Literarische Entstehungsgeschichten: Jane Austen vs. die Geschwister Brontë
Shownotes
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Pia und Christina haben wieder eure Lieblingsrubrik mitgebracht: Die Literarischen Entstehungsgeschichten. In Vorbereitung auf die Lesung von Elsemarie Maletzke, die am 21.10.2025 mit ihrer Jane-Austen-Biografie in der Stadtbibliothek zu Gast ist, steht die heutige Folge ganz im Zeichen großer englischer Schriftstellerinnen des 19. Jahrhunderts. Christina beschreibt die kreative Kindheit der Brontë-Geschwister und gibt Einblicke in deren frühes literarisches Schaffen. Pia dagegen widmet sich Jane Austens Leben und Werk.
Ihr könnt abstimmen, welche Geschichte euch besser gefallen hat. Oder vielleicht interessiert ihr euch für eine Entstehungsgeschichte, und Christina oder Pia sollen sie recherchieren und erzählen: Schreibt uns auf Instagram (stadtbibliothek.innsbruck) oder post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at.
Veranstaltungstipp: Elsemarie Maletzke – Jane Austen. Eine Biografie. In der Stadtbibliothek Innsbruck am 21.10.2025. Beginn: 19 Uhr. Alle Veranstaltungen sind kostenlos. https://stadtbibliothek.innsbruck.gv.at/de/programm/veranstaltungskalender/5-0.html
Gibt’s auch in der Stadtbibliothek: Jane Austen. Eine Biografie von Elsemarie Maletzke: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/123865?query=elsemarie%20maletzke&spellcheckResponse= Jane Austens Werke: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simplesearch?query=jane%20austen&spellcheckResponse= Werke der Brontë-Schwestern: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simplesearch?query=bronte
Im Podcast erwähnte Links: Die „Little Books“ der Geschwister: https://blogs.bl.uk/english-and-drama/2021/06/charlotte-bront%C3%ABs-miniature-books.html Das Bronte Parsonage Museum https://www.bronte.org.uk/ Wikipedia mit Branwell’s Portrait und (gelöschtem) Selbstporträt: https://de.wikipedia.org/wiki/Geschwister_Bront%C3%AB
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00:00:21: [moduliert] Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen.[moduliert]
00:00:22: [Intro-Musik] Christina: Hallo und herzlich Willkommen zurück zum Vorwort, dem Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck.
00:00:27: Mein Name ist Christina
00:00:29: Pia: Und ich bin die Pia
00:00:30: Christina: Und heute sind wir wieder zurück mit den literarischen Entstehungsgeschichten.
00:00:34: Und wie immer möchten wir uns am Anfang der Folge bei euch bedanken, dass ihr abgestimmt habt, weil es ist ja ein Versus-Format, das heißt die Pia und ich haben jetzt auch beschlossen, dass wir uns um den Sieg batteln.
00:00:53: Wer am Ende des Jahres mehr Stimmen hat, ja Pia, haben wir eigentlich schon einen Wetteinsatz ausgemacht.
00:01:02: Pia: Also ich bin dafür, dass der Wetteinsatz sehr niedrig ist.
00:01:06: Aus überhaupt nicht eigennützigen Gründen.
00:01:09: Ja sicher Tee.
00:01:10: Christina: Ich glaube Tee haben wir gesagt.
00:01:11: Eine Packung Tee.
00:01:13: Passend dann zur Tea-Time in Ehren.
00:01:16: Zu Ehren von der Tea-Time mit der Shelly der Jacqueline.
00:01:19: Ja, weil der Zwischenstand, ich trau's mich gar nicht sagen, ich weiß nicht, ob ich in der Lage bin, bescheiden dabei zu bleiben.
00:01:27: Magst du vielleicht sagen, in unserer letzten Folge, das waren die literarischen Entstehungsgeschichten, Gregory Maguire versus Elizabeth Barrett Browning, welche der Geschichten da gewonnen hat.
00:01:39: Pia: Ja, natürlich wieder deine. [Lachen]
00:01:42: Ich bin ja immer noch der Meinung, dass du irgendwas nicht ganz ...
00:01:44: stimmt,
00:01:45: mit rechten Dingen zugeht. Christina: Fake-News Fake-News.
