Emma - Jane Austen
Shownotes
S’Vorwort ist zurück! Es herbstelt, und wie jeder Buchliebhaberin weiß heißt das eins: Zeit für Tee, die Packung Kekse die man eigentlich noch im Schrank liegen lassen wollte, und ein gutes Buch – und weil’s so früh dunkel wird, geht sich mindestens auch noch ein Film aus. In der heutigen Folge sprechen Pia und Christina über Jane Austens Roman _Emma _sowie zwei berühmte Verfilmungen des Stoffes: _Emma _aus dem Jahr 1996 unter der Regie von Douglas McGrath mit Gwyneth Paltrow in der Hauptrolle sowie die 2020-Version von Autumn de Wilde mit Anya Taylor-Joy als Titelheldin. Pia ist der Ansicht, dass es kein besseres Herbstbuch gibt als einen Austen-Roman … Christina dagegen sieht das ziemlich anders, und schlägt sogar vor, dass nicht nur Emma-Verfilmungen ein Ende finden müssen, sondern sogar die Institution der Ehe?! Emma bietet in jeder Ausführung auf jeden Fall eine gute Diskussionsgrundlage, denn Austens Protagonistin ist nichts wichtiger, als alle um sich herum zu verkuppeln und in den vermeintlich (finanziell) sicheren Hafen der Ehe zu schicken …
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Emma gibt’s in der Stadtbibliothek:
Deutsch: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/44945 https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/16679
Englisch: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/29239
Filme: Douglas McGrath: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/102911
Autumn de Wilde: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/62102
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00:00:00: In Jane Austen's Emma, erst veröffentlicht im Jahr 1815, versucht die namensgebende Titelheldin,
00:00:21: die Personen in ihrer Umgebung miteinander zu verkuppeln.
00:00:23: Und bleibt dabei nicht nur erfolglos, sondern muss am Ende einsehen, dass ihre Einmischungen
00:00:29: in das Liebes- und Heiratsleben anderer Leute letztlich nur zu Irrungen geführt hat.
00:00:33: Emma ist eine rare Protagonistin für Osten. Denn nicht nur ist sie voller Charakterfehler,
00:00:39: sondern selbst dank ihres Vaters vermögend und anfangs gar nicht an einer Heirat interessiert.
00:00:44: Das ändert sich, wie bei Osten üblich, wenn Emma einsieht, dass sie den Freund der Familie,
00:00:50: Mr. Knightley, liebt und von ihm am Ende auch einen Heiratsantrag bekommt. Ja, hallo und herzlich
00:00:59: willkommen zum Vorwort. In der heutigen Folge stellen wir uns die Frage, warum wir Geschichten wie Emma
00:01:07: immer noch mögen und ob wir sie in einer emanzibierten Welt wie der heutigen überhaupt noch
00:01:12: weiterrezipieren sollten. Dafür haben wir nicht nur Emma gelesen, der es Jahr 1815 geschrieben
00:01:18: Boden ist, sondern sogar zwei Verfilmungen geschaut. Einmal Emma aus dem Jahr 1996 mit
00:01:25: Gwyneth Paltrow in der Hauptrolle und Emma aus dem Jahr 2020, die neuere Version mit Anja Taylor-Joy.
00:01:32: Ja, hallo Christina. Hi Pia. Gleich vorweg, ich war diejenige, die die Frage gestellt hat und
00:01:42: ich sage nicht, dass man einen Klassiker der Weltliteratur wie Emma nicht lesen soll, weil es
00:01:53: keinen Mehrwert mehr hat, sondern ich frage mich, warum muss man Film nach Film nach Film über Emma
00:02:02: machen, weil ich finde, dass es in der Zeit stehen geblieben und wir leben nicht mehr im Jahr 1815.
00:02:12: Kann die Frage verstehen, wobei so viele Emma-Verfilmungen gibt es jetzt auch nicht.
00:02:18: Sicher, da gibt es noch die eine mit der Kim Beisinger. Es gibt auf jeden Fall noch mindestens
00:02:24: eine, wo die Emma Brinette ist. Mit der Kate Beckinsale. Kim Beisinger, Kate Beckinsale.
00:02:33: Eine Brinette. Aber beide mit K und B, die Initialstimme.
