HerbstLeseFest: Pavillon 44 von Thomas Sautner

Shownotes

Das HerbstLeseFest ist da! Nach nur zwei Wochen Lesezeit sind Pia und Christina zurück und besprechen gemeinsam den Roman Pavillon 44 von Thomas Sautner. Viele von euch haben bereits fleißig mitgelesen und uns ihre Eindrücke zugesendet. Bleibt dran, denn am Ende der Folge erfahrt ihr, welche Lesechallenge als nächstes auf euch wartet. Kleiner Spoiler: Diesmal handelt es sich um eine gruselige Kurzgeschichte!

Bis zum 28.10.24 könnt ihr uns noch eure Eindrucke zu Pavillon 44 zusenden (oder uns sagen, warum ihr den Roman gerne lesen möchtet). Unter allen Einsendungen verlosen wir eine signierte Ausgabe von Pavillon 44. Teilnahme ab 18 Jahren.

Im Podcast erwähnte Romane:

Pavillon 44: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/111860 Nincshof: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/103242 Kleine Monster: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/110469 https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/111926 (ebook) Alice im Wunderland: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simple_search?query=alice%20im%20wunderland

Transkript anzeigen

00:00:00: [Stimme moduliert] Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchunen führen. [Stimme moduliert] [Intro-Musik]

00:00:06: Christina: Hallo und herzlich willkommen zurück zum Vorwort, dem Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck.

00:00:27: Ich bin die Christina - Pia: und ich bin die Pia - und ein doppeltes Willkommen zurück in unserer ersten Folge des Herbstlesefests,

00:00:35: erstens, und zweitens der Pia, die jetzt wieder dabei ist. Hi Pia. Pia: Juchuu! [lacht]

00:00:39: Christina: Schön, dass du wieder da bist.

00:00:42: Was ist denn das Herbstlesefest? Die Hosts vom Vorwort stellen sich gegenseitig und wenn ihr wollt, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,

00:00:52: dann ist auch euch eine Lese-Challenge. Wir haben dann zwei Wochen Zeit, das Buch zu lesen und mit euch in der Folge zu besprechen.

00:01:00: Vor zwei Wochen haben die Shelly und die Jacuqeline uns die Herausforderung gestellt, Pavillon 44, den neuen Roman von Thomas Sautner zu lesen.

00:01:10: Bevor wir jetzt aber zur Besprechung vom Sautner Roman kommen, möchte ich euch an unser Gewinnspieler erinnern.

00:01:16: Denn noch bis zum 28.10. könnt ihr eine signierte Ausgabe des neuen Romans gewinnen.

00:01:23: Schreibt uns dazu einfach entweder eure Eindrücke zum Roman oder auch, warum ihr ihn lesen möchtet,

00:01:29: vielleicht auf die heutige Folge hin, auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at

00:01:37: oder auch gern auf Instagram unter dem Handle stadtbibliothek.innsbruck.

00:01:42: Der Roman wird dann unter allen Einsendungen verlost und die Person, die gewonnen hatte, von uns kontaktiert.

00:01:49: Die Teilnahme ist auf 18 Jahre. Also das wäre doch auch ein schönes Geschenk für einen Sautner-Fan, oder Pia?

00:01:54: Pia: Auf jeden Fall. [lacht] Die freuen sich da sicher drüber.

00:01:58: Ja genau, bei uns geht es um Pavillon 44 von Thomas Sautner. Für alle, die ihn noch nicht kennen,

00:02:04: Thomas Sautner ist ein österreichischer Schriftsteller aus Niederösterreich, spezifisch dem Waldviertel.

00:02:10: Wir haben einige Titel von ihm in der Bib. Wir haben zum Beispiel "Fuchserde", das wäre sein erster Roman.

00:02:15: Da geht es um [unverständlich] im Waldviertel oder auch "Der Glücksmacher", "Das Mädchen an der Grenze", "Die Erfindung der Welt",

00:02:22: "Nur zwei alte Männer" und viele andere.

00:02:25: Bei den Sachbüchern haben wir "Waldviertel steinweich", das ist ein literarischer Reiseführer für die,

00:02:29: die das Waldviertel ein bisschen mehr kennenlernen möchten.

00:02:32: Das ist bei den Reiseführern und zusätzlich haben wir natürlich noch ebooks von vielen seinen Büchern in der Onleihe bei uns digital.

00:02:39: "Pavillon 44" ist jetzt eben sein neuester Roman und um den geht es heute.

