Kurz und Schmerzlos mit ... Rebekka Endler ("Witches, Bitches, It-Girls")

Shownotes

Wissenschaftskommunikation ist der Soziologin Rebekka Endler ein großes Anliegen. Und zwar verständlich für alle. Sie sieht viele Vorteile von Podcasts in der Wissensvermittlung. Mit Boris unterhält sie sich übers Podcasten (Rebekka hat darin viel Erfahrung, denn sie selbst betreibt den Podcast „Feminist Shelf Control“ mit ihrer Freundin und Kollegin Annika Brockschmidt).

In ihrem Buch „Witches, Bitches, It-Girls“ beschäftigt Rebekka sich mit Geschlechtergerechtigkeit. Sie spricht mit Boris über den Backlash, der seit der Corona-Pandemie stattgefunden hat. Und sie teilt ihre Ansichten über Künstliche Intelligenz: Warum lassen wir die KI Jobs machen, die Menschen gerne machen – und nicht welche, die niemand gern macht?

„Witches, Bitches, It-Girls“ von Rebekka Endler (Rowohlt 2025): https://www.rowohlt.de/buch/rebekka-endler-witches-bitches-it-girls-9783498007409?srsltid=AfmBOorourCj9illW9Ltx83AqQjXeDCc_NBGfnNa6VrxeALHVXOMBsWt

Gibt’s auch in der Stadtbibliothek: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/121782?query=witches%20bitches https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/84478?query=das%20patriarchat%20der%20dinge

Rebekkas Buchtipp: „Zwischen uns liegt August“ von Fikri Anil Altintas (C.H. Beck): https://www.chbeck.de/altintas-zwischen-liegt-august/product/38775168

Feminist Shelf Control – Der Podcast: https://open.spotify.com/show/2SPUa0Pu3iEiXO2w9NmX5T

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00:00:07: modulierte Stimme] Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen. 

00:00:07: Boris liest: Rebekka Endler,

00:00:08: "Witches, Bitches, It-Girls:

00:00:12: Wie patriarchale Mythen uns bis heute prägen".

00:00:15: Rowohlt 2025.

00:00:20: Das Patriarchat ist kein Mythos.

00:00:23: Bestsellerautorin Rebekka Endler macht sich in ihrem neuen Buch auf die Suche nach den Ursachen des Patriarchats

00:00:29: und geht der Frage nach, welche misogynen Mythen bis heute unser Denken und Handeln bestimmen.

00:00:37: "Witches, Bitches, It-Girls" ist eine anekdotische Spurensuche, die durch die lange Menschheitsgeschichte führt.

00:00:44: Rebekka Endler blickt dabei in den Maschinenraum des Patriarchats, beschäftigt sich mit der Kanonisierung in der Kunst, mit der Epoche der Romantik, mit der sogenannten "Normalität" und mit feministischen Wellen, mit Cancel Culture und Transfeindlichkeit und fragt, was bringt so viele Frauen heute noch dazu, von einem rettenden Märchenprinzen zu träumen?

00:01:08: Warum werben sogenannte Trad Wives für ein Leben als Hausfrau und Mutter?

00:01:14: Was steckt hinter der Mami-Bloggerwelle und welche Funktion haben Frauenbilder wie Witches, Bitches und It-Girls?

00:01:24: Humorvoll, schlagfertig und kämpferisch

00:01:28: zeigt Rebekka Endler, wie wir alle das Patriarchat Tag für Tag am Laufen halten und wie wir es dennoch verändern können, wenn wir das System dahinter verstehen und angreifen.

00:01:54: Intro-Musik] Boris: Hallo und herzlich willkommen zurück beim "Vorwort: Kurz und Schmerzlos", heute mit Rebekka Endler und mein Name ist Boris Schön.

00:02:04: Ja Rebecca, schön, dass du da bist.

00:02:06: Rebekka Endler: Ja, danke für die Einladung.

00:02:09: Boris: Wie immer würde ich dich bitten, als erstes dich kurz vorzustellen.

00:02:13: Rebekka Endler: Ja, ich heiße Rebekka.

00:02:16: Ich bin von Haus aus Journalistin, eigentlich ursprünglich Sozialwissenschaftlerin, schreibe inzwischen Bücher und mache einen Podcast zusammen mit meiner Freundin und Kollegin Annika Brockschmidt.

00:02:30: Ich könnte jetzt eigentlich noch sagen, wie der heißt.

00:02:32: Das wäre ja noch besser. [lacht]

00:02:33: Also der heißt "Feminist Shelf Control".

00:02:37: Und darin sezieren wir unsere Gegenwart auf patriarchale Muster, insbesondere in Bezug auf die Liebe und die Romantik.

00:02:52: Allerdings besprechen wir auch seit geraumer Zeit ... Artikel, Podcasts, die uns aufregen, gerade in diesem Bezug.

00:03:02: Ja.

00:03:02: Boris: Jetzt hast du als Erstes gesagt, Journalistin oder journalistische Arbeit.

00:03:07: Ich habe auf deiner Website gefunden, aber ich weiß nicht, wer aktuell dieser Satz ist.

00:03:11: Rebekka Endler: Die ist sehr veraltet, die Website. [lacht]

00:03:12: Boris: Ja, ich habe mir das ein bisschen gedacht, weil dein aktuelles Buch, glaube ich, gar nicht so wirklich auftaucht.

00:03:16: Rebekka Endler: Die ist extrem

00:03:16: stiefmütterlich von mir behandelt.

00:03:18: Ja, das stimmt.

00:03:19: Was steht denn da?

00:03:20: Boris: Da steht "Rebekka Endler, Journalistin und so".

00:03:24: Rebekka Endler: Ja. [lacht]

00:03:26: Ja, weil ich tatsächlich, wenn ich sage, ich bin Journalistin, dann ist es was, woran ich lange gearbeitet habe.

00:03:31: Allerdings habe ich jetzt keine klassische journalistische Ausbildung oder ein Volo, sondern ich bin Quereinsteigerin aus der Wissenschaft, dann so langsam Stück für Stück in den Journalismus gewechselt, weil mir das ein großes Anliegen war bzw.

00:03:46: ich als Wissenschaftlerin gemerkt habe, dass die Kommunikation von Forschungsergebnissen, so das ein Großteil der Gesellschaft sie nicht nur verstehen kann, sondern auch was damit anfangen kann,

00:04:03: etwas ist, wo wir... Verbesserungsbedarf haben.

00:04:07: Deshalb würde ich auch sagen, schreibe ich, in Deutschland klingt das immer so sehr abwertend, aber tatsächlich stehe ich komplett dahinter, populärwissenschaftliche Bücher, weil ich glaube, dass Wissenschaftskommunikation etwas enorm Wichtiges ist, gerade in Zeiten von Desinformation.

00:04:24: Und die Aufgabe, ja, teilweise dann doch recht... dröge akademische Studien so aufzuarbeiten, dass wir sie verstehen und dass wir auch daraus eine politische Meinung gewinnen können, finde ich extrem wichtig.

00:04:45: Und das ist etwas, wo ich denke, das kann ich und deswegen mache

00:04:49: ich das. [lacht]

00:04:51: Boris: Auch als Podcast.

00:04:52: Rebekka Endler: Genau, also, ja, ja.

00:04:53: Ich würde gar nicht so sehr, also für mich unterscheidet sich Bücher schreiben oder Podcast machen

00:04:59: nicht sehr, weil es erst mal an erster Stelle steht, die Recherche, die wissenschaftliche Auseinandersetzung damit und dann daraus quasi, ja, meine Metapher ist ein bisschen vielleicht ekelerregend, aber ich sehe mich dann eher wie so eine Vogelmutter, die dann daraus verdauliche Kleie

00:05:20: macht. [beide lachen] 

00:05:22: Die Nährstoffe so aufarbeitet, dass möglichst viele, denn das ist das Ziel, etwas damit anfangen können.

00:05:30: Boris: Jetzt

00:05:31: habe ich eine Frage, die eigentlich eher so eine Meta-Ebene zu dem Podcast darstellt.

00:05:36: Erstens, du bist ja nicht nur, du machst ja nicht nur den Podcast, du bist ja auch sehr oft zu Gast in Podcasts, so wie jetzt auch hier gerade.

00:05:45: Was mich interessieren würde, wie du das siehst, es ist ja so, also diese Podcast gibt es ja eigentlich schon ziemlich lange und wir sind auch ungefähr gleich alt, aber mir kommt vor, die hats schon ganz lange gegeben, so seit den 2000ern oder Mitte 2000 auf jeden Fall, aber die haben jetzt so einen totalen Durchbruch.

00:06:01: Oder kommt das nur mir so vor?

00:06:03: Oder wie siehst du das?

00:06:04: Rebekka Endler: Ja, was wir sehr, sehr lange hatten, ist diese Podcasts, die aufwendig produziert waren.

00:06:12: Als ich angefangen habe, Radio zu machen, da war unser Traum...

00:06:15: Wir wollten alle entweder "Radio Lab" oder "This American Life" machen, was produzierte, gebaute Beiträge sind, die enorm aufwendig sind und Geld und Zeit und auch sehr viel Know-how kosten.

00:06:28: Und die sind so ein bisschen aus der Mode, sag ich mal, geraten.

00:06:32: Wir haben das immer noch.

00:06:33: Boris: Entschuldigung, aber das ist

00:06:33: ein bisschen featureartig dann?

00:06:35: Rebekka Endler: Genau.

00:06:36: Wir haben in Deutschland dann halt so Feature.

00:06:39: Also, man geht raus, als Reporterin, Reporter zeichnet seine O-Töne auf, zeichnet seine Atmo auf und dann kommt das Storytelling oben drüber.

00:06:47: Das sind Geschichten, die wirklich durch mehrere Redaktionsschleifen laufen.

00:06:52: Das weiß ich, weil ich da auch herkomme.

00:06:54: Also, das ist ursprünglich das, wie ich in den Journalismus gekommen bin, ist über Produktion von Hörstücken, die fast schon Hörspiele sind, nicht?

00:07:06: Und ich glaube, dass dann durch tatsächlich die Allgegenwart von nicht nur Podcast, sondern Podcast-Equipment, Mikrofone, die in guter Qualität sehr, sehr erschwinglich geworden ist, dann, was wir auch wieder so abwertig so Laber-Podcasts nennen, dann so langsam Einzug erhalten haben und dass viele dann gemerkt haben, dass das auch ein guter Weg ist, der einfach weniger Zeit kostet, also wirklich nicht in der Recherche, sondern in der Produktion, um Wissen zu vermitteln.

00:07:34: Und da viele von uns besser... Dinge verstehen oder leichter konsumieren können, wenn wir sie hören, weil auch die Kunst oder die Fertigkeiten Bücher zu lesen, die anspruchsvoll sind,

00:07:49: das ist nicht was, was allen Menschen gegeben ist, was auch sehr viel Übung erfordert.

00:07:54: Und dass deswegen das Podcast als Medium der Wissensvermittlung über das Gespräch auch was ist, was deswegen zunehmend an Wert gewonnen hat.

00:08:04: Aber ich sehe das auch positiv, weil das schließt einander ja nicht aus.

00:08:10: Boris:Es ist nur so viel, dass man ... suchen muss, was man quasi haben

00:08:13: will.

00:08:13: Rebekka Endler: Ja, es ist auch sehr, sehr viel Müll.

00:08:15: Auf jeden

00:08:15: Fall.

00:08:16: Also das ist ja das: Die Tatsache, dass jeder Hinz und Kunz sich ein Mikro kaufen kann, heißt natürlich auch, dass jeder sich bemüßigt fühlt, dann irgendwelche Unwahrheiten in den Äther zu ballern, ohne dass dem von irgendeiner redaktionellen Sicht Einhalt irgendwie geboten wird.

00:08:32: Das ist gleichzeitig natürlich auch ein großes Problem.

00:08:35: Aber da wir im Journalismus auch eine sehr hohe Eintrittshürde haben,

00:08:40: also es ist nicht so, dass in Volos die Gesellschaft irgendwie abgebildet wird, sondern es ist ein großes Privileg überhaupt, das machen zu können, was nicht allen Personen gegeben ist,

00:08:51: begrüße ich das erst mal, dass durch diese neue Technik so eine Demokratisierung von Reichweite stattgefunden hat und dass da sehr viel Mist dabei ist, das ist irgendwie ein Problem.

00:09:04: Aber auch da, es gibt halt auch sehr, sehr viele Leute, die eben keine klassische Ausbildung haben, die sehr gutes Programm, um jetzt mal so ein älteres Wort zu nennen, machen.

00:09:13: Und das finde ich super.

00:09:14: Boris: Während du gesprochen hast, ist mir gerade eingefallen, würdest du das eigentlich ein bisschen gleichsetzen mit dem, was Blogs waren oder sind?

00:09:21: Rebekka Endler: Ja, ich glaube, ja genau.

00:09:22: Also das sind ja Demokratisierungen von... von wegen Reichweite und Menschen zu erreichen, hat natürlich dazu, also es fing mit den Blogs an und parallel dazu haben wir eben auch im Audio und auch im Video, weil es gibt ja auch über eben Plattformen wie YouTube und Co.

00:09:40: Video-Essays, die teilweise auch extrem gut sind und ein sehr hohes akademisches Level haben, aber in der Aufarbeitung sich eben an ein sehr junges Publikum richten.

00:09:50: Das sind auch Leute, die früher niemals so viele Leute erreicht hätten, ohne diese Wege, genau.

00:09:57: Boris: Jetzt vom Blog sozusagen rüber zu deiner schreibenden Tätigkeit, du hast ja als erstes... ist es dein erstes Buch gewesen, also außerhalb des wissenschaftlichen Bereichs, "Das Patriarchat der Dinge"?

00:10:11: Rebekka Endler: Ja.

00:10:11: Boris: Und das war ja ein großer Erfolg, war ja so ein Bestseller, oder ist das...

00:10:15: Rebekka Endler: Es ist... das geworden. Es erschien in der Pandemie.

00:10:20: Was für viele Autor*innen

00:10:23: ein großes Unglück ist, dass die Bücher in der Pandemie erschienen. Bei mir,

00:10:28: dadurch, dass mich ohnehin niemand kannte, waren die Erwartungen auch sehr gering an dieses Buch. [beide lachen]

00:10:33: Allerdings war es thematisch, hat das so komplett den Nerv der Zeit getroffen, da in der Pandemie eben Geschlechterungerechtigkeiten, gerade in der Berufswelt, aber auch in der ... Familien und Aufteilungen im Privatleben, so dermaßen eklatant geworden sind, dass in der Gesellschaft schon, also ich habe quasi mit dem Buch von einer Sensibilisierung profitiert, die sich in den Monaten davor dann angebahnt hat. 

00:11:04: Oder anders formuliert, die Tatsache, dass wir uns... in der Pandemie schon gefühlt in ein Backlash bewegt haben, was Geschlechtergerechtigkeit angeht, hat dazu geführt, dass mein Buch besseren Absatz gefunden hat, als das ursprünglich von uns irgendwie angedacht war.

00:11:25: Ich meine, das war sehr schön für mich.

00:11:27: Aber das ist halt wie mit dem Buch jetzt auch.

00:11:29: Ich schwimme auf einer Erfolgswelle, die aber dem geschuldet ist, dass es immer schlimmer wird.

00:11:37: lachend] Und ich somit eine der wenigen quasi linken Feministinnen bin, die davon zumindest beruflich profitiert.

00:11:48: Absurd, aber das ist so.

00:11:50: Boris: Die Frage, die sich da auch für mich stellt, ist man das erste Buch, war ja sozusagen so ein bisschen Überraschung, wie du gerade das dargestellt hast.

00:11:57: Wie war das dann für dich im Prozess, wie du das zweite Buch geschrieben hast?

00:12:01: Ich meine, du hast den Verlag gewechselt.

00:12:04: Rebekka Endler: Das lag

00:12:04: darin, dass ich weiter mit meiner Lektorin arbeiten wollte.

00:12:07: Boris: Und die hat den Verlag gewechselt?

00:12:08: Rebekka Endler: Die war freie Lektorin.

00:12:10: Also auch das ist so ein Pandemie-Ding.

00:12:12: Ich wollte zu Dumont gehen.

00:12:15: Und dann war das aber so, dass in der Pandemie meine eigentliche Lekturen viel zu viel zu tun hatte und mit dem Projekt dann einfach aus Zeitgründen nicht konnte und sie dann eine freie Lektorin damit beauftragt hat.

00:12:26: Diese Zusammenarbeit war für mich so ein absoluter Glücksgriff.

00:12:31: Ulrike Ostermeyer ist eine Frau, die dadurch, dass sie einer anderer Generation angehört hat als ich,

00:12:38: also älter ist und so ein fundiertes Wissen über alles hat,

00:12:42: eine Person, mit der ich mich auch viel gerieben hatte, aber die mir wie keine andere dann auch gesagt hat, wenn ich mich verrannt hatte.

00:12:48: Und diese Zusammenarbeit, die war für mich auch einer der Gründe, warum das Buch das geworden ist, was es geworden ist.

00:12:56: Und deswegen wollte ich unbedingt das zweite, also es ist ja wie ... eigentlich bei einer Band.

00:13:00: Wenn eine Band ein erstes Album rausbringt und es ein Erfolg ist, dann hat man so "curse of the second album", das dauert dann meistens.

00:13:07: Und die Leute müssen sich irgendwie, weil man kann ja nicht das gleiche nochmal neu machen, aber andererseits darf man jetzt auch nicht das Rad komplett neu erfinden, denn dann will es auch niemand mehr haben.

00:13:15: Und deswegen hat das auch so lange gedauert.

00:13:18: Das waren drei Jahre und eigentlich war ein anderthalb geplant.

00:13:21: Aber die Zeit, die dazwischen vergangen ist, die war auch ganz wichtig.

00:13:26: um eben, weil ich mir dann überlegte hatte, von dem Alltagdesign, also das erste Buch drehte sich um so hauptsächlich - nicht nur - aber so haptische Dinge wollte ich eigentlich erklären, warum ist das eigentlich so?

00:13:36: Und deswegen dieser Storytelling-Angle.

00:13:39: Und gleichzeitig ist aber in den drei Jahren so viel passiert, auch so viel Schlimmes.

00:13:43: Und deswegen hat das lange gedauert.

00:13:44: Aber ich war bei Dumont hochzufrieden und das war dann eher der Zufall, dass Ulrike dann bei Rohwolt eine Anstellung gefunden hat und ich deswegen mitgewechselt bin.

00:13:55: Das ist der einzige Grund.

00:13:57: Boris: Ist, glaub ich, das allererste Mal, dass ich diese Variante oder diesen Grund für einen Verlagswechsel gehört habe.

00:14:04: Rebekka Endler: Das

00:14:04: ist gar nicht so unüblich.

00:14:05: Boris: [lacht] Ja, ich denke mir gerade, aber es ist irgendwie, es werden immer andere Geschichten erzählt kommt mir vor.

00:14:09: Rebekka Endler: Ich glaube, wenn man eine Person gefunden hat, der man so wirklich vertraut und wo man sich auch verstanden fühlt und mit der man gut arbeiten kann und die auch wirklich, die schleift mich auch, also die ist jetzt nicht großzügig bei allem, was ich mache, sondern die schenkt mir ganz unverblümt auch reinen Wein ein, wenn ich Quatsch geschrieben habe und teilweise beispielsweise wenn über ältere Frauen ihrer Generation geschrieben hab, dann hat sie mir gesagt, du scherst du alle über einen Kamm.

00:14:34: Wenn ich das mit deiner Generation machen würde, würdest du ausrasten.

00:14:37: Recht hatte sie.

00:14:38: Also wenn man so eine Person gefunden hat, dann lässt man die ja nicht mehr gehen.

00:14:42: Das ist ja auch klar.

00:14:44: Boris: Na klar, super.

00:14:45: "Witches, Bitches, It-Girls", es liegt da vor mir.

00:14:48: Und das ist auch der Grund, warum du heute Abend in einer Stadtbibliothek auf die Bühne steigen wirst und mit Laura Volker,

00:14:55: die ein Teil des CGI ist, mit dem wir kooperieren, die Moderation übernehmen wird.

00:15:00: Also seit einiger Zeit stelle ich ja allen meinen Gästen immer die Frage, wie sie den Zusammenhang von KI als Chance und Risiko für ihre berufliche Tätigkeit so einschätzen.

00:15:13: Hab da inzwischen, muss ich dazu sagen, auch schon ein sehr breites Spektrum an Antworten bekommen.

00:15:18: Aber bitte, was ist deine Einstellung zu dem Ganzen,

00:15:23: deine Hoffnungen und deine Sorgen?

00:15:25: Rebekka Endler: Also ich sehe das sehr kritisch gerade was den Einsatz von KI in Bereich von sowohl Bücherschreiben als auch Podcast angeht.