00:02:36: Ja, Gwyneth Paltrow und hier Anja Taylor-Joy und ich wette mit ihr jetzt um einen Pausentee.
00:02:49: In 2030 gibt es die nächste Verfilmung von Emma. Vielleicht dann mit einer People of Color-Besetzung.
00:03:00: Doch, das ist möglich. Die Wette würde ich jetzt nicht eingehen wollen.
00:03:06: Weil wie heißt jetzt die eine Netflix-Show? Hilf mir.
00:03:10: Wo sie Princess Charlotte...
00:03:14: Ja, weil in Bridgeton ist ja im Grunde, dass es ja eigentlich ist Bridgeton nicht Jane
00:03:22: Austen auf Steroiden mit more political correctness?
00:03:27: Na ja, das kann man jetzt generell nicht über Bridgeton sagen, weil wenn man jetzt die Bücher
00:03:32: anschaut oder liest von Bridgeton, die sind schon sehr Stereotyp und auch alle weiß,
00:03:39: das hat spezifisch die Netflix-Verfilmung gemacht. Also das kann man jetzt mit den Büchern
00:03:45: anlassen. Aber das ist jetzt das Gleiche, oder? Du hast nur weiße Mittelklasse Protagonist*innen,
00:03:51: die irgendwelche Liebesprobleme haben und dann kommen halt Filmemacher und denken sich,
00:03:55: na gut, jetzt nehmen wir den Stoff. Und bei Bridgeton muss man ihm ja noch zu gut erhalten,
00:03:59: dass sie es in die heutige Zeit übersetzen und so irgendwie die Missstände von dieser
00:04:06: alten oder in Bridgetons Falle nicht ganz so alten Literatur aufzeigen, hey, es gibt
00:04:12: auch noch mehr als nur weiße Mittelstandsprotagonist*innen.
00:04:16: Wobei, ich würde sagen, die gehen da schon sehr auf in dieser Welt von der Regency-Error,
00:04:26: im Gegensatz zu Jane Austen, die das ja nicht... das war ja ihre Welt, also für sie ist es
00:04:31: ja jetzt Zeit für Orsten. Und das ist jetzt wirklich so ein so SK-Pismus, so ich kann
00:04:39: mich in die Vergangenheit flüchten und da leben. Und das ist also die Welt an sich wird
00:04:45: da jetzt nicht so kritisiert, muss man sagen. Meinst du deswegen gibt es auch immer wieder
00:04:50: immer Verfilmungen, weil das, dass man den Stoff nicht in Ruhe lassen kann, eben weil
00:04:56: es diesen SK-Pismus-Charakter hat, dass man da in diese Vergangenheit eintaucht?
00:05:01: Das kann sicher sein. Man muss ja auch sagen, dass die Verfilmungen an sehr großen Fokus
00:05:09: auf die Liebesbeziehungen und viel weniger auf den Humor machen, also generell aus den
00:05:14: Verfilmungen, jetzt nicht nur spezifisch auf Emma bezogen. Gerade wenn man sich ältere
00:05:20: anschaut, ich glaube bei die Neueren ist es auch eher so, dass man schaut, okay, ich will
00:05:24: es nur mal und diese Gesellschaftskritik drinnen haben. Das sieht man auch bei Anja Taylor
00:05:28: Joy. Bei die älteren Verfilmungen ist es schon so sehr oft so, dass man die Liebesgeschichte
00:05:34: rauspickt und vielleicht hat man auch eine lustige Figur, lasst mal vielleicht drinnen.
00:05:39: Aber halt viel, viel weniger Humor, finde ich, als es im Buch vorhanden ist. Weil Jane Austen's
00:05:44: Bücher sind ja sehr durchgehend zu einem ironischen Stil. Diese berühmte erste Satz
00:05:49: in "Stolz und Vorurteil". Es ist eine allgemein anerkannte Wahrheit, dass ein junger Seller
00:05:55: im Besitz eines schönen Vermögens sich nichts mehr wünschen muss als eine Frau. Und das
00:06:00: ist schon so, fängt sie den Roman an. Und das ist dieser gesellschaftliche Blödsinn,
00:06:05: der uns eingedrichtet wird, okay, das muss so sein. Und da so geht sie in das ganze Reihen
00:06:11: Austen. Austen ist... Und das sieht man in den Verfilmungen oft nicht, muss man sagen.