00:02:44: Also ich habe uns eine kleine Zusammenfassung mitgebracht.

00:02:47: "Pavillon 44" spielt in einer psychiatrischen Anstalt am Rande von Wien.

00:02:52: Um genau zu sein, im "Pavillon 44". [lacht]

00:02:54: Christina: Mhm. Namensgebend.

00:02:56: Pia: Dieser Anstalt eben, das ist der Titel.

00:02:58: Der leitende Arzt ist Siegfried Lobel? Lobell?

00:03:02: Christina: Ich sage immer "Lobell" [betont 2. Silbe]. [beide lachen]

00:03:04: Pia: Ein bisschen französisch angehaucht.

00:03:06: Christina: "Lubbell." [beide lachen]

00:03:09: Pia: Durch seine Patient*innen will er mehr über die Welt, das Leben und sich selber erfahren.

00:03:14: Und gleichzeitig besucht aber auch eine Schriftstellerin den Pavillon,

00:03:17: weil sie ein Buch über ihn schreiben will.

00:03:19: Dann, Plot Twist, verschwinden aber zwei Patienten.

00:03:23: Und Lobell macht sich auf in die Wiener Innenstadt, um sich dort auf die Suche zu machen.

00:03:30: Dort findet er viele Verrückte, aber nicht seine Patienten.

00:03:34: Also das ist jetzt nur eine kleine Zusammenfassung.

00:03:37: Nur ein Teaser, wir bleiben spoilerfrei.

00:03:39: Christina: Das ist wichtig zu erwähnen.

00:03:41: Das heißt, für alle diejenigen von euch, die sich, die jetzt noch keine Zeit hatten

00:03:46: oder sich dieser Lese-Challenge noch nicht angenommen haben,

00:03:49: die können auch die Folge beruhigt anhören und danach loslesen.

00:03:53: Pia: Genau.

00:03:55: Christina: So, Pia, wer von uns hat denn das Buch für heute gelesen?

00:03:59: Pia: [lacht] Ich nicht.

00:04:01: Aber das ist immer die Christina fleißig.

00:04:03: [beide lachen] Deswegen habe ich jetzt Fragen für sie mitgebracht.

00:04:05: Die erste Frage ist natürlich, wie hat es gefallen?

00:04:07: Christina: Kurz zusammengefasst:

00:04:09: Gut.

00:04:10: Nächste Frage. [beide lachen]

00:04:12: Also es geht, wie du schon gesagt hast, um die Psychiatrie in der Baumgartener Höhe in Wien.

00:04:17: Und dort gibt es diesen Sondertrakt, den Pavillon 44 und in dem der Primar Siegfried Lobell,

00:04:23: dieser sogenannte Experte aus seinem Gebiet -

00:04:26: - das ist die Art von Experte, die auch dann einmal TV-Interviews gibt

00:04:30: oder von großen österreichischen Tageszeitungen zitiert wird als Experte. -

00:04:34: Pia: Ah, der landet im ORF. [lacht]

00:04:36: Christina: [lacht] Genau.

00:04:38: Der behandelt nämlich nicht nur irgendwelche Verrückten,

00:04:41: sondern außergewöhnliche Verrückte.

00:04:43: Die sammelt er so ein bisschen wie kleine Trophäen.

00:04:46: Die müssen dann schon immer was Besonderes an sich haben,

00:04:49: damit er sie in seinem Trakt dann auch behandeln möchte.

00:04:52: Am Ende des Romans fragt man sich, wie du auch schon so angedeutet hast,

00:04:56: dass der Inhaltsangabe "Wer ist denn eigentlich noch normal?"

00:05:00: Ich muss sagen, das ganze Buch ist in einem sehr flotten Tempo geschrieben

00:05:04: und es dreht immer mehr ab, sozusagen.

00:05:07: Also es ist auch lustig, situationskomisch finde ich auch

00:05:10: und das hat so einen verschmitzten Unterton, so einen Wiener Schmäh hätte ich gesagt.

00:05:15: Neben der Hautfigur des Primars Lobell geht es außerdem um die Schriftstellerin Aliza Berg.

00:05:22: Die kommt ins Pavillon 44 um ein Buch über den Lobell zu schreiben

00:05:27: und dann gibt es noch eine regelrechte Ansammlung von lustig-tragischen Figuren,

00:05:32: die sind alle ganz und gar liebevoll gezeichnet habe ich gefunden.