00:01:47: Pia: Aber sie hat schon wieder gewonnen, die Christina mit der Elizabeth Barrett Browning.
00:01:50: Es war aber auch eine sehr interessante Geschichte, muss man sagen.
00:01:53: Christina: Danke, du hast mich nämlich auf die Geschichte gebracht, also ...
00:01:56: Pia: Ja, ich hab sie, aber ich hab sie nicht vorgetragen.
00:01:59: Das ist der wichtigste Teil.
00:02:02: Das ... Ja.
00:02:04: Das heißt du auch schon wieder gewonnen, Frechheit.
00:02:06: Christina: Jetzt bin ich schon Führung, gell?
00:02:07: Pia: Ja,
00:02:08: eben, extrem.
00:02:09: Also, ich muss irgendwann jetzt einmal aufholen.
00:02:11: Christina: In kürze werden wir das dann hoffentlich auch festhalten mit den Zahlen, damit wir genau wissen, wie es steht immer.
00:02:18: Wie bei Sport ist es dann, habe ich gehört.
00:02:21: Und dann sehen wir dann am Ende des Jahres, wer die Gewinnerin ist.
00:02:25: Und deswegen auch müsst ihr wieder in dieser Folge abstimmen.
00:02:30: Pia: Genau.
00:02:30: Wir wissen ja schon, für wen ihr wählts.
00:02:32: Pia: Oh je.
00:02:34: Ja dann, Christina, fang du mal an.
00:02:38: Leg los.
00:02:38: Christina: Alles klar.
00:02:40: Die heutige Folge für die literarischen Entstehungsgeschichten ist... für die gibt es einen ganz besonderen Anlass übrigens.
00:02:46: Wir haben am 21.10. die Elsemarie Maletzke mit ihrer Jane Austen Biografie zu Gast.
00:02:57: Deswegen wissen wir heute schon, was wir gegenseitig präsentieren, nämlich Wir sprechen heute über die wohl beliebtesten englischen Schriftstellerinnen des neunzehnten Jahrhunderts.
00:03:11: Das sind Trommelwirbel, [Trommelwirbel]
00:03:17: Pia: Jane Austen und
00:03:19: Christina: die Geschwister Bronte.
00:03:22: Übrigens, wer Pia und mich kennt und uns auch schon ein bisschen länger hört, weiß, wo unsere Vorlieben liegen, gell, Pia?
00:03:30: Pia: Ja, ich mag beide, also alle, in dem Fall sind ja nicht nur zwei, aber ich mag alle.
00:03:35: Christina: Den Branwell auch.
00:03:38: Aha!
00:03:38: Pia: Na, den kenn ich noch nicht.
00:03:41: Christina: Genau.
00:03:42: Auch heute möchte ich euch wieder die literarische Entstehungsgeschichte angenehm mit Ambiente präsentieren.
00:03:50: Ihr wisst, in meiner Geschichte, nachdem ihr auch immer für mich stimmt, vielen Dank, dürft ihr euch zurücklehnen, euch ein Heißgetränk eurer Wahl holen.
00:03:59: Das geht jetzt im Herbst sowieso besonders gut.
00:04:04: Wir befinden uns in einem abgelegenen Dorf im Norden Englands Anfang des neunzehnten Jahrhunderts.
00:04:14: Der Ort heißt Hayworth.
00:04:18: In Hayworth steht nämlich ein Pfarrhaus am Rand der Willen und der Windumtosten Moore von Yorkshire, in dem vier Geschwister zusammen aufwachsen.
00:04:29: Charlotte, Branwell, Emily und Anne Bronte.
00:04:34: Charlotte ist 1816 geboren. Im Ein-Jahres-Rhythmus folgen Branwell und Emily.
00:04:43: 1820 kommt Anne zur Welt.
00:04:47: Ihre Mutter und die zwei ältesten Schwestern sind früh gestorben.
00:04:52: Der Vater, ein Pfarrer, ist viel beschäftigt.
00:04:55: Aufgezogen werden die Kinder von ihrer Tante Elizabeth Branwell.
00:05:01: Es ist die Schwester der verstorbenen Mutter und die fördert die Kinder auch.
00:05:08: Ganz viel.
00:05:10: Charlotte und Emily beispielsweise ermöglicht sie längere Aufenthalte in Brüssel.
00:05:16: Was für die Zeit.
00:05:18: Pia: Sicher teuer war wahrscheinlich,
00:05:20: oder?
00:05:21: Christina: Fand ich irgendwie bemerkenswert.
00:05:23: Im Haushalt der Brontes brodelt es vor Fantasie.
00:05:28: Der Funke kam 1826 als der Vater Patrick Bronte seinem Sohn Branwell ein set winziger hölzerner Soldaten schenkte.
00:05:39: Keiner konnte ahnen, dass diese kleinen Figuren der Beginn mehrerer literarischer Karrieren einleiten würde, die die Weltliteratur verändern sollten.
00:05:49: Die Geschwister gaben den Soldaten Namen, machten sie zu Helden und Schurken, verliehen ihnen Stimmen.
00:05:56: Bald entstanden ganze Reiche, angeführt von Königen, voller Intrigen waren sie, voller Kriege und Liebesdramen.
00:06:04: Das Besondere daran, die Geschwister entwickelten diese Welten über Jahrzehnte weiter.
00:06:11: So schrieben sie zum Beispiel Geschichten, Gedichte und fiktive Zeitungsberichte in winzigen selbstgebastelten Büchern, die so klein sind, dass man sie nur mit einer Lupe lesen kann.
00:06:23: Diese Miniaturbücher oder Little Books sind etwa drei bis fünf Zentimeter groß und inzwischen berühmt.
00:06:32: Man kann sie sich zum Beispiel im Bronte Parsonage Museum Hayworth heute noch anschauen.
00:06:40: Sie enthalten Geschichten wie The History of the Young Man, eine frühe Erzählung über die Spielzeugsoldaten oder auch Branwells Blackwood Magazine, eine erfundene Zeitschrift voller Rezensionen und Nachrichten aus einer der Fantasiewelten, die die Geschwister erschaffen haben.
00:06:58: Oder The search after happiness, geschrieben nur mit einem P, also mit einem P zu wenig Hapiness, von der Charlotte Bronte.
00:07:08: Und im Impressum steht, hat sie geschrieben mit der Hand, "printed by herself and sold by nobody".
00:07:18: [Lachen] Pia: Also schon sehr Selfaware, das Ganze.
00:07:21: Christina: Ja
00:07:21: schon.
00:07:22: Und von denen gibt es auch Bilder im Internet.
00:07:28: Ich werd in den Show Notes auf die Seite vom Bronte Parsonage Museum verlinken, dann kann man sie sich selber mal zumindest auf den Bildern anschauen.
00:07:43: Warum die Bücher jetzt so klein waren, das kann heute nur noch gemutmaßt werden.
00:07:48: Literaturwissenschaftlerinnen gehen davon aus, dass es zum einen an der Papierknappheit lag, denn Papier war teuer und die Brontes waren ja keine reiche Familie.
00:08:00: Außerdem gibt es Hinweise in Charlottes Briefen, in denen sie andeutet, dass die Büchlein nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen, als also Teil dieser Spiel- und Fantasiewelt zwischen ihren Geschwistern war, die sie nur für sich behalten wollten.
00:08:18: Diese Fantasiewelt bestand aus den beiden fiktiven Reichen, Angria oder Angria und Gondal.
00:08:26: Die Geschwisterpaare Charlotte und Branwell haben zusammen an Angria fabuliert, eine Welt wie ein Abenteuer-Roman voller exotischer Landschaften, Soldaten und einer gehörigen Portion Drama.
00:08:40: Emily und Anne dagegen schufen Gondel, eine nordische, melancholische Welt geprägt von ungestümen Heldinnen und tragischen Schicksalen.
00:08:50: Angria entstand zuerst.
00:08:52: Charlotte und Branwell waren unzertrennlich und fütterten einander mit Ideen.
00:08:57: Ihr Angria war inspiriert von wahren Begebenheiten, die sie aus der Zeitung entnahmen, aber eben auch von Abenteuer, Romanien und großen Heldenfiguren der Zeit.
00:09:06: Eine Hauptfigur war etwa Arthur Wellesley, das ist der Herzog von Wellington gewesen, der im echten Leben in Waterloo zum Beispiel über Napoleon gesiegt hat.
00:09:18: Im Reich von Angria wurde er zum unsterblichen Helden und Herrscher Achtung über die Kolonie in Afrika.
00:09:28: Nach heutigen Begriffen wäre dieser fiktiver Wellsley wohl eher der Schurke der Geschichte.
00:09:37: Aber Charlotte und Branwell sind im England des neunzehnten Jahrhunderts aufgewachsen.
00:09:44: Das war die Hochzeit des englischen Kolonialismus und Großmachtstreben.
00:09:51: Daher diese Art von... war das ein Held für sie.
00:09:56: Die Charlotte jedenfalls schrieb später fast wehmütig über Angria, dass sie in einer Welt lebte, die so real war, wie das tägliche Leben, nur schöner.
00:10:09: Emily und Anne dagegen schufen Gondal.
00:10:12: Während Angria an Kolonialfantasien und Zeitungsromanen hing, war Gondal wilder und persönlicher.
00:10:20: Es war ein Reich von Inseln im Raum Norden mit einem Klima so stürmisch.
00:10:24: wie die Herzen seiner Bewohner. [Lachen]
00:10:29: Hier regierten stolze Königinnen.
00:10:32: Unbezähmbar und leidenschaftlich.
00:10:34: Eine von Emilys Hauptfiguren war die Königin Augusta Geraldine Almeda, eine Frau, die Intrigen schmiedete, Kriege führte, Gefangenschaft erlitt, doch nie ihren Stolz verlor.
00:10:46: Anne dichtete von tragischen Liebesgeschichten und vom unausweichlichen Schicksal.
00:10:51: Und meiner Meinung nach... würden Anne und Emily heute als Vorreiterinnen der Romantasy.
00:10:58: Des Romantasygenres gelten.
00:11:00: Pia: Das
00:11:00: klingt schon sehr danach.
00:11:04: Christina: Schade ist, dass die Prosa-Texte von Gondal fast vollständig verloren gegangen sind.
00:11:10: Was erhalten geblieben ist, sind vor allem die Gedichte, die sie geschrieben haben.
00:11:16: Ich meine vor allen Dingen Emily, die zeigen die Intensität.
00:11:21: dieser Welt, das wie düster und stürmisch und emotionsgeladen das war.
00:11:26: Und ein Kritiker hat einmal geschrieben, dass Gondal die Keimzelle von "Wuthering Heights" war und dass man darin schon ganz viel von was Emily Bronte von der Stimmung den Ursprung finden kann.
00:11:43: Und daran sieht man schon, dass diese Fantasiewelten kein bloßes Kinderspiel waren.
00:11:47: Sie waren für die Vier eine literarische Werkstatt, ein Übungsfeld, in dem die Bronte Geschwister Figur und Psychologie Dramatik und Stil ausprobieren konnten.
00:11:57: Charlotte übt hier ihre komplexen Heldinnen, die später in "Jane Eyre" auftauchen.
00:12:03: Emily entwickelt in Gondal die dunkle, leidenschaftliche Atmosphäre von "Wuthering Heights", Anne fand in ihren Gondal Gedichten die Stimmen von Frauen, die sich gegen gesellschaftliche Zwänge auflehnten.
00:12:14: Ganz wie in "The Tenant of Wildfell Hall" oder "Agnes Gray".
00:12:18: Und auch der Branwell, der sich selber als Schriftsteller und Künstler verstanden hat, der aber nie den Bekanntheitsgrad seiner Schwestern erreicht hat, war, wie man auch an diesen Miniaturbüchern merkt, ein ganz wichtiger Mitgestalter dieser Welten.
00:12:36: und seine frühen Texte zeugen davon, wie ernst die Geschwister diese eigene Welt nehmen.
00:12:42: Die vier Geschwister sind leider relativ früh gestorben, anders als lange behauptet allerdings nicht alle an Tuberkulose, das war nachweislich Anne, sondern an Nierenversagen, Branwell, der starker Alkoholiker war, Pneumonie, die Emily, die unbehandelt geblieben ist und die Unfähigkeit, Nahrung zu sich zu nehmen und bei sich zu behalten, der Charlotte.
00:13:11: Die drei Schwestern haben Zeitlebens unter Pseudonymen veröffentlicht und im Eigenverlag.
00:13:19: Pia: Im Eigenverlag, das hab ich gar nicht gewusst, das finde ich cool.
00:13:22: Nämlich Cura, Alice und Acton Bell.
00:13:26: Und noch einmal, ich hab die Romane schon erwähnt, aber damit man sie noch mal zuordnen kann, weil man das manchmal ganz gern verwechselt.
00:13:33: Und die Anne auch nicht so bekannt ist wie Charlotte und Emily.
00:13:39: "Jane Eyre" von der Charlotte, "Wuthering Heights" oder auf Deutsch, "Sturmhöhe" von der Emily und "Agnes Gray" und "The Tenant of Wildfell Hall", zu Deutsch "Die Herrin von Wildfell Hall" von Anne.
00:13:54: die sich auch zu lesen lohnt.
00:13:58: Und erst fünfzig Jahre nach ihrem Tod, 1899, erschien die Werkausgabe der drei Schwesten unter ihrem bürgerlichen Namen.
00:14:10: Das war dann in dem Verlag in New York.
00:14:12: Pia: Das heißt aber von Branwell ist nie was veröffentlicht worden?
00:14:16: Okay.
00:14:17: Christina: Branwell hat ein relativ bekanntes Porträt.
00:14:21: von sich und seinen Schwestern gemalt.
00:14:24: Wenn man auf Wikipedia geht, ist es das Bild, das da drinnen ist.
00:14:28: Und zwar, das hat er 1834 fertig gestellt. Ursprünglich sah man die Geschwister von Links nach Rechts Anne, Emily, Branwell und Charlotte. Er hat sich dann später übermalt und jetzt ist da nur noch so zwischen den Schwestern eine Säule zu sehen.
00:14:44: Pia: Ah und das war er?
00:14:45: Christina: Ja das war er. Da war er.
00:14:48: Pia: Ist auch irgendwie interessant, oder?
00:14:50: Christina: Ja, total.
00:14:51: Pia: Gerade die Person, die weniger bekannt ist, dann gedacht hat, na jetzt mal ich mir raus.
00:14:54: Christina: Und das habe ich angenommen.
00:14:56: Ich habe dann gelesen, dass er es gemacht hat, weil er sich hässlich gefunden hat auf den Bild.
00:15:00: Pia: Ah, okay.
00:15:01: Christina: Ja.
00:15:02: Aber ich hätte erst das angenommen, dass er vielleicht gemerkt hat, dass er nicht so erfolgreich ist wie sie.
00:15:07: Also, zurück zu dem Bild von den vier Kindern im Pfarrerhaus in Hayworth, draußen der Wind, das Moor, drinnen sitzen sie über diesem winzigen Büchlein.
00:15:19: Sie flüstern sich Intrigen zu, entwerfen Königinnen und Schlachten und Liebesdramen.
00:15:24: Und was als so ein Kinderspiel begann, war der Ursprung von einer ganz großen Literatur, über die wir heute noch reden, die wir heute noch lesen, die in den Kanon-Einzug gefunden hat.
00:15:35: Und ohne diese hölzernen Soldaten kann man vielleicht sagen, die der Vater, 1826 den Kindern geschenkt hat, gäbs vielleicht kein Jane Eyre und keine Sturmhöhe und keine Agnes Gray und was auch... und alle anderen Romane.
00:15:50: Und ... ich finde das ist richtig, richtig schön was man machen kann aus quasi nichts.
00:15:58: Also du hast ... sie haben nur Zeit gebraucht und Fantasie und wahrscheinlich ein bisschen Förderung und diesen Willen ganz tief in die eigene Welt einzutauchen.
00:16:08: Und das hat mich sehr schwer beeindruckt.
00:16:10: Und das ist das Ende meiner Geschichte.
00:16:14: Pia: Applaus, Applaus!
00:16:15: Ich finde, das ist interessant.
00:16:17: Die habt eben noch nie was von Branwell gehört gehabt.
00:16:18: Deswegen, das war sehr interessant.
00:16:19: Christina: Gell,
00:16:20: ich auch nicht, bevor ich angefangen habe, weil ich wusste, dass du über Jane Austen redest ...und ich hab aber gedacht, aber wen nehm ich von die Bronte Schwestern?
00:16:29: Es ist sehr unmöglich, die Entscheidung zu treffen.
00:16:31: Und dann haben wir ... Ich
00:16:32: Pia: Weil sie ja auch als eine Einheit wahrgenommen werden. Eben man sagt auch immer immer die Bronte Schwestern.
00:16:35: Christina: Genau.
00:16:37: Ja, total, hat mich hat total fasziniert.
00:16:39: Ich verlinke auch gerne diesen Wikipedia-Eintrag mit dem Bild, weil es sich so ein bisschen volle spannend, dass er sich da wieder raussagemalt
00:16:45: hat.
00:16:46: Pia: Ja.
00:16:47: Christina: Okay, Pia, jetzt bin ich sehr gespannt auf deine Geschichte.
00:16:49: Ich freue mich sehr.
00:16:51: Pia: Das heißt, wir wissen nicht schon, worum es bei mir geht.
00:16:54: Jane Austen.
00:16:57: Stellt euch England Ende des achtzehnten Jahrhunderts vor.
00:17:00: Große Landhäuser, feine Bälle.
00:17:03: Endlose Gespräche, über Stand und Vermögen und natürlich Heiratsaussichten.
00:17:10: Und mitten in dieser Welt kommt 1775 in einem kleinen Dorf ein Mädchen zur Welt, Jane Austen.
00:17:17: Jane wächst in einer sehr großen Familie auf, acht Kinder und ein Vater, der übrigens auch Pfarrer ist.
00:17:22: Also irgendwie lustig, dass gerade die Pfarrers Kinder da so literarisch in diese Richtung gehen.
00:17:28: Christina: Aber meinst du, das ist weil die... wahrscheinlich viel schreiben und lesen so frühes Bildungsbürgertum.
00:17:34: Pia: Ja, und ich glaube auch, dass halt einfach viele Bücher in dem Fall im Haus sind.
00:17:38: Und ich glaube, das macht halt schon einen Unterschied, wenn man den Zugang zu der Literatur hat oder vielleicht will man dann auch selber produzieren und was draußen machen.
00:17:46: Jane Austen's Schwester Cassandra wird die engste Freundin fürs Leben.
00:17:50: Schon als Teenager schreibt Jane kleine Theaterstücke und Geschichten, also auch sehr ähnlich wie bei dem Brontes.
00:17:56: Christina: Es gibt diese Kurzgeschichte mit Elf, richtig?
00:17:58: Die kannst du heute noch lesen.
00:17:59: Pia: Ja,
00:17:59: genau, da gibt es aber einige.
00:18:00: Also die Juvenelia, Juvenelia, ich weiß nicht, wie man es genau ausspricht, aber da gibt es ein paar Frühwerke.
00:18:06: Aber nicht etwa rührselige Romane schreibt sie, sondern bissige Parodien.
00:18:10: Sie macht sich über die großen Roman-Heldinnen ihrer Zeit lustig.
00:18:14: Ihr Witz ist also schon damals spürbar und Jane beobachtet.
00:18:19: Auf Bällen!
00:18:20: Beim Tee trinken, mit Nachbarn oder auf Reisen nach Bath.
00:18:24: Überall schaut sie den Leuten genau zu.
00:18:26: Diese Beobachtungen fließen später in die Romane ein.
00:18:30: Ihre Figuren, stolze Gentleman, lebhafte Heldinnen, berechnende Mütter, wirken so echt, weil sie direkt aus dem Leben gegriffen sind.
00:18:40: Anfangs schreibt sie nur für den privaten Kreis, oft auf kleinen Zetteln, die sie anscheinend sehr schnell beiseite gelegt hat, wenn jemand den Raum betreten hat.
00:18:49: Nicht mögen, wenn Leute sie dabei erwischt haben.
00:18:52: Christina: Aber ja, eigentlich wieder wie die Charlotte mit ihren Miniaturbüchern, wo sie eigentlich gar nicht wollte, dass die Öffentlichkeit davon erfährt.
00:18:58: Pia: Ja.
00:18:59: Aber veröffentlichten, das ist für die Frauen damals natürlich unvorstellbar.
00:19:04: Doch 1811 wagt sie dann mit Hilfe des Bruders, also auch wieder ein Bruder, der da involviert ist, mit ihres Bruders Henry den Schritt.
00:19:12: "Sense and Sensibility" auf Deutsch, "Verstand und Gefühl".
00:19:16: Auf dem Titelblatt steht allerdings nur "by a lady".
00:19:21: Kein Name, keine Aufmerksamkeit, aber der Roman findet LeserInnern.
00:19:26: Zwei Jahre später kommt dann der große Durchbruch mit, Trommelwirbel, "Pride and Prejudice" natürlich.
00:19:33: "Stolz und Vorurteil".
00:19:34: Die Geschichte von Elizabeth Bennet und Mr.
00:19:37: Darcy, wie alle kennen sie, ein Liebesroman natürlich, aber auch eine spitze Satire auf Stand und Vorurteile der Gesellschaft.
00:19:46: Das Tragische daran, Jane verdient eigentlich fast nichts.
00:19:50: Sie verkauft die Rechte für grad mal hundertzehn Pfund.
00:19:54: Heute wären es ungerechnet ungefähr neuntausend siebenhundert Pfund.
00:19:58: Ihr Verleger hat stattdessen fast vierzigtausend Pfund in heutigen Geld gemacht.
00:20:03: Also ein klassisches Beispiel.
00:20:06: Der Autor liefert und der Verlag verdient.
00:20:10: Weitere Romane folgen, "Mansfield Park", "Emma" und nach ihrem Tod dann "Northanger Abbey" und "Persuasion".
00:20:17: Keine Kriege, keine politischen Intrigen, sondern das tägliche Drama von Liebe, Ehe, Moral und menschlichen Schwächen.
00:20:25: Und genau das macht die Bücher eben so stark.
00:20:28: Sie zeigen, dass die kleinen Entscheidungen genauso spannend sein können wie die großen bombastischen Schlachten.
00:20:35: Leider bleibt ihr wenig Zeit.
00:20:38: 1817 mit nur 41 Jahren stirbt Jane Austen.
00:20:42: Auf ihrem Grabstein wird sie vor allem als tugendhafte Tochter und Schwester geerrt.
00:20:47: Von ihrer literarischen Größe und Schaffen steht damals gar nix.
00:20:51: Als sie starb wusste kaum jemand, wer die Lady hinter den Romanen überhaupt war.
00:20:57: Erst ihr Bruder Henry macht die Autorinnenschaft öffentlich, als er die Post-Homme Veröffentlichung von Northanger Abbey und Persuasion betreut.
00:21:06: Die Gesellschaft der Regency Area hat nicht wirklich erkannt, welchen Schatz sie da verloren haben.
00:21:11: Man sah in Austen nur eine Autorin kleiner häuslicher Geschichten, aber nicht die scharfe Analytikerin einer ganzen Epoche.
00:21:19: Zu Lebzeiten bekam sie also nicht wirklich sehr viel Lob, aber ein Lob hat sie willkommen von Sir Walter Scott.
00:21:25: Der schrieb damals im Quarterly Review über Emma und pries diese namenlose Autorin als Meisterin des modernen Realistischen Romans.
00:21:33: Später erkennt die Welt, dass hinter den anonymen Romanen einer der größten Erzählerinnen England steckt.
00:21:39: Heute mehr als zweihundert Jahre später sind die Geschichten lebendig wie eh und je.
00:21:44: Sie werden ja auch immer wieder verarbeitet.
00:21:46: Da haben wir euch schon mal drüber geredet.
00:21:48: Ob als großer Kinofilm, gerade gibt es zum Beispiel wieder eine Neuverfilmung von Verstand und Gefühl, die wird gerade neu verfilmt.
00:21:55: Christina: Schon wieder?
00:21:55: Pia: Ja, schon wieder.
00:21:58: Oder es gibt auch Serien, zum Beispiel.
00:22:00: Kommt auch wieder eine neue Netflix-Verfilmung von Stolz und Vorurteil raus.
00:22:04: Oder sogar, es gibt ja auch moderne Varianten.
00:22:06: Zum Beispiel Bridget Jones ist ja auch eine moderne Variation von Stolz und Vorurteil.
00:22:12: Christina: Stimmt.
00:22:13: Pia: Genau, das heißt, die bleibt eigentlich zeitlos.
00:22:15: Heute feiern wir eben den zweihundertfünfzigsten Geburtstag von Jane Austen.
00:22:20: Christina: Nicht heute.
00:22:21: Pia: nicht heute aber heuer.
00:22:22: Christina: Heuer.
00:22:24: Pia: Heuer feiern wir den zweihundertfünfzigsten Geburtstag von Jane Austen eben auch in der Stadtbibliothek mit der Veranstaltung am 21.Oktober.
00:22:33: Christina: Auf die freue ich mich auch schon sehr, weil ich glaube nämlich, dass die Frau Maletzke, da die totale Expertin ist, sie hat nämlich auch über die Brontes, ist schon Biografien geschrieben.
00:22:42: Pia: Ja.
00:22:43: Also ich bin schon sehr gespannt und freue mich da schon auf.
00:22:46: Genau.
00:22:47: Das war die Geschichte von Jane Austen.
00:22:49: Und lustig, weil es gibt sehr viele Parallellen zu den Brontes-Schwester.
00:22:52: Christina: Absolut, mit dem Pfarrersvater.
00:22:54: Pia: Ja, dass sie so früh angefangen hat.
00:22:58: Auch dieses Okay, ja, ich kann nicht veröffentlichen, weil ich bin eine Frau, oder?
00:23:02: Das ist ja bei beiden gleich.
00:23:03: Christina: Typisch
00:23:04: auch für die Zeit.
00:23:06: Danke, liebe Pia, für die spannende Geschichte.
00:23:09: Und ich finde auch, dass die Brontes ganz anders sind, ganz anders schreiben, als jetzt die Jane Austen.
00:23:20: Pia: Ich finde Romantik
00:23:21: ist sicher bei beiden vorhanden.
00:23:24: Christina: Ja, das satirische, hätte jetzt Sturmhöhe, denke ich drüber, Jane Eyre.
00:23:30: Pia: Das ist
00:23:30: eine andere Richtung, aber die Romantik schon für die Landschaftsbeschreibungen, so hat man schon auch ein bisschen dabei bei beiden.
00:23:37: Also man merkt, dass es in der gleichen Zeit, aber um die gleiche Zeit
00:23:42: auch.
00:23:42: Christina: Literarische Epoche auch, ja ja, logisch.
00:23:45: Pia: Aber jetzt nicht unbedingt genau die gleiche Richtung.
00:23:48: Christina: Und beide jung angefangen einfach so in ihrer Fantasie, also beide Gruppen bei.
00:23:53: Pia: Ich sag
00:23:54: sogar schon die ganze Zeit beide, obwohl es mehrere Leute sind, die da gleichzeitig produziert haben.
00:23:58: Christina: Ja.
00:23:59: Und das muss dann halt auch ein sehr kreativ für Umgebung gewesen sein für die Kinder, dass sie sich das so ausleben haben dürfen.
00:24:06: Das ist schon toll.
00:24:07: Pia: Ja, und eben vor allem auch Frauen, oder?
00:24:08: Weil das ja in der damaligen Zeit wirklich nicht Gang und Gebe war.
00:24:11: Christina: Jane Austen ist ja unverheiratet geblieben, gell?
00:24:14: Ja.
00:24:17: Dann sagen wir danke für die Aufmerksamkeit, danke fürs Zuhören.
00:24:20: Ihr könnt wie immer abstimmen auf Instagram unter stabibliothek.innsbruck, welche der beiden Entstehungsgeschichten euch besser gefällt.
00:24:29: Wenn die...
00:24:30: Pia: Jane Austen
00:24:32: Christina: Schnitt, Cut raus. [Lachen]
00:24:35: Wenn die... Abstimmung nicht mehr online sein sollte, dann könnt ihr uns auch gerne auch nachträglich noch eine E-Mail schreiben auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at.
00:24:48: Auch das berücksichtigen wir natürlich.
00:24:51: Und ihr könnt uns darüber auch gerne schreiben, wenn ihr euch besonders für eine Autorin, einen Autor interessiert oder euch fragt, wie ein Buch eigentlich zustande gekommen ist, dass wir gerne das für euch präsentieren sollen.
00:25:04: Das machen wir sehr gerne.
00:25:07: In dem Fall wünschen wir euch ein schönes Lesen.
00:25:11: Und wir hören uns das nächste Mal.
00:25:46: Pia: Tschüss! [Outro-Musik]
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