00:06:16: Ich meine, wir haben schon ganz viel auch privat darüber geredet, weil du Jane Austen
00:06:23: sehr gerne liest und ich nicht so wie komme an die ganze Geschichte. Und Jane Austen schreibt
00:06:32: natürlich ironisch und da gibt es vielleicht, ich meine, es geht immer um den Heiratsmarkt
00:06:37: und um, wie wichtig das für diesen kleinen Ausschnitt, das gesellschaftlichen Mittelstand,
00:06:46: den sie ja selber auch gelebt hat, ist für eine Frau damit, um überleben zu können.
00:06:51: Du konntest es, hast du mir sogar gesagt, dass sie diese Frauen konnten nicht arbeiten
00:06:56: gehen, die also nur in ganz, ganz speziellen Positionen, die hatten keine Möglichkeit,
00:07:01: Karriere zu machen. Die waren quasi davon abhängig, dass sie einigermaßen gut verheiratet worden
00:07:08: sind an einen Mann, der Geld oder Mittel hatte, um das gemeinsame Leben zu finanzieren. Und
00:07:15: war dann aber auch davon abhängig, dass dieser Mann in der Lage war, diese Mittel zu halten
00:07:19: und eben einfach für sie und eben ausgesetzt im Grundein.
00:07:23: Genau. Aber es gab da keine andere Möglichkeit und das hat Austen halt skizziert. Und das
00:07:29: kann ich verstehen. Und ich verstehe sogar, wieso man das noch lesen mag oder vielleicht
00:07:36: sogar sollte, weil es ja, wie jede Literatur irgendwie auch ein Abbild ist von einem kleinen
00:07:44: Teil, einer nichts so trotz relativ privilegierten im Gegensatz zu vielen anderen Gesellschaftsschichten,
00:07:51: privilegierten Gesellschaft. Und aber auch aufzeigt, wie unterprivilegiert diese Frauen waren.
00:07:59: Und sie schreibt es natürlich auch. Also sehr witzig. Sie macht es schon sehr geschickt.
00:08:11: Aber ich weiß nicht, für mich hat es auch, also die 2020er Version von Emma, die auch
00:08:21: im Titel ist ja, das ist ja das Großbuchstahl, dann hast du dann den Punkt Emma Punkt. Also
00:08:27: das wäre, also diese definitiv Version von dieser Figur und von "Autumn the Wild" in
00:08:36: der Regie war auf jeden Fall poppiger, knackiger. Du hast dieses, ich finde teilweise Bühnen
00:08:41: hafte gehabt. Das war auf jeden Fall sehr unterhaltsam. Emma auch schon gesagt hat,
00:08:47: uns ein bisschen an den US-Endersen, dieser typische Gesellschaftskritik, das alles so
00:08:51: gestellt ist und so gekünstelt hat uns dran erinnert. Ich hab trotzdem noch, es ist halt
00:08:57: so ein bisschen, es ist die gleiche Erzählung der gleiche Stoff von diesen modernisiert
00:09:06: aufbereitet. Es ist von Frau braucht Liebe, um vervollständig zu werden und wir bedienen
00:09:14: uns am Stoff von einer Jane Austen, die halt 1815 das einmal geschrieben hat und nehmen
00:09:19: das als Grundlage und bereiten das auf und bereiten das auf und bereiten das auf und
00:09:24: das bis in alle Ewigkeit. Und ich hab da ein tolles Zitat von Emilia Reuch gelesen,
00:09:32: die das Buch mit dem vielsangenden Titel "Das Ende der Ehe" geschrieben hat. Und die sagt
00:09:40: "Romantische Narrative sind die zentralen Instrumente der Unterdrückung des Patriachats
00:09:44: geworden" und bringt es auf den Punkt, was mein Problem ist, nämlich du bereitest immer
00:09:52: und immer und immer wieder das auf für ein neues Publikum, um dieses Narrativ weiter
00:09:59: aufrecht zu erhalten, wie wichtig Liebe ist und auch wenn es dann halt lustig ist und
00:10:04: wenn Anja Taylor-Joyer eine tolle Schauspielerin ist und wenn es dann halt ein bisschen Humor
00:10:10: gibt, ändert das für mich irgendwie nichts dran, dass es ja trotzdem wieder, dass das
00:10:15: wieder der Punkt ist.