00:05:37: Unter anderem wäre da z.B. der Herr Dimsch,

00:05:39: der ist gleich eingangs des Romans nackt auf dem Dach eines Mausoleums aufzufinden,

00:05:46: wo er nachdem er mit dem Leichnam seines toten Kindheitsfreundes angestoßen hat,

00:05:52: von der Feuerwehr runtergerettet werden muss.

00:05:55: Es gibt die Cecilie Weisz, die ist seine ü-80erin, die Meerschweinchen aus dem Fenster schmeißt.

00:06:00: Und es gibt einen ungefähr dreißigjährigen Mann namens Jesus

00:06:05: und der hält sich auch für den Besagten.

00:06:07: Und so geht es dann dahin mit den Figurenensemble.

00:06:10: So was ist mir noch immer sehr lieb.

00:06:13: Pia: Das klingt nach einer lustigen Truppe.

00:06:15: Christina: Genau, also, lustig-tragisch, muss man schon sagen,

00:06:18: aber es ist schon was, was so, wenn man diese Art von absurdem Humor auch mag,

00:06:27: sehr genießen kann.

00:06:29: Pia: Also ich habe ja, wo ich die Zusammenfassung gelesen habe,

00:06:32: habe ich sofort an "Alice im Wunderland" denken müssen

00:06:35: und an den Spruch "We're all mad here".

00:06:37: Also "Hier sind wir alle verrückt" von der Grinsekatze.

00:06:40: Gehe ich recht in der Annahme, dass das Hauptmotiv ist,

00:06:46: dass wir alle irgendwie unter Anführungszeichen verrückt sind.

00:06:49: Und was mit dem ja auch ein bisschen zu tun hat,

00:06:53: die Darstellung der Patient*innen in "Pavillon 44", hat die deine Sichtweise

00:06:57: auf die psychischen Krankungen beeinflusst oder geändert?

00:07:00: Christina: Also zuerst zur ersten Frage, das ist schon, hast du richtig erkannt.

00:07:05: Das ist eines der Motive von dem Roman, fand ich auch.

00:07:10: Wobei "Pavillon 44" sich auch auf fast einer Meta-Ebene mit der Idee spielt,

00:07:19: was ist eigentlich Realität?

00:07:21: Bis man, wir kommen da später noch mal zu,

00:07:24: aber bis man sich selber nicht mehr so ganz sicher ist,

00:07:26: was ist da jetzt real, sowohl auf dieser narrativen Erzählebene im Roman,

00:07:32: also das wird schon wieder mit gespielt und es geht fast noch ein bisschen tiefer

00:07:36: als diese "Wir sind ja eigentlich alle verrückt"-Motiv.

00:07:39: Also aber damit ... an dem arbeitet er sich auf jeden Fall ab.

00:07:42: Auf eine sehr spannende, amüsante Weise.

00:07:45: Und ich glaube, die zweite Frage war, ob der Roman die Darstellung

00:07:52: von ... meine Sichtweise auf psychische Erkrankungen beeinflusst hat.

00:07:56: Das hat uns eine liebe Zuhörerin zugeschickt per E-Mail.

00:08:00: Also vielen Dank für die Frage.

00:08:02: Da muss ich sagen, nein, ich habe auch schon davor eine sehr differenzierte Sichtweise

00:08:08: auf psychische Erkrankungen gehabt.

00:08:10: Ich hatte auch während es schon teilweise fast die Medikamente oder so ein Alltag

00:08:17: in der psychiatrischen Anstalt, gerade so am Anfang ist mir das so vorkommen,

00:08:20: sehr realistisch geschildert worden ist, ist glaube ich das Spiel mit der Verrücktheit

00:08:29: und auch immer ein literarisches, weil es sich ja um literarische Figuren handelt.

00:08:33: Die Prämisse vom Roman, die wir ja schon gesagt haben,

00:08:37: diesen Normalitätsbegriff so infrage stellt.

00:08:40: Was bedeutet es normal zu sein?

00:08:42: In seinem Interview mit dem Boris letzte Folge hat der Thomas Sautner

00:08:47: davon gesprochen, dass "verrückt" eben auch "herausgerückt" nämlich bedeutet.

00:08:51: Und für mich habe ich das so verstanden, dass es um das Herausgerücktsein,

00:08:54: aus der Gesellschaft geht in den Roman, also von außen irgendwo hineinschauen.

00:08:59: Und das ist was, was mir dann auch sehr gut gefällt.

00:09:02: Denn oft kann man von außen am besten beurteilen, was gerade so los ist.