00:15:37: Bei vielen Dingen, also gerade bei Podcast,

00:15:40: erleichtert es vieles, weil diese automatischen Transcripts, also quasi Verschriftlichung des Podcasts, ist wichtig für die Barrierefreiheit, macht es sehr viel einfacher zu zitieren.

00:15:51: Also da bin ich Freundin von, das finde ich gut.

00:15:55: Aber gerade bei Büchern, also was die KI beispielsweise, wenn ich meinen Namen eingebe, dann teilweise ausgespuckt hat, was die Anzahl meiner Kinder und Partnerschaften angeht.

00:16:07: Also das ist so hahnebüchen, das es,

00:16:10: ja ärgerlich ist.

00:16:11: Und was ich auch problematisch finde ist, dass sich viele auch tatsächlich Journalist*innen relativ wenig Gedanken machen

00:16:21: in meiner Zunft über die ethischen Gesichtspunkte von KI und wem die eigentlich gehören und was auch für eine riesen Umweltverschmutzung und Verschleudung ist und die Inhalte ja nun auch wirklich fehlerhaft sind, weil die Sachen, die eingespeist werden, auch äußerst fehlerhaft sind.

00:16:39: Also ich glaube... Man könnte KI für sehr viele sehr gute Dinge nutzen, die unser aller Leben und ich meine wirklich das Allgemeinwohl besser machen würden, aber das sind nicht die Bereiche, in denen KI im Moment eingesetzt wird.

00:16:53: Und gerade, auch gerade was Covergestaltung angeht, arbeiten ja auch die ersten Verlage mit Agenturen zusammen, die KI-generierte Cover machen.

00:17:02: Also warum lassen wir KI Jobs machen, die begehrt sind, die Menschen, kreativ sich ausleben können und die wahnsinnig gerne von Menschen erledigt werden.

00:17:13: Wenn wir KI auch Dinge erledigen lassen könnten, die niemand von uns gerne macht.

00:17:18: Also ich rede da beispielsweise vom Gesundheitssystem.

00:17:23: Da gibt es schwierige logistische Sachen, die mit Planungen und Modellen zu tun haben.

00:17:27: Das könnte man alles auf KI auslagern, um eine bessere Versorgungssicherheit in Krankenhäusern zu garantieren.

00:17:34: Aber stattdessen lassen wir Covergestaltung von KI machen.

00:17:37: Ich verstehe das nicht, das finde ich fürchterlich.

00:17:40: Boris: Vollkommen, ja.

00:17:40: Rebekka Endler: Das war

00:17:41: jetzt nur ein kleiner Rundumschlag.

00:17:42: Ich könnte jetzt auch anderthalb Stunden ... Ich verteufle nicht die Technik an sich, aber ich bin auch keine Freundin davon.

00:17:51: Und gerade, ich spreche zum Beispiel auch meine eigenen Hörbücher.

00:17:55: Und ich weiß, dass meine Stimme schon geklont wurde.

00:17:57: Und dann ist das die Frage, ob ich beim nächsten Buch das noch selber sprechen darf.

00:18:01: Oder ob man einfach meine geklonte Stimme nehmen darf.

00:18:04: Ja, also ... Dieser ganze juristische Rattenschwanz, der da auch noch dran hängt und für den es keine ausreichende Regulierungen gibt, das ist ja noch mal ein ganz anderes Fass, was da aufgemacht wird.

00:18:14: Boris: Ja.

00:18:16: Die allerletzte Frage, wie immer, hast du einen Buchtipp für unsere Zuhörer*innen?

00:18:22: Rebekka Endler: Also ich lese jetzt gerade von Fikri Anil Altintas "Zwischen uns liegt August".

00:18:29: Und finde es ein sehr, sehr schön, sehr berührend erzähltes Buch über eine Frau, seine Mutter, die ihrer Familie langsam entschwindet und der Sohn, wie er quasi ihren Werdegang nacherzählt und das Familienleben und so.

00:18:46: Das ist ein Buch, was ich jetzt gerade lese und was mich sehr berührt.

00:18:50: Boris: Vielen herzlichen Dank.

00:18:52: Rebekka Endler: Sehr gern.

00:19:18: Outro-Musik] Boris: S'Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der Stadtstimmen, dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.

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