00:10:17: Kann ich absolut verstehen und natürlich gibt es einiges zu kritisieren. Ich meine, das
00:10:21: ist bei älterer Literatur oft meistens der Fall, vor allem eben wenn es um Liebes- und
00:10:27: Beziehungsgeschichten geht, die haben meistens dieses Happy End oder eben auch nicht, dann
00:10:32: hat man halt diese Fallen Woman, die das eben nicht schafft oder die ganz aus dem Stereotyp
00:10:37: rausfällt.
00:10:38: Ja, die Madonna oder die Hure.
00:10:41: Genau, es gibt nichts dazwischen und das kann ich absolut verstehen, aber ich finde es
00:10:47: dann schade, wenn man so Sachen in so eine Ecke stellt und dann sagt "Okay, das ist jetzt
00:10:51: so und man kann gar nichts Positives mehr draus gewinnen", weil ich finde schon, dass
00:10:55: die Osten an Mehrwert hat. Also sicher hat diese Stereotype, Gender-Steriotype, Stereotypehandlung
00:11:01: auch, aber ich finde, man kann einiges aus ihr gewinnen. Es ist auch, es ist auch ein
00:11:07: Zeitzeugnis, wie das damals war, weil für sie ist es auch eine Darstellung von ihrer
00:11:12: damaligen Gesellschaft. Sicher macht sie sich auch darüber lustig, aber sie kritisiert
00:11:17: sie ja auch und sie gibt den Frauen in ihren Geschichten, muss man auch immer sagen, sehr
00:11:22: viel Entscheidungsmöglichkeiten, was zur damaligen Zeit schon außergewöhnlich war und wo sie
00:11:29: auch gegen die Norm gegangen ist. Ihre Protagonistinnen sind immer diejenigen, die sich entscheiden
00:11:34: müssen und das sind nicht die Männer, die die Entscheidung für sie treffen. Und das
00:11:38: zieht man auch bei Emma. Emma selber müsste ja nicht heiraten, die könnt gut und gerne
00:11:42: ihr Leben mit ihrem Vater verbringen und dann als reiche Witwe von der Welt scheiden,
00:11:48: wenn sie möchte, aber auch da ist der Vater wieder, der Patriarchat, der das Geld hat.
00:11:54: Stimmt, aber im Endeffekt wird sie ihn überleben und könnte danach schön weiterleben.
00:12:01: Meine Ahnung, nachher könnten sie einfach allein stehen bleiben, sagen wir, okay.
00:12:05: Aber die Entscheidung, dass sie heiratet und sicher, das ist fixak, wie du auch gesagt
00:12:09: hast, das ist Stereotyp, das ist immer der Fall bei Osten, aber es ist ihre Entscheidung.
00:12:13: Sie wird nie dazu gezwungen und es ist auch so, dass bei anderen Heldinnen, wo man versucht
00:12:19: sie zu zwingen, zum Beispiel bei Stolz und Vorurteil, bei Elizabeth Bennet, da versucht
00:12:25: ja die Mutter sie dazu zu zwingen, diesen schrecklichen Cousin zu heiraten.
00:12:29: Sie stellt sich da mehr als nur ein Problem.
00:12:32: Ja, sie stellt sich da komplett dagegen und sagt, na das mache ich nicht. Und dieser
00:12:37: Vater unterstützt ihr dann auch, sicher da haben wir wieder das Problem, warum braucht
00:12:40: der Vater da irgendwas zu sagen in dieser Debatte.
00:12:43: Aus unserer modernen Sicht ist das logisch, aber für die damalige Zeit ist es extrem
00:12:49: revolutionär, dass sie das gemacht hat.
00:12:50: Und ich finde, das ist auch ein kleiner Schritt in diese Richtung gewesen, dass wir so viel
00:12:53: weiterkommen sind.
00:12:54: Und da finde ich, sind eben Leute wie Autorinnen, spezifisch wie Osten, Mary Shelley, Aphrabene,
00:13:04: die haben so viel gemacht und sicher aus der heutigen Perspektive sind diese Bücher
00:13:07: veraltert und haben einige Strukturen drin, die uns heute nicht passen würden.
00:13:11: Aber gleichzeitig finde ich es ein wichtiges Zeitzeugnis und ich finde, man muss es nicht
00:13:17: immer aus der modernen Linse lesen, man kann sich da schon ein bisschen rein fühlen.
00:13:21: Ich kann es natürlich kritisieren, das verstehe ich auch und das sollt man.
00:13:26: Aber ich finde, man kann so viele aus diesen Büchern gewinnen, auch wenn sie älter sind.
00:13:31: Nach unserem Vorgespräch, muss man ja sagen, hast du mich da komplett überzeugt, mich
00:13:39: auf den Punkt gebracht und das kann auch nie Ziel sein von Literaturkritik, dann 200
00:13:49: Jahre rückwirkend zu sagen, das ist aber ein Schass, das ist es auch nicht.
00:13:53: Deswegen war es schon überrascht.
00:13:54: macht, was ich jetzt besser verstehe, weil ich am Anfang überhaupt nicht reingekommen bin. Sie gibt
00:14:00: ihren Protagonistinnen in dem engen Rahmen, der ihnen zur Verfügung steht, so viel Selbstwirksamkeit
00:14:07: und natürlich in diesem Ideal ihrer Geschichte, dass sie sich erdacht hat, so viel Selbstwirksamkeit
00:14:15: wie nur möglich war, ohne dass es komplett unrealistisch geworden ist. Ich kann da gar nicht
00:14:22: mehr dazu sagen, dass du absolut recht hast, aber müssen wir es dann 2020 noch verfilmen. Weil was
00:14:31: meiner Ansicht nach, was diese Filme machen und was ganz viel auch in ganz vielen Hollywoodproduktionen,
00:14:43: aber auch in anderen Filmen und in ganz vielen Narrativen, egal wo man hinschaut, wird immer
00:14:50: noch nicht mehr, also es gibt inzwischen zum Glück Gegenströmungen, die lauter sind, aber es gibt
00:14:56: immer noch dieses gesellschaftliche Ideal der Partnerschaft, das ob man dann heiratet, was natürlich
00:15:04: dann Optipropt ist, oder halt einfach nur einen Partner findet, dieses Ideal, dass es nur die,
00:15:13: dass nur die romantische Liebe ist. Und das ist ja dann, erstens stimmt es nicht, weil jede Form von
00:15:21: Liebe, ob die familiär oder platonisch oder romantisch ist, ist gleichwertig und gleichwertvoll,
00:15:28: aber so wird es eben nicht dargestellt in der Popkultur, die ich konsumiere, meistens zumindest
00:15:35: nicht und das geht mir füllstelle ich auf die Nerven und das ist, glaube ich, was dann auch die
00:15:39: Emilia Reuch meint, wenn sie das von den Narrativen und der Unterdrückung des Patrick Hartz sagt,
00:15:45: weil wir konsumieren so viel von immer diesem Gleichen, wir müssen, wir sind erst vollständig,
00:15:54: wenn wir einen Partner finden und in dieser heterosexuellen Welt, Mann, Frau, Ehe, Kinder,
00:16:03: da verliert die Frau halt einfach und das meint sie mit Unterdrückung, wenn es dann darum geht,
00:16:08: dass das Frauen haben so, setzen so dem Narrativ dieser ganzen Heiratswelt auf, oder? Dann gibt es,
00:16:18: noch nie ist so viel Geld ausgegeben worden für Hochzeiten wie heute und Hochzeiten haben jetzt
00:16:26: diesen, das ist auch erst seit Mitte des Jahrhunderts so, dass Hochzeiten diesen romantischen
00:16:31: freiwilligen Anklang haben. Es ist einer der stressigsten Tage, den man nur leben kann, man
00:16:38: gibt selbst das Gast extrem viel Geld, aus dafür kann sich aber heute kein Wohnraum nichts mehr
00:16:42: leisten, ist dann verheiratet und dann gibt es Statistiken, die sagen, dass verheiratete
00:16:49: Frauen unglücklicher sind, dass verheiratete Männer, dass die sind, das sind dann diejenigen immer noch,
00:16:54: die in Teilzeit arbeiten, die für die Kinderbetreuung und für die Betreuung von Angehörigen
00:17:00: verantwortlich sind und jemand Mental Load und emotional Carearbeit und so weiter. Und je öfter wir
00:17:10: Filme schauen, und das hat jetzt mit Jane Austen eigentlich gar nichts mehr zu tun. Das wollte
00:17:16: ich jetzt nämlich sagen, weil du findest, da geht man vom Originaltext weg, weil sie hat das ja so
00:17:22: an jetzt propagiert. Und da kommt man zu die Verfilmungen, wo, da haben wir ja auch schon mal drüber
00:17:28: geredet, wie die Hochzeit dann dargestellt wird. Das ist auch immer der höhe Punkt von
00:17:32: die Filme, der Hochzeit oder der Heiratsantrag. So enden die Filme immer, Osten endet nie so,
00:17:37: bei der geht es immer noch ein bisschen weiter, weil die erzählt immer noch den ganzen Rest,
00:17:40: aber halt kurz zusammengefasst, für sie ist der Weg dahin viel wichtiger. Und ich finde,
00:17:46: diese extreme Fokus auf Heirat und Ehe und dieser Antrag ist auch etwas sehr Spezifisches für unsere
00:17:51: Zeit. Und da haben wir ja auch schon mal drüber geredet, es ist auch lustig, dass bei diesen
00:17:55: Hochzeiten Heiraten bei den Osten-Verfilmungen immer weiße Kleider verwendet werden, was
00:18:00: wir auch schon mal gesagt haben, das ist nicht historisch akkurat. Das weiße Hochzeitskleid
00:18:03: ist eigentlich erst von Queen Victoria Jahre später, also eine Jahre nachdem Osten das Buch
00:18:08: geschrieben hat, in Mode gekommen, dadurch dass Queen Victoria das getragen hat. Und es ist seither
00:18:13: dieses Picture Perfect Bild, das wir von einer Hochzeit haben und von einer Braut haben, dass
00:18:19: die mit weißem Schleier in komplett weißen Blüsch gewandt, da die so in diesem Zumalt Haar
00:18:25: schreitet. Und ich glaube, das ist auch ein Problem unserer Zeit, denke ich mal, und das ist auch
00:18:32: Stereotyp, wie wir Frauen sehen und wie wir Ehen und Beziehungen sehen, dass die so enden müssen,
00:18:37: dass das das perfekte Ende ist und danach kann man halt noch Kinder und dann ist man glücklich
00:18:41: miteinander. Und da bin ich absolut deiner Meinung. Da finde ich, das ist ein Riesenproblem und ich
00:18:48: glaube, dass das auch in der Popkultur ein Problem ist, weil wie du gesagt hast, das ist auch wie
00:18:53: es sehr, sehr viele Geschichten, egal in welcher Form sie produziert werden, enden und wie die
00:18:59: Spannung kreieren, nur auf so Beziehungen, heterosexuellen Beziehungen meistens aufbauen. Das hat
00:19:07: mir jetzt auch erinnert, es ist gerade dieses Jahr Dungeons & Dragons rauskommen, was dieses Jahr
00:19:13: oder letztes Jahr über mir nicht mehr sicher. Auf jeden Fall gibt es da, was jetzt gar nicht
00:19:17: immer die Figuren heißen, aber es gibt da, nicht Chris Pratt, Chris Pine, so ein anderer Chris.
00:19:23: Einer der vielen vielen Chrises. Ja, ist die Hauptfigur und so, jetzt weiß ich gar nicht,
00:19:29: wie die Schauspielerin heißt. Auf jeden Fall, die zwei sind ja so ein Duo, sind aber nicht miteinander
00:19:36: zusammen oder in irgendeiner arthromantischen Beziehung, aber ziehen zusammen ein Kind groß.
00:19:41: Und da waren extrem viele Leute entdeutscht, dass es karamantische Beziehung geworden ist am
00:19:46: Ende vom Publikum. Genau. Da habe ich halt diese Debatten online mitgekriegt und da habe ich gedacht,
00:19:51: ich bin so froh, dass es das einmal nicht gegeben hat. Das ist ein Fokus auf Film. Ja.
00:19:56: Von einer von 100.000 Filmen einmal nicht diesen Fokus hat. Genau. Ja, ich glaube, wir sind eigentlich
00:20:04: eh auf dem selben Standpunkt fast. Ich finde halt, dass man nicht, dass Jane Austen für sich gesehen
00:20:15: absolut besser, wie du es gesagt hast, kann ich das nicht ausdrücken, gelesen werden sollte,
00:20:22: aus allen Gründen, die du uns gesagt hast, worum man sie lesen sollte. Aber ich finde auch,
00:20:28: dass man hinterfragen darf, dass man sich vielleicht wirklich ernsthaft die Frage stellen darf,
00:20:33: müssen wir es weiterhin rezipieren in Form von, wir machen da jetzt noch mal ein Film drüber oder
00:20:39: wir nehmen die Geschichte, den Kernstoff und schreiben dann eine Buchreihe, die dann irgendwann
00:20:45: verfüllen wird oder so. Aber das sehen wir halt auch wieder bei seinem Hollywood Problem. Sie
00:20:49: erfinden keine neuen Geschichten mehr, sondern nehmen halt immer wieder das gleiche Material.
00:20:55: Aber es ist nicht nur ... Ja, ja, ja, ja, Hollywood, im Moment müssen wir nicht über Hollywood reden,
00:21:00: oder da geht es sowieso gefühlt gerade mit dem Autorenstreik, der da jetzt im Sommer angefangen
00:21:05: hat und so. Es läuft noch nicht so rund. Aber auch weitergefasst einfach die Art, wie wir in
00:21:15: Westen Geschichten erzählen und Geschichten werden ja einfach immer rezipiert und bauen auf so
00:21:22: Archetypen auf. Kann man meiner Meinung nach diesen Archetypen das, was vielleicht auch rausgelesen
00:21:32: wird, weil ich stehen lassen, weil ich habe mir dann gedacht, wenn Jane Austen heute leben wird,
00:21:37: wird sie noch einmal ganz anders schreiben, mit der gleichen Spitzfinding-Ironie, aber vielleicht
00:21:43: wird sie so, keine Ahnung, vielleicht wird sie sogar der Emilio Reulke zustimmen und sagen,
00:21:48: also wenn wir schon so weit sein, dann weiß ich nicht. Aber ja, Emma kann man super lesen.
00:21:58: Das finde ich eins, also für mich war es sehr zugänglich, auch als jemand, dem das nicht so
00:22:04: gefällt. Und man kann auch die Filme toll schauen, aber ich hätte halt gern mehr Filme,
00:22:11: wo das einfacher war, kein großes Thema ist. Man muss auch sagen, also es muss ja
00:22:18: kein Liebesfilm sein, es ist fast in jedem Film, kommt irgendwie eine Erdliebesbeziehung vor und
00:22:23: das ist oft der Fokus dieser, das ist, ob das Fantasy ist oder Krimi oder sonst irgendwas. Und
00:22:28: das ist halt das, was irgendwann, es gibt ja auch schöne Liebesgeschichten und gut umgesetzt,
00:22:32: aber ich weiß, ich kann absolut verstehen, was du meinst, dass das halt ständig der Fokus ist.
00:22:37: Und da muss man, also nur vielleicht, verfirmt man dann nicht zum vierzehnten Mal Emma, es ist nicht
00:22:44: vierzehn Mal, aber du weißt, dass ich meine, sondern vielleicht schaut man sich dann mal irgendein
00:22:49: Andernstoff an von Lina Motley Nightcrawling, wo es um vieles geht, aber nicht um eine Liebesbeziehung,
00:22:58: sondern um eine inarmut lebende Sparzer in den USA, die sich prostituiert, um irgendwie Geld zu
00:23:05: verdienen. Also jetzt aus dem blauen Gegriffen eine Geschichte, die ich nicht so oft gesehen habe in
00:23:13: Hollywood. Ja, das gibt hunderttausend andere Geschichten, die man erzählen könnte. Aber Pia,
00:23:17: jetzt die Frage noch einmal, warum wir Geschichten wie Emma mögen so ein bisschen klarker worden,
00:23:26: oder? Es ist nostalgisch, als Verfilmung ist es natürlich bombastisch auch anzuschauen mit
00:23:32: den Kostümen und so und es ist auch immer, es ist schon spannend, wenn man schaut, wo man dann,
00:23:38: wie es verfilmt wird, wo der Unterschied ist jetzt zwischen der Green of Pauldrow Version aus den
00:23:43: 90er Jahren und der Version aus 2020, die ganz anders normal ist und ganz anders mit dem Stoff umgeht.
00:23:50: Das kann man dann schon ein bisschen mehr ablesen. Aber wenn ich dir jetzt die Frage stelle, müssen
00:23:56: wir in dieser emanzipierten Welt oder sollten wir in dieser emanzipierten Welt Geschichten wie Jane
00:24:02: Austen Emma immer noch immer weiter rezipieren? Hast du da eine Antwort? Wie gesagt, ich finde,
00:24:10: man kann aus Emma auch andere Sachen rausholen und es muss nicht der Fokus die liebes Geschichte sein.
00:24:16: Du würdest? Und ich finde, es gibt so viele verschiedene Versionen von Jane Austen, Romanen,
00:24:23: wo man Spiele daraus gemacht, man hat moderne Versionen daraus gemacht, es gibt jetzt zum Beispiel auch
00:24:30: Clueless. Danke, Clueless. Eben, also man kann ja auch andere Sachen draus nehmen und umwandeln.
00:24:38: Man muss es nicht in dieser alten Schale belassen, man muss es nicht einmal im gleichen
00:24:42: Zeitalter belassen, man kann was damit machen und oft wird halt immer noch diese typische 0815
00:24:48: Liebesgeschichte draus gemacht. Aber ich finde, man kann mit Austen um einiges mehr anstellen. Es gibt
00:24:52: zum Beispiel auch eine Grimmie Version von Stolz und Vorurteil "Death comes to Pemberley". Wie
00:24:59: gesagt, man kann an Haufen damit anstellen. Gibt es nicht irgendwas Jane Austen Demons
00:25:03: Layer oder so ähnlich? Vampire? Irgendwas mit Vampiren in Jane Austen? Stolz und Vorurteil
00:25:09: und Zombies gibt es auf jeden Fall. Ja, das ist das hauisch gemein. Ja, also einen mehr
00:25:14: dekonstruierenden Ansatz, wo man den Fokus dann wegbringt von eben diesen heiratsromantischen
00:25:25: Sachen, einfach weil es bis zum Umfallen gemacht worden ist. Und ich finde, gerade dann ist es
00:25:33: kreativ, wenn man diesen Wiedererkennungswert hat von "Okay, er kennt die Geschichte", was es ist,
00:25:38: aber es ist was ganz was anderes draus gemacht worden. Wobei, es gab ja diese Neuverfilmung von
00:25:45: Netflix von Stolz und Vorurteil. Ich habe es selber nicht geschaut. Nein nicht Stolz und Vorurteil,
00:25:50: sondern Überredung, Persuasion. Und das ist nicht gut an. Die war richtig schrecklich, die war wirklich
00:25:55: schlimm. Da wollten sie, glaube ich, eine Version von Fleabag in Jane Austen-Style machen und das
00:26:00: ist richtig schief gegangen. Also ich habe auch immer gewisses Risiko, weil wenn man dann auch
00:26:06: diese Stereotypen, also man muss solche Sachen gut machen, weil wenn man diese Stereotypen nicht
00:26:12: bedient und macht es aber auf eine schlechte Weise, dann macht es natürlich Sinn, wenn Hollywood lieber
00:26:18: bei dem Altbekannten bleibt, dass dann halt auch das Geld einerschwemmt. Das ist das, was dann
00:26:23: passiert. Ja, schau, wir sind ja irgendwie, wir sind ein bisschen einig jetzt. Ich glaube, du bist
00:26:31: nie der perfekte Jane Austen-Fan. Du kannst verstehen. Ich kann es apprécieren. Genau. Für das, was es
00:26:44: ist, zu der Zeit, zu der es war. Und ich bin froh, dass diese Zeit nicht mehr ist. Ja, dann danke
00:26:51: fürs Zuhören. Wenn es uns gerne was sagen möchte, das Kommentar schreiben, wie es euch gefallen hat.
00:26:56: Vielleicht habt ihr es auch von den Filmen gesehen oder das Buch gelesen. Sagt uns das gerne auf
00:27:01: Facebook oder auf Instagram oder auch per Mail unter post.stadtbibliothek@insbruck.gv.at. Wir
00:27:10: würden uns sehr freuen. Nächstes Mal geht es um Spuk in Hill House. Da gibt es ein bisschen
00:27:16: Grußiliger zu. Wir freuen uns schon, wenn ihr es wieder mithören würdet. Bis zum nächsten Mal. Tschüss!
00:27:22: [Musik]
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