00:09:06: Da herrscht auch immer dieses Spannungsfeld zwischen dem Angepasstsein und dem Anderssein,

00:09:12: weil die Verrückten wären ja nicht in der Baumgartner Höhe,

00:09:15: wenn sie nicht irgendwie zu einem Maß unangepasst wären, wie der Herr Dimsch zum Beispiel,

00:09:22: dass der da so nakedei-isch [beide lachen] auf dem Mausoleum sitzt.

00:09:26: Das geht dann natürlich auch zu weit.

00:09:28: Aber diese Herausforderung und dieser Spannungsfeld fängt der Roman wahnsinnig gut ein

00:09:35: und auch wahnsinnig amüsant ein.

00:09:37: Und Thomas Sautner hat selber gesagt -

00:09:41: es ist eine Paraphrase, aber - dass ich Literatur oft und nützlich am Außenseiter abarbeiten kann

00:09:45: und kam mir auch vor, dass ihn das auch so ein bisschen zum Schreiben des Romans bewegt hat.

00:09:53: Pia: Was für Erwartungen hattest du an das Buch? Hast du gewusst, was auf dich zukommt oder warst du überrascht?

00:09:58: Christina: Vielleicht ist schon rausgekommen im Podcast und das gilt ja für dich auch so ein bisschen,

00:10:05: wir sind ja nicht so verortet in der österreichischen Literaturlandschaft, das haben wir ja schon einmal gestanden.

00:10:11: Ich habe jetzt einmal begonnen, Österreicher*innen zu lesen und ich stelle fest, dass mir die Erzählstimme,

00:10:19: und ich habe vorhin von diesem Schmäh gesprochen und ich finde, das ist jetzt Thomas Sautner,

00:10:26: der ist auch in Wien verortet und der Roman spielt auch in Wien, aber das gilt auch für andere Österreicher*innen, die ich gelesen habe:

00:10:32: So ein Schalk im Unterton ist da immer dabei und wenn ich jetzt einen Österreicher*innen in die Hand nehme,

00:10:38: einen Roman von einem Österreicher, einer Österreicherin geschrieben, dann erwarte ich mir diesem, ja, fast dieses Verschmitzte,

00:10:46: das da irgendwie in jedem dieser Romane immer mitschwang.

00:10:50: Nincsdorf [red. Anm: "Nincshof"] ist ein Beispiel oder ich habe jetzt auch, das ist jetzt auf dem Spiegelbestseller gelandet,

00:10:55: "Kleine Monster" gelesen von Jessica Lindt und so hart der Tobak ist ...

00:11:03: Pia: Man kann es nicht zu ernst nehmen, man muss es so ein bisschen...

00:11:06: Christina: Ja, also bei "Kleinen Monster", das ist schon eigentlich tragisch, es ist halt nur sehr schnell erzählt,

00:11:13: aber da ist vielleicht noch ein bisschen was anderes, aber es ist immer, es ist so,

00:11:18: vielleicht ist es halt nur der Dialekt, der es so heimlig macht [Pia lacht], ich weiß es nicht.

00:11:22: Das hat es auf jeden Fall erfüllt und das konnte man in der kompletten in der Erzählstimme von "Pavillon 44" total gut mit hören immer.

00:11:32: Und auch wusste ich ja, dass es sich mit dieser Fragestellung: "Was heißt Verrücktsein?" auseinandersetzt,

00:11:38: das hat es auch für mich fast wie erwartet, muss ich sagen, abgearbeitet.

00:11:42: Also ich habe nicht gewusst, wohin der Roman gehen wird und wie er endet, er endet sehr [lacht leise] unerwartet

00:11:49: und es wird wirklich so ein bisschen wie bei "Alice im Wunderland", also es ist auch gesellschaftskritisch,

00:11:56: was eigentlich diese Romane auch gerne und oft sind und auch diese Erwartung hat er für mich erfüllt.

00:12:03: Pia: Und was ist das Schreibstil? Hat dir der gefallen?

00:12:06: Weil es war ja dein erster Thomas Sautner, oder?

00:12:09: Christina: Also der Schreibstil, und wir haben einen Zuhörer gehabt, der hat uns geschildert,

00:12:14: wie er ... was ihm besonders gut am Sautner gefallen hat und er hat geschrieben, dass er sehr leichtgängig und angenehm zu lesen war.

00:12:20: Und dem kann ich nur voll und ganz zustimmen.

00:12:23: Ich persönlich habe allerdings diesen Perspektivenwechsel, den der Thomas Sautner genutzt hat,

00:12:31: zwischen dem Primar Lobell in der dritten Person und der Aliza Berg in der ersten Person nicht so gut gefallen.

00:12:39: Und was mir total gefallen hat [lacht leise], waren diese Dialoge und dann die Situationskomik, die einfach aus der Absurdität

00:12:46: mancher Situationen entstanden ist, wenn die zum Beispiel in der Visite alle vor dem Bett standen

00:12:51: und sich das dieser Moment dann entfaltet hat, wenn dann Jesus anfängt mit dem Lobell zu reden

00:12:57: und die ganzen Pfleger und so und die Aliza quasi als Schriftstellerin dabei stehen und das war schon,

00:13:03: das hat er schon sehr schön und treffend eigentlich eingefangen, weil es schon realistisch auch irgendwie ist

00:13:11: und ja auch oft die realistischen Sachen, die lustigsten sind, weil man sie einmal dargestellt sieht.

00:13:16: Pia: Und das Wichtigste oder einer der wichtigsten Sachen, die Hauptfigur, und die geht es ja eigentlich sehr viel in dem Roman,

00:13:24: was du jetzt so angeschnitten hast, was hältst du von ihm,

00:13:27: vom Primar Lobell? Ist er sympathisch, ist er eher so eine neutraler Figur oder unsympathisch vielleicht auch, man weiß es ja nicht?

00:13:35: Christina: Ja, also der Primar Lobell. - Pia: Oje. - Ich fand es schwierig ihn zu mögen.

00:13:41: Er ist faszinierend genug als literarische Figur und auch genau das, was er sein soll, besonders auch dann für was er dann steht am Ende.

00:13:52: Pia: Aber beste Freunde werdet ihr nicht. - Christina: Nein. - Und jetzt mal bei der Frage, ob es bestimmte Szene oder einen Moment geben hat,

00:14:00: der dir besonders im Gedächtnis geblieben ist und warum?

00:14:04: Christna: Also das ist die Cecilie Weisz, die ist glaube ich auch die Lieblingspatientin vom Lobell.

00:14:10: Das ist diese 84-Jährige, die behauptet aber steif und fest und ist davon überzeugt, dass die 16.212 Jahre alt ist,

00:14:19: die leidet unter einer bipolaren Störung, also das ist ihre Diagnose und hat außerdem epileptische Anfälle.

00:14:27: Aber diese epileptischen Anfälle hinterlassen ihr Gehirn so, da feuern die Neuronen dann so schnell, dass sie besonders kreativ ist.

00:14:34: Und das ist dann auch was der Lobell an ihr wertzuschätzen weiß.

00:14:37: In dem Moment habe ich so erkannt, okay das ist wie vieles in dem Roman,

00:14:42: ist das auch so diese Hochzeichnung von dieser literarischen Figur und "Was ist denn Kreativität überhaupt?"

00:14:48: Sie ist aber sozusagen sehr poetisch veranlagt, wurde eingewiesen und das ist jetzt mal die Lieblingsmoment.

00:14:53: Und zwar: Sie hat mit ihren Meerschweinchen die Nachrichten geschaut und dann nach ihrer Ansicht,

00:15:01: also ihrer Aussage haben die Meerschweinchen es dann nicht mehr ertragen, die Nachrichten zu sehen und haben sich dann einer nach dem anderen aus dem Fenster geworfen. [beide lachen kurz]

00:15:08: Also sie wurde eingewiesen, weil sie Meerschweinchen aus dem Fenster geworfen hat.

00:15:13: Ja, genau und das habe ich lustig gefunden. [beide lachen leise]

00:15:16: Pia: Die arme Meerschweinchen.

00:15:18: Christina: Und aber, den Spoiler, am Ende lebt sie im Erdgeschoss zusammen mit neuen Meerschweinchen und es geht allen gut. [beide lachen leise]

00:15:26: Pia: Ja, dann, okay.

00:15:27: Dann ist sie alles in Ordnung.

00:15:29: Pia: Wenn wir schon vom Ende vom Romane reden.

00:15:32: Wie hat die das Ende gefallen und was für ein Eindruck hat es Ende vom Roman bei ihr hinterlassen?

00:15:37: Wir bleiben spoilerfrei, aber so allgemein.

00:15:40: Christina: Also es gibt immer auch hinter vielen Kapiteln ein Postskriptum.

00:15:44: Das führt dann immer mehr in eine Meta-Ebene auch hinein.

00:15:49: Das mag ich grundsätzlich sehr.

00:15:53: Der Roman an sich endet sehr surreal, abgedreht fast schon.

00:16:01: Das mag ich auch und die Handlung ist, wird halt auch immer aberwitziger.

00:16:06: Irgendwann, man fragt sich dann am Ende und das sei verraten, was ist eigentlich noch real?

00:16:12: Auch man selber als Leserin oder als Leser.

00:16:15: Danach ist es aber auch schön, sich wieder zu erden mit einem weniger hinterfragenden Text.

00:16:22: Weil es sicher ein Text ist der, der es - so ein bisschen spitzbübisch - hinterfragt:

00:16:27: Was ist denn Verrücktsein und so.

00:16:29: Pia: Klingt sehr spannend.

00:16:31: Jetzt habe ich die Lust drauf, das Buch zu lesen.

00:16:33: Christina: Also ich muss auch sagen, das Buch war super.

00:16:35: Danke, Shelly und Jacqueline für "Pavillon 44" und die Herausforderung, das in zwei Wochen zu lesen.

00:16:40: Danke, liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, an alle, die Fragen oder Kommentare geschickt haben und für das fleißige Mitlesen.

00:16:48: Und jetzt dürfen wir mit einem Trommelwirbel verkünden, Shelly, Jacqueline, spitzt die Ohren:

00:16:54: Ihr leset für den 31.10. ... Pia, was lesen sie?

00:16:57: Pia: Ihr lest "Die Lotterie" von Shirley Jackson.

00:17:00: Christina: Das ist eine Kurzgeschichte aus den 60er Jahren. Shirley Jackson ist eine US-amerikanische Schrittstellerin gewesen,

00:17:06: die, möchte man sagen, so mondänen Horror geschrieben hat oder viel aus dem mondänen Leben heraus.

00:17:14: Pia: Ja, man kennt sie von "Hounting of Hill House".

00:17:18: Das haben wir ja auch schon mal besprochen.

00:17:21: Das kennt man von Netflix.

00:17:24: Und jetzt eben, diesmal geht es aber nur einmal eine Kurzgeschichte.

00:17:27: Wir haben die natürlich auch in der Bibliothek.

00:17:30: Als Sammelband mit anderen dunklen Erzählungen [lacht], die kann man sich dann auch gerne ausleihen.

00:17:37: Christina: Und auch diesmal seid ihr wieder herzlich eingeladen mitzulesen.

00:17:42: Uns eure Anmerkungen, Fragen, Meinungen bis zur nächsten Folge zu schicken.

00:17:48: Das geht wie immer auf post.stabbibliothek@innsbruck.gv.at oder auf Instagram unter dem Handle "stadtbibliothek.innsbruck".

00:17:59: Und wenn ihr nicht zum Lesen kommt, ist das auch überhaupt gar kein Problem.

00:18:03: Ihr wisst, die Besprechungen sind wie immer spoilerfrei.

00:18:08: Und dann könnt ihr euch einfach von Shelly und Jaci inspirieren lassen, ob ihr auch Lust habt, "Die Lotterie" zu lesen.

00:18:13: Entweder ... Sie zum Beispiel bei uns in der Bibliothek auszuleihen.

00:18:17: Und denkt dran, noch bis zum 28.10. könnt ihr uns schreiben, warum ihr "Pavillon 44" gerne lesen möchtet

00:18:25: oder auch, was euch daran gefallen hat. Und dann könnt ihr eine signierte Ausgabe des Romans gewinnen.

00:18:32: Pia: Danke fürs Zuhören, danke fürs Mitlesen, danke für die vielen Kommentare.

00:18:37: Wir freuen uns aufs nächste Mal bzw. [lacht] Shelly und Jaci freuen sich mit euch aufs nächste Mal. Tschüss!

00:18:45: Christina: Schönes Lesen!

00:18:47: [Outro-Musik]

00:19:10: [Pia spricht] S'Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der Stadtstimmen, dem Audiokanal der Stadt Innsbruck. [Pia spricht]

Neuer Kommentar

Dein Name oder Pseudonym (wird öffentlich angezeigt)
Mindestens 10 Zeichen
Durch das Abschicken des Formulars stimmst du zu, dass der Wert unter "Name oder Pseudonym" gespeichert wird und öffentlich angezeigt werden kann. Wir speichern keine IP-Adressen oder andere personenbezogene Daten. Die Nutzung deines echten Namens ist freiwillig.