Literarische Entstehungsgeschichten: (J.R.R. Tolkien vs. Elly Conway)
Shownotes
Was ist manchmal noch besser als ein guter Roman? Die Geschichte, die zu seiner Entstehung geführt hat! Frei nach dem Motto ‚stranger than fiction‘ teilen Pia und Christina zwei kuriose Entstehungsgeschichten mit euch: Der Hobbit und Der Herr der Ringe von J.R.R. Tolkien und den Spionagethriller Argylle von Elly Conway. Runde zwei der bizarren, lustigen, spannenden Entstehungsgeschichte ist eröffnet! Ihr habt einen Themenwunsch? Schreibt uns auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at, Instagram (stadtbibliothek.innsbruck) oder Facebook.
J.R.R. Tolkien in der Stadtbibliothek: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simple_search?query=j.r.r.+tolkien
Argylle gibt’s auch bald in der Stadtbibliothek!
svorwort #popcast #bibcast #gemeinsambesser #stadtstimmen
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00:00:00: [moduliert]Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchen führen. [moduliert]
00:00:07: [Intromusik.] Ja hallo und herzlich willkommen zum "S'Vorwort", dem Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck. Mein Name ist Christina.
00:00:29: Und ich bin die Pia.
00:00:31: Und wir sprechen heute wieder über eine bzw. über zwei Entstehungsgeschichten.
00:00:37: Das ist ein neues Format, das wir jetzt öfter präsentieren werden. Wir freuen uns darauf. Das war ursprünglich -
00:00:44: Pia, kannst du dich überhaupt noch an den Ursprung von den Entstehungsgeschichten erinnern?
00:00:48: Ja, wir haben damals online, ich glaube es auf Instagram, nachfragt, ob jemand Ideen für Folgen hat, für weitere
00:00:57: und irgendwer, irgend ein anonymer Leser oder Leserin, hat gefragt, ob wir interessante Entstehungsgeschichten
00:01:05: oder spannende Entstehungsgeschichten vorstellen könnten. Und dann haben wir uns gedacht, oh, das klingt doch cool. Und dann haben wir es das erste Mal gemacht.
00:01:13: Und festgestellt, es gibt so viele tolle Entstehungsgeschichten von literarischen Werken.
00:01:18: Könnten ewig weitermachen. [lacht]
00:01:20: Und das macht total Spaß, weil das Besondere an dieser Folge ist das Format, nämlich die Pia und ich kommen beide mit einer Entstehungsgeschichte an den Tisch.
00:01:29: Ich kenne meine Entstehungsgeschichte. Pia kennt die ihre, aber wir tauschen uns nicht vorher aus, welche Entstehungsgeschichte wer mitgebracht hat.
00:01:37: Und ihr könnt mir das letzte Mal wieder abstimmen.
00:01:41: Am Ende der Folge bzw. wenn die Folge ausgestrahlt wird, gibt es wieder auf Instagram eine Abstimmung.
00:01:47: Welche der Entstehungsgeschichten euch besser gefallen hat.
00:01:51: Und Pia, letztes Mal hat dann wider Erwarten der William Burroughs gewonnen.
00:01:59: Ja genau.
00:02:00: Also Drogen sind spannender als Mord, haben wir festgestellt. [lacht]
00:02:04: Ich hätte gedacht, bei dem True Crime-Bonanza, das gerade vorherrscht in unserer Gesellschaft, dass du auf jeden Fall die besseren Karten hast.
00:02:12: Da war ich sehr überrascht.
00:02:13: Da hab ich einfach Pech gehabt. [lacht]
00:02:15: Ja, deine Geschichte hat letztes Mal verloren.
00:02:17: Wer weiß, vielleicht wird es diesmal anders.
00:02:20: Schauen wir mal, ich habe eine tolle Geschichte mitgebracht. [lacht] Finde ich zumindest.
00:02:22: Okay, letztes Mal hast du angefangen.
00:02:24: Letztes Mal habe ich angefangen.
00:02:26: Deswegen Bühne frei für dich, Pia und deine Entstehungsgeschichte:
00:02:30: Meine Geschichte beginnt in Oxford in den 1950er Jahren.
00:02:34: Christina, stelle dir vor, du bist Studentin in Oxford in den 1950er Jahren. - Mhm. - [lacht]
00:02:40: Du kannst schon wirklich vorstellen, oder?
00:02:43: Der Krieg ist vorbei.
00:02:44: Es ist ein wirtschaftlicher Aufschung in Großbritannien und du besuchst Vorträge von ganz bekannten Wissenschaftlern.
00:02:49: Klingt schon recht gut, oder?
00:02:51: Sehr gut.
00:02:52: [lacht] Einer deiner Professoren ist zwar renommierter Sprach- und Literaturwissenschaftler, hat aber fast nicht existentes Publikum bei seinen Vorlesungen.
00:03:01: Denn er nuschelt total und seine Vorträge sind deswegen kaum zu verstehen.
00:03:05: Das kommt aber in Wirklichkeit entgegen, denn damals haben Professoren, wenn es kein Publikum gegeben hat,
00:03:12: die Vorlesung einfach sausen lassen können und sind trotzdem bezahlt worden.
00:03:16: War das am Ende sein Trick?
00:03:17: [Gelächter] Genau.
00:03:18: Aber du bist ja interessierte Studentin, deswegen machst du so etwas nicht.
00:03:22: Und kommst trotzdem zu den Vorträgen über Geoffrey Chaucer und den Aufbau von Heldenreisen
00:03:27: und hinderst den Professor daran, seine Fantasie-Trilogie abzuschließen.
00:03:31: Ich glaube, du weißt schon, wer es ist. [Gelächter]
00:03:33: Verrat's uns.
00:03:35: J. R. R. Tolkien.
00:03:37: Ja, genau.
00:03:38: Der hat geschnuschelt?
00:03:39: Extrem anscheinend.
00:03:41: Den hat man fast nicht verstehen können.
00:03:43: Das wusste ich nicht.
00:03:44: Also für die, die es nicht wissen, J. R. R. Tolkien ist der britische Schriftsteller,
00:03:48: der die "Herr der Ringe"-Trilogie geschrieben hat.
00:03:51: Also ich glaube, Shakespeare ist der britische Schriftsteller, aber dann... [Gelächter]
00:03:55: Na, da ist es der britische Theaterstückschreiber.
00:04:00: Stimmt, das stimmt.
00:04:01: Das ist ja auch was anderes.
00:04:03: Und die Studentin hat es auch wirklich gegeben.
00:04:06: Die bei der Vorlesung.
00:04:07: Ist die auch, Christine?
00:04:08: Nein.
00:04:09: Aber du kennst sie.
00:04:10: Sie ist eine alte Bekannte aus dem Podcast.
00:04:13: Caroline Wahl.
00:04:15: [Gelächter]. Nein, die ist zu jung.
00:04:17: Diana Wynne Jones.
00:04:19: Oh, ja stimmt.
00:04:21: Das haben wir sogar noch erwähnt im Podcast.
00:04:23: Das, wo wir das aufgenommen haben mit "Das wandelnde Schloss".
00:04:26: Genau, das ist die Autorin von "Sophie im Schloss des Zauberers"
00:04:29: und "Howl's Moving Castle".
00:04:31: Und die war tatsächlich Tolkiens Studentin
00:04:33: und von der stammt auch diese Anekdote.
00:04:35: [Schnalzt mit der Zunge] Oh, ist das nett.
00:04:37: Anscheinend war sie eine der wenigen Studenten,
00:04:39: die das wirklich ausgehalten haben,
00:04:40: weil er so, so schrecklich vorgetragen hat.
00:04:43: Und damit wären wir schon bei der Entstehungsgