Kurz und Schmerzlos mit ... Isabella Straub ("Nullzone")

Shownotes

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Schon seit jungen Jahren weiß Isabella Straub um die Kraft der Literatur. Trotzdem war es für sie viele Jahre lang unvorstellbar, einen Roman zu schreiben. Spontan nimmt sie dennoch an einem Kurzgeschichtenwettbewerb teil und wird in einem von Sibylle Berg herausgegeben Sammelband veröffentlicht. Seither ist die österreichische Autorin mit vielen Ehrungen und Preisen für ihr literarischen Schaffen ausgezeichnet worden, unter anderem war sie 2024 Stadtschreiberin von Hamburg.

In ihrem Gespräch mit Boris geht sie auf ihren Werdegang ein, spricht über den Vorteil von Pseudonymen in einem Literaturbetrieb, in dem Unterhaltungs- und Hochliteratur oft Hand in Hand gehen. Außerdem teilt sie ihre Meinung dazu, wie Künstliche Intelligenz schon jetzt auf Teile des Buchmarktes wirkt und wie sie das Thema KI in ihrem neuen Roman (da heißt das Modell „Mandy“) selbst bearbeitet hat.

„Nullzone“ von Isabella Straub bei Elster & Salis: https://www.elstersaliswien.com/buecher/null-zone

Gibt’s auch in der Stadtbibliothek: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/120732?query=nullzone https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/125232?query=nullzone (ebook)

Isabell Straubs Literaturtipps: „Liebesleben“ von Zeruya Shalev

https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simple_search?query=zeruya%20shalev

„Serge“ von Yasmina Reza https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simple_search?query=%22Reza%2C%20Yasmina%22

svorwort #popcast #bibcast #kurzundschmerzlos #isabellastraub #nullzone #stadtstimmen

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00:00:07: [moduliert] Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen. [moduliert]

00:00:07: Boris: Isabella Straub "Nullzone", Elster & Salis Wien 2025.

00:00:17: Alles steht Kopf in den zweiundzwanzig Stockwerken des Kratzer.

00:00:23: Das schiefe Hochhaus mit Sozialwohnungen in einem Wiener Stadtentwicklungsgebiet soll einem futuristischen Luxusimmobilienprojekt weichen.

00:00:33: Völlig unterschiedliche Lebensentwürfe treffen aufeinander, als Hausmeisterin Elfi eine Unterschriftenaktion startet und Paketbote Rachid mehr oder weniger freiwillig in der #Jesuiskratzer-Bewegung dagegen protestiert.

00:00:51: Auf der anderen Seite steht der Zukunftsforscher Gabor, der sich mit seiner Frau einen neuen Lebensabschnitt in einer KI-Wabe gönnen will, jedoch mehr und mehr an dem Projekt,

00:01:03: seiner Beziehung und seinem ganzen Leben zu zweifeln beginnt. [Intro-Musik]

00:01:22: Boris: Hallo und herzlich willkommen zurück beim "Vorwort: Kurz und Schmerzlos".

00:01:28: Heute mit Isabella Straub und mein Name ist Boris Schön.

00:01:32: Ja, Isabella, schön, dass du da bist.

00:01:34: Isabella Straub: Danke für die Einladung.

00:01:37: Boris: Wie alle unsere Gäste würde ich dich als erstes bitten, dich kurz vorzustellen.

00:01:43: Isabella Straub: Ja, ich bin Schriftstellerin, war das aber nicht immer, sondern ich war lange Journalistin und Werbetexterin und habe also ein ganzes Leben voll mit Schreibberufen gehabt.

00:01:55: Und ich möchte nur eine kleine Geschichte erzählen aus meinem Leben.

00:01:59: Da war ich, glaube ich, zehn oder elf und habe immer sehr viel gelesen und habe ein Jugendbuch damals gelesen, das hat geheißen, "die Kirschkernkette".

00:02:11: Und ich kann mich genau an einen Moment erinnern.

00:02:14: Also ich erinnere mich nicht an viele Dinge aus meiner Kindheit, aber an das kann ich mich erinnern.

00:02:19: Ich habe das gelesen und war plötzlich so in dieser Geschichte und mit diesen Mädchen verbunden um das es geht, dass ich absolut ergriffen war.

00:02:28: Also ich weiß noch, dass mich das vollkommen umgehaut hat, was da passiert ist in diesem Buch.

00:02:34: Und war dann immer... Mein ganzes Lese-Leben lang eigentlich auf der Suche nach diesen Momenten in der Literatur, dass einen etwas vollkommen mitnimmt und ergreift und einfach transformiert.

00:02:48: Und ich glaube einfach an diese Kraft der Literatur, dass sie Leben und Menschen verändert.

00:02:54: Boris: Du bist ja heute da mit deinem vierten Roman, den du glaube ich,

00:02:58: Das ist der vierte, gell?

00:03:00: Nullzone.

00:03:01: Und wirst du heute auch in der Stadtbibliothek eine Lesung haben.

00:03:04: Wir haben dann auch ein Gespräch auf der Bühne.

00:03:07: Jetzt hast du ja vorher gesagt, dass du erst journalistisch gearbeitet hast, als Werbetexterin und bist relativ spät, glaube ich, eigentlich erst zur Schriftstellerin geworden.

00:03:19: Wie waren das so die Stationen, wie es sich dahin entwickelt hat?

00:03:23: Isabella Straub: Also das war eigentlich, das war nie ein Traum.

00:03:25: Viele Leute träumen ja davon ein Buch zu schreiben oder einen Roman zu schreiben und bei mir war das ganz interessant, weil das war kein Traum.

00:03:32: Sondern für mich war, ich habe natürlich immer sehr viel und sehr gerne gelesen und auch Germanistik studiert und das war immer ein wichtiger Teil meines Lebens, aber für mich war unvorstellbar.

00:03:43: Also für mich war es vollkommen unvorstellbar, wie schreibt man einen Roman?

00:03:46: Wie kann das sein, dass man im Kopf so eine Geschichte entwirft?

00:03:50: Heute ist es so, dass ich das unterrichte, Storytelling und wie man das macht, aber damals war es für mich absolut unvorstellbar.

00:04:00: Es war alles eigentlich reiner Zufall.

00:04:05: Die Geschichte weiß ich auch noch.

00:04:06: Es gab von einer deutschen Frauenzeitschrift, die es nicht mehr gibt, einen Kurzgeschichten-Wettbewerb.

00:04:13: Und ich habe mir die Gewinnergeschichten durchgelesen und habe mir gedacht, naja, das möchte ich auch versuchen.

00:04:21: Das war mein absolut erster Versuch.

00:04:29: Also die Geschichten, die gewonnen haben oder die auf der Shortlist waren, sind dann bei "Droemer Knaur" rausgekommen in einem Buch, das Sibylle Berg mit herausgegeben hat.

00:04:38: Und da war ich dabei und ich konnte das überhaupt nicht fassen.

00:04:41: Weil ich habe mich eigentlich nicht damit beschäftigt und habe dann noch ein paar andere Literaturwettbewerbe gewonnen.

00:04:46: Und dann habe ich mir gedacht, das gibt es ja nicht, jetzt möchte ich es lernen.

00:04:50: und habe dann wirklich das ganz konsequent und richtig von Anfang an quasi, ja das literarische Schreiben gelernt, soweit man es lernen kann.

00:05:01: Boris: Aber du bist trotzdem jetzt nie so in das reine Berufsschriftstellerinnentum reingerutscht, oder du warst immer nebenbei berufstätig?

00:05:08: Isabella Straub: Nein, also ich ... ja.

00:05:10: Das ist ja als Schriftstellerin, das ist ja eine vollkommene Illusion, dass man sich jetzt sagt, man lebt jetzt davon, sondern ich habe einen Werbetext natürlich immer weitergemacht und also habe auch sehr viele Workshops gemacht, was das, was den Werbetext betrifft und coache da auch Unternehmen und Leute und mach das jetzt auch für Schriftsteller oder für angehende Schriftsteller und Schriftstellerinnen.

00:05:40: im Grunde ist, dass es eine Mischkalkulation, also es gibt Stipendien, die man bekommt, dann gibt es Preisgelder und dann, also das ist irgendwie so eine Geschichte, aber das ist keine Konstante, das kriegt man oder man kriegt es nicht.

00:05:53: Und habe aber eine Zeit lang, das taucht nur nicht auf in meiner offiziellen Biografie, Unterhaltungsliteratur für einen sehr großen deutschen Verlag geschrieben,

00:06:03: Frauenunterhaltung.

00:06:04: Boris: Okay,

00:06:05: Ghostwriterin oder wie?

00:06:06: Isabella Straub: Nein, unter Pseudonym.

00:06:08: Boris: Okay.

00:06:09: Isabella Straub: Also habt ihr mehrere Pseudonyme mittlerweile schon einen ganzen Pseudonym Friedhof? Boris: [lacht]

00:06:14: Isabella Straub: Weil man kann ja mit einem neuen Namen, kann man immer wieder von vorne beginnen, hat man immer wieder ein neues Debüt.

00:06:20: Und hab da super Verträge gehabt und eine Zeit lang wirklich davon gelebt.

00:06:24: Also davon kann man leben, von der Unterhaltung kann man leben.

00:06:27: Das ist man natürlich nicht in den Feuilletons und so, kriegt keine Rezension und keine Preise, aber man kriegt einfach Geld.

00:06:33: Und zwar, das ist wirklich in einem... Damals noch, das war noch vor der Pandemie, habe ich diese Verträge gehabt, das war einfach schon toll und davon kann man sehr gut leben.

00:06:45: Ja

00:06:45: Boris: Das ist eigentlich auch ein sehr spannendes Thema.

00:06:47: Ich war mal eine Zeit lang im Buchhandel und da gab es zum Beispiel, die gibt es, glaube ich, immer noch, die Nora Roberts und ich, die hat irgendwie weiß nicht, zwölf verschiedene Romanreihen parallel, wo ständig neue Bücher rauskommen.

00:06:58: Ich habe mir dann immer auch die Frage gestellt, ob die wirklich alle von einer Frau Nora Roberts geschrieben werden oder vielleicht doch von irgendwem anderen

00:07:07: Isabella Straub: Das ist ja auch interessant, das ist offenbanisch.

00:07:10: Ja, dass es Teams gibt, die alle unter einem Namen schreiben.

00:07:12: Und ich bin Einzelperson und schreibe aber unter mehreren Namen.

00:07:15: Boris: Ja, genau.

00:07:16: Isabella Straub: Und dann gibt es ja offene und geschlossene Pseudonyme.

00:07:19: Das heißt, bei einem offenen Pseudonym steht quasi im Klappentext drauf, wer das eigentlich ist.

00:07:24: Boris: So wie der Jean-Luc Bannalec.

00:07:26: Isabella Straub: Ja,

00:07:27: genau.

00:07:28: Oder die, wie heißt die, die J.K. Rowling, die schreibt ja auch Krimis und einem Männernamen.

00:07:36: Was natürlich auch interessant ist.

00:07:39: Also so kann man die Genres wechseln, die nicht zusammen passen.

00:07:41: Es gibt da Genres, die passen zusammen.

00:07:43: Man ist immer eine Marke als Autor.

00:07:45: Und da gibt es Dinge, die passen zusammen.

00:07:47: Zum Beispiel gibt es viele Belletristikautoren, die auch Kinderbücher schreiben.

00:07:51: Das passt irgendwie und so.

00:07:52: Aber Unterhaltungsliteratur und quasi Literatur, das ist halt sehr schwierig.

00:07:58: Auch wenn beides, wie in meinem Fall, lustig ist.

00:08:01: ist es ja doch ein Wechsel in den Ebenen.

00:08:05: Also Literatur spielt sich auf einer anderen Ebene ab

00:08:07: als Unterhaltungsliteratur, die alles auserzählt.

00:08:11: Und das kann man irgendwie nicht kombinieren oder ganz schwer kombinieren.

00:08:15: Und deswegen wählt man hier das Pseudonym, obwohl ich ein offenes Pseudonym genommen habe, was auch keinen Sinn macht im Endeffekt.

00:08:23: Lesungen kann man dann eh nicht machen.

00:08:24: Also es ist irgendwie... Entweder es funktioniert und bei der Unterhaltung ist man ja ganz schnell weg vom Fenster, wenn man da nicht die Verkaufszahlen hat.

00:08:32: Das geht ja dann wieder ganz schnell.

00:08:35: Boris: Aber die können schon sehr hoch sein.

00:08:37: Isabella Straub: Ja, ja, die Auflagen sind sehr hoch.

00:08:40: Weil die investieren in einen Autor, also man kriegt sehr hohe Vorschüsse.

00:08:44: Jetzt haben die das vorinvestiert, dann müssen sie quasi ins Marketing investieren, sonst ist es ja verlorenes Geld, verbranntes Geld.

00:08:52: Das heißt, man kriegt ein Marketing.

00:08:54: das dann immer ein bisschen bescheidener ausfällt, als es ursprünglich versprochen war.

00:08:59: Aber das braucht man.

00:09:00: Also Unterhaltung braucht Marketing, weil es hat ja keine Zeitungspräsenz.

00:09:04: Boris: Inklusive Stapelflächen einkaufen in Buchhandelsketten,

00:09:09: Isabella Straub: In Bahnhöfen und so.

00:09:10: Das sind dann Bahnhofsbücher, sogenannten in Stapeln.

00:09:15: Das war eine super Erfahrung, so was einmal zu machen, weil es natürlich ganz anders... der Markt ganz anders funktioniert.

00:09:22: Und man muss auch wissen, die Leute, die man hochnäsig sind, so ein bisschen gibt es auch Autoren, die bis hier hochnäsig sind, sind auf die Unterhaltung runterschauen.

00:09:29: Und dann heißt es aber immer, dass die zahlen euch euer Abendessen.

00:09:33: Weil das ist natürlich die Querfinanzierung der Verlage, die auch nur so funktioniert.

00:09:38: Boris: Aber jetzt noch mal zurück zu deinen Romanen, die du mit deinem Namen darauf geschrieben hast.

00:09:45: Hat sich da für dich auch etwas entwickelt im Laufe dieser vier Romane?

00:09:50: Oder warst du da was?

00:09:52: Ja.

00:09:53: Isabella Straub: Da hat sich sicher was entwickelt.

00:09:54: Der erste Roman "Südbalkon", das war irgendwie so ein Überraschungserfolg.

00:09:58: Das war nämlich auch das erste Programm von diesem Blumenbarverlag.

00:10:02: Da war wahnsinnige Aufmerksamkeit.

00:10:03: Jeder hat dort hingeschaut.

00:10:05: Was gibt es dort?

00:10:06: Das waren quasi nur drei Bücher in dieser ersten... Ja, drei Bücher in dieser ersten Saison.

00:10:12: Da gab es vierzig Rezensionen.

00:10:15: Also wahnsinnige Aufmerksamkeit.

00:10:18: Das gibt es ja heute gar nicht mehr.

00:10:20: Auch von dieser Intensität damals waren ja noch die Photons viel größer und breiter aufgestellt.

00:10:27: Jedenfalls habe ich aber bei Südbalkon nicht gewusst, wie man einen Roman schreibt.

00:10:32: Hab das einfach mal so gemacht, einfach geschrieben, hab auch ein Exposé gehabt, das kein Exposé war, was ich aus heutiger Sicht natürlich auch weiß.

00:10:40: Und damals, das war aber so, dass der Verlagsleiter gesagt hat, na, wir vertrauen dir einfach, schreibe einfach.

00:10:49: Das gibt's heute auch nicht mehr.

00:10:50: Weil ich hab den Vertrag gekriegt mit dreißig Seiten.

00:10:53: Ich hab nur dreißig Seiten gehabt.

00:10:54: Heute ist, wenn man einen Roman nicht durchgeschrieben hat, brauchst du nicht mal anklopfen bei einer Agentur oder einem Verlag.

00:11:01: Also heute, das hat sich total, da hat sich die Branche geändert in dieser Zeit, dabei ist das nicht zu lange her, das ist nicht zu lange her, das war erst 2013 das erste, genau das ist ein bisschen über zehn Jahre, aber es hat sich total geändert.

00:11:19: Also damals konnte man wirklich noch mit dreißig Seiten einen Vertrag kriegen, also was ich aus meiner bescheidenen Perspektive heraus geht, das nicht mehr.

00:11:28: wenn man vor allem die Namen nicht hat und die Debütautor ist.

00:11:32: Oder was ich ja war damals, ich habe nur ein paar Preise gehabt oder so.

00:11:37: Also das war schon erstaunlich.

00:11:40: Und ich glaube, wenn ich das heute, ich schaue mir die Sachen ja nie mehr an, aber wenn ich mal reinschaue, denn es sind auch interessant, weil ich erkenn zum Teil meine eigenen Texte nicht wieder, weil man verändert sich ja auch selber, man wird zu einem neuen Menschen, man wird ja anders irgendwie.

00:11:57: Ich habe damals auch, ja, man verändert sich, glaube ich, mit der Sprache und die Sprache verändert sich und die Sugiers verändern sich, aber auch nicht ganz, weil ich habe diese Hochhausgeschichte, geht mir immer schon, die habe ich immer schon gehabt.

00:12:12: Ich wollte immer auch einen Roman über den Hochhaus schreiben, weil das war immer schon da als Thema.

00:12:20: Ja, genau.

00:12:21: Das Wohnen noch als Thema war immer schon da, weil mich das persönlich interessiert.

00:12:25: Und ich glaube, das ist ein starker Trigger.

00:12:26: Wenn er etwas persönlich interessiert, dann schreibt man gern drüber.

00:12:30: Und ja, ich habe einfach auch keine traumatische Kindheit gehabt, über die ich schreiben könnte.

00:12:36: Muss man sich irgendwas überlegen.

00:12:37: Boris: Das autobiografische fehlt.

00:12:39: Isabella Straub: Das fehlt.

00:12:40: Ja, genau.

00:12:43: Boris: Bist du jetzt an einem anderen Verlag gewechselt?

00:12:45: Glaubt die ersten drei waren Blumenbar, oder?

00:12:47: Oder habe ich das?

00:12:48: Ja.

00:12:50: Und jetzt wollte ich dich einfach ganz banal fragen, was macht denn für dich als Autorin einen guten Verlag aus?

00:12:57: Isabella Straub: Also... Wir haben oft, unter Autorinnen und Autoren hat man auch oft diese Gespräche, was ist besser und was ist besser, der siebenundzwanzigste Zwerg von links in einem großen Verlag zu sein oder die Nummer eins in einem kleinen Verlag.

00:13:13: Und ich hatte das Glück, dass der Verlag, bei dem ich eben jetzt war, nur ein einziges Buch, nämlich die Nullzone.

00:13:21: gemacht hat in diesem, in diesem Halbjahr.

00:13:24: Boris: Ich sag's mal, Elster & Salis, Verlag, Wien, so, richtig, oder?

00:13:29: Isabella Straub: Genau, das war ursprünglich

00:13:29: ein Schweizer Verlag und die haben eine Dependance in Wien gemacht und hat der Schweizer Verlag zugemacht.

00:13:35: Und jetzt gibt's quasi nur noch die Dependance in Wien.

00:13:39: Also nicht nur noch, sondern es gibt jetzt noch die Dependance in Wien und ich hatte das Glück mit dieser Verlegerin.

00:13:49: Ich hab jetzt das Gefühl, es kommt nicht drauf an, wie groß der Verlag ist, sondern was machen die wirklich für ein Buch?

00:13:56: Und ich hatte da eben eine tolle Pressebegleitung und einfach viel Unterstützung.

00:14:04: und auch wie dieses Titelbild zustande gekommen ist, das Cover.

00:14:09: Das war einfach super.

00:14:10: Und alle waren so begeistert von diesem Cover.

00:14:13: Und ich muss auch sagen, dass... Also, das ist einfach...

00:14:17: Boris: Ja, das catcht.

00:14:18: Isabella Straub: Genau, das catcht.

00:14:19: Und das ist schon viel auch.

00:14:21: Die halbe Miete, nicht die halbe Miete, aber es ist viel, dass man einfach ein Cover hat, wo man das Gefühl hat, man identifiziert sich irgendwie damit.

00:14:28: Und das bringt noch so eine Hook oder so einen Wiedererkennungswert.

00:14:32: Das ist jetzt das Donutbuch, das Buch mit dem Donut.

00:14:39: Boris: Ein Aspekt von deinem Buch, also von dort... ist ja so ein bisschen die künstliche Intelligenz auch und wir haben schon länger diese Serie, dass wir immer Autorinnen und Autoren fragen, wie sie glauben, dass sich die künstliche Intelligenz so auswirken wird auf diesen Literaturbetrieb, auf ihr Schreiben, auf das Schaffen.

00:15:00: Ich weiß es nicht, ob du jetzt darauf antworten willst oder ob das Thema schon ...

00:15:05: Isabella Straub: Nein, natürlich will ich darauf antworten, weil es eine Riesen, also es für alle meine Schreibberufe sind, die werden quasi vernichtet durch die künstliche Intelligenz.

00:15:13: Boris: Also

00:15:13: du hast einen pessimistischen Zugang.

00:15:14: Isabella Straub: Ja, schon eher.

00:15:16: Also das Werbetexten, ich meine wer, ich habe jetzt ein paar Kunden habe ich noch, aber im Grund genommen ist es, die meisten Leute vertrauen da auf die künstliche Intelligenz und es ist auf diesen Einheitsbrei, den sie produziert.

00:15:30: Ich sehe ja, was die produziert.

00:15:33: Und dann gibt es irgendwie dieses Prompte-Engineering, also wie das schon heißt.

00:15:39: Als könnte ich mir jetzt zwar mit ein paar Schrauben und ein paar, also im Engineering bastel ich mir jetzt.

00:15:46: Ich muss nur gut genug prompten und dann habe ich irgendwie einen guten Text.

00:15:51: Und was ich vor kurzem gelesen habe, das hat mir gut gefallen.

00:15:54: Also die KI wird immer nur Sätze generieren.

00:15:57: Und das, was aber ein Mensch macht, ist er denkt Sätze.

00:16:02: Und das gleichzusetzen, das halte ich wirklich für ein Sakrileg.

00:16:06: Also das ein generierte Satz ist einfach kein gedachter Satz.

00:16:11: Und ich hoffe, dass die Literatur, also noch ist es ja in der Literatur jetzt nicht angekommen, aber diese KI-Bücher überschwemmen den Amazon-Markt in diese Selbstverlegten, also da gibt es nur noch, es gibt Tonnen an Buchschrott dort.

00:16:27: Und das Problem ist wirklich, dass...

00:16:29: Boris: Das könnte man natürlich bösartig sagen, ob das vor der KI anders war, aber... [lachen]

00:16:35: Isabella Straub: Ja, ich glaube schon, dass das noch einmal ein anderes Level an Mist ist, der da rausgedruckt.

00:16:42: Und das Problem halte ich ja nicht einmal, dass das produziert wird, sondern dass das nicht mehr erkannt wird vom Publikum.

00:16:51: Das heißt, dass das quasi fällt in so eine...

00:16:55: Es wird so nach und nach akzeptiert und auch die Lesefähigkeit und die Verständlichkeit, wie wir alle hören, das immer aus den Tests, dass das irgendwie alles muss schon in einfacher Sprache sein, weil eine höhere Komplexität nicht mehr verstanden wird und auch von Muttersprachlern.

00:17:14: Also, und da frage ich mich natürlich schon, in was für eine Richtung geht das alles?

00:17:19: Und was?

00:17:21: Also ich habe, ich vielleicht erzähle ich noch kurz, weil es kommt eine künstliche Intelligenz vor in dem Buch.

00:17:28: Das spielt in der nahen Zukunft.

00:17:29: Also alle meine Bücher spielen so in der nahen Zukunft.

00:17:32: Da gibt es viele Dinge, die gibt es einfach nicht.

00:17:33: Aber die kann man sich vorstellen, dass es sie vielleicht gibt irgendwann einmal.

00:17:38: Und unter anderem gibt es eine künstliche Intelligenz, die Gefühle nachvollziehen kann und versteht.

00:17:48: Und ich habe also diese künstliche Intelligenz in dem Buch immer wieder nachbessern müssen, weil es immer schon die KI, während des Schreibens, ich habe Jahre geschrieben, an dem Buch ziemlich lang, und dann konnte die KI das schon, und das konnte sie schon, und das konnte sie, ich musste da ständig nachschreiben, dass ich etwas finde, dass die KI nicht kann.

00:18:09: Und ich mache mir ein bisschen Spaß aus den Dingen, und war eben vor zwei Jahren, war ich Staatsschreiberin in Erfurt, und hab da, hab die Nullzone fertig geschrieben.

00:18:22: Und Erfurt ist ja ehemalige DDR, wie wir alle wissen.

00:18:26: Und hab die, die, meine KI dann, Mandy genannt.

00:18:33: Und Mandy war ja so ein sehr beliebter Name in der DDR.

00:18:37: Weil die, also da hat man sich, da hat man die Kinder immer noch so amerikanischen Vorbild.

00:18:41: Man wollte da besonders modern sein.

00:18:43: Sandy Mandy und so weiter.

00:18:45: Und deswegen heißt die KI Mandy.

00:18:47: Und die hat auch etwas bewusst ... So ein bisschen kleinkariertes bei mir zumindest.

00:18:54: Die KI finde ich auch sehr spießig.

00:18:57: Also, die hat immer Recht.

00:18:58: Und wenn sie nicht recht hat, erfindet sie was.

00:19:00: Also, das ist eigentlich sehr charakterlich.

00:19:02: Ist ja nicht okay.

00:19:03: Also, wenn die KI ein Mensch wäre, würde ich sagen, jetzt bitte, was soll das?

00:19:08: Also, du produzierst da Blödsinn am laufenden Band und so.

00:19:11: Das wird man nie akzeptieren beim Menschen.

00:19:13: Bei der KI ist das ja die halluziniert halt.

00:19:17: Boris: Man könnt ihr mal fast hergehen einen Protagonisten, eine Protagonistin in einem Roman entwerfen, wo man dann nach einem drauf kommt, dass das Verhalten daher kommt, dass es die KI ist.

00:19:27: Isabella Straub: Ja.

00:19:29: Boris: Vielen Dank für das Gespräch.

00:19:30: und zum Abschluss würd ich dich noch bitten, dass du einen oder zwei Literatur-Tipps an unsere Zuhörerinnen gibst.

00:19:40: Isabella Straub: Ah ja, es gibt eine Autorin, die mich zum Schreiben gebracht hat.

00:19:44: Also wahrscheinlich hat mich dieser Roman, die Kischkernkette, dieser Jugendroman zum Lesen gebracht.

00:19:50: Und die Autorin, die mich zum Schreiben gebracht hat, ist die israelische Autorin "Zeruya Shalev" mit dem Roman "Liebesleben".

00:19:59: Denn das ist ein Buch, das ich wirklich jedes Jahr wieder lese.

00:20:02: Ich finde das so sensationell und gut gelungen.

00:20:06: Und dann noch etwas, etwas, jemanden, den ich auch sehr gern mag, ist die "Yasmina Reza".

00:20:14: Und die schreibt nicht nur großartige Theaterstücke, sondern auch wunderbare Romane.

00:20:21: Und da möchte ich gerne den Roman "Serge".

00:20:23: Das ist der letzte Roman von ihr empfehlen.

00:20:27: Boris: Ja, vielen herzlichen Dank.

00:20:28: Und ich freue mich schon auf den heutigen Abend und die Fortsetzung unseres Gesprächs auf der Bühne.

00:20:33: Isabella Straub: Sehr gerne und danke für die Einladung.

00:21:00: [Boris spricht] Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der Stadtstimmen.

00:21:06: dem Audio-Kanal der Stadt Innsbruck. [Boris spricht]

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