. Das müssen wir, müssen wir vielleicht an der Stelle anmerken. Aber das ist auch nicht die Funktion von diesem Genre.
Jaci #: ‑2# Genau. Und man muss halt auch dazu sagen, es sind meistens amerikanische oder englischsprachige Werke. Und da ist das Schulsystem auch anders. Ich glaube schon, dass die Uni drüben auch viel anders da funktioniert als sie bei uns.
Shelly #: ‑2# Also sie haben viel schönere Gebäude, gerade in England und so. Ich mein … Geiwi-Turm?. Wow.
Jaci #: ‑9# Ach, ein bisschen lokaler Humor. [lacht] So, wir spannen den Bogen wieder zurück zum Literarischen. Wir haben vorher über die Klassiker geredet und auch schon Anfangswerke quasi, die wir als Dark Academia sehen. Aber Shelly, was ist ein neuerer Titel, den du als Dark Academia sehen würdest oder der du sagst, wie die das Genre einfach gut repräsentiert?
Shelly #: ‑7# „Neuerer“? Muss es in den 2000ern sein?
Jaci #: ‑5# Nein, genau deswegen. Ich weiß genau, was für ein Buch jetzt kommt. Deswegen „neuerer“.
Shelly #: ‑1# [lacht] 1989 „Der Club der toten Dichter“. Also „Dead Poets Society“ von Nancy H. Kleinbaum war für mich eines der Werke, wo ich mich in das Genre verliebt habe. Und ja, was soll ich sagen? Die meisten kennen es. „Club der toten Dichter“ repräsentiert in gewisser Form auch dieses Genre und es ist einfach herrlich. [lacht]
Jaci #: ‑4# Das passt. Das ist genug. Mehr müssen wir nicht wissen. [beide lachen] Die meisten kennen es wahrscheinlich durch die Verfilmung mit Robbie Williams.
Shelly #: ‑7# Robin Williams. [Jaci: Ups. Hoppala.] [beide lachen]
Jaci #: ‑6# Die meisten kennen es wahrscheinlich durch die Verfilmung mit Robin Williams. Einfach ein super Film Und ich brauche danach immer zwei, drei Werktage, um mich wieder von dem zu erholen.
Shelly #: ‑0# Mich macht das so fertig, ja.
Jaci #: ‑8# Ja, also deswegen auch wieder. Es ist kein Fastfood Burger. Es ist ein „four course meal“ mehr, weil man danach auch tagelang danach noch an die Geschehnisse der Werke denkt.
Shelly #: ‑4# Für dich? Was ist ein moderneres, was dir …?
Jaci #: ‑9# Ich bin ein bisschen besser von der, von der Zeit. Ich bin 1992 „The Secret History“ von Donna Tartt.
Shelly #: ‑3# Ganze drei Jahre jünger, ha. [lacht]
Jaci #: ‑3# Ja, also, das Buch habe ich, muss ich gestehen. Jetzt zur Vorbereitung für den Podcast gelesen. Einfach, weil es für viele eben als das Werk für das moderne Dark Academia-Genre quasi gesehen wird. Und ich war begeistert. Es hat ja auch 560 Seiten. Also man ist dann auch ein Zeitchen dran und es sind auch so ganz bibeldünne Seiten in der Ausgabe, die ich gelesen habe und ich war einfach verzaubert. Es ist eben genau dieses Setting, es ist eine amerikanische Uni und es ist irgendwie immer Herbst oder Winter. Es wird irgendwie nie warm und [Shelly lacht] und alle haben irgendwie hübsche Brillen und lange dramatische Mäntel und das Setting wird einfach 1A geschaffen. Und was da halt auch ganz wichtig ist, ist, was im Academy Setting natürlich oft der Fall ist, was auch bei „Dead Poets Society“ der Fall ist. Diese Figur des Professors ist auch ganz wichtig, der eben Einfluss auf seine Schüler auch hat und der als wichtige Figur dann oft im Vordergrund steht. Und „The Secret History“ von Donna Tartt hat es da einfach für mich geschafft diese Balance zwischen Wissen und „Wissen ist Macht“ darzustellen, aber auch gleichzeitig eben zu zeigen an der ganzen anderen Uni sind diese Leute in dieser Gruppe absolut absurd, weil sie eben so realitätsfern sind. Und es ist dieser Gruppe schon auch irgendwie klar. Oder einem der der der Hauptfigur in der Gruppe schon klar. Mit diesem Abschluss wird sie nicht viel oder wird er nicht viel erreichen irgendwie danach. Also er reflektiert schon darüber so er macht es jetzt, weil es ihn interessiert und er in diesen circle hineingezogen wurde. Aber danach weiß er nicht, ob er wirklich einen Job hat und was er danach wirklich macht. [lacht] Und das finde ich auch ganz witzig, dass sie das dann selber wieder so bis sie reflektiert hat. So ja, Dark Academia ist toll, Wissen ist toll, aber was macht man danach eigentlich damit? [lacht] Und das war ja und die moralischen Dinge, was da passieren, möchte ich nicht genau näher sagen, weil das ist ein bisschen ein Spoiler. Aber es geht auch viel um Tod, Verderben, Sucht auch usw. Es ist ein grandioses Buch, habe ich gefunden und für mich auch sehr ein Grundstein für das Genre.
Shelly #: ‑3# Mir hat es auch gut gefallen, aber ich habe das schon vor ein paar Jahren gelesen, wie es ganz groß auf Tiktok war. Ich war jetzt gerade etwas erstaunt, dass es schon 1992 released worden ist, weil ich dachte, das wäre jünger.
Jaci #: ‑4# Ja, aber es ist auch eines der Werke, an dem ich jetzt auch gemerkt habe, dass es zeitlos ist, weil es könnte in den Neunzigern spielen, weil es gibt eben kein Social Media, es gibt Radios, es gibt Fernseher, aber es könnte auch genauso gut jetzt spielen einfach in einer Gruppe Jugendlicher, die einfach kein Handy haben, weil man auch vor der Außenwelt einfach so wenig mitbekommt und nicht weiß, haben die anderen Handy? Das interessiert uns nicht. Es geht nur um unsere Gruppe und die können so gut auch im Jetzt leben. [Shelly: Stimmt.] Deswegen ist es ein zeitloses Buch.
Shelly #: ‑8# Ein zeitloses Genre. Natürlich gibt es jetzt noch Unmengen an Titel, die man euch jetzt runterrattern könnten, aber ich würde vorschlagen, wir schreiben das einfach zusammen, schauen was man in der Bibliothek haben und würden das euch dann runter in die Shownotes schreiben, dann könnt ihr da nachschauen. [Jaci: Genau.] So und dann würde ich sagen, das war die Dark Academia-Folge.
Jaci #: ‑4# Schön war's.
Shelly #: ‑2# Schön war's. Ja, wir haben uns sehr gefreut. [lacht]
Jaci #: ‑3# Ich glaube, man hat gemerkt, das Thema liegt uns am Herzen. Es ist ein Genre, in dem wir uns auch beide wohlfühlen. Und wir sind gespannt auf eure Eindrücke.
Shelly #: ‑8# Genau! Schreibt uns doch unter post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at. eure Meinung zum Podcast, zu Dark Academia, was für Dark Academia-Bücher würdet ihr uns empfehlen zu lesen? Und genau, wir melden uns dann bald wieder mit einer neuen Folge der Teatime und wünschen bis dahin schönes Lesen.
Jaci #: ‑1# Viel Spaß! Outro-Musik]
Christina] #: ‑8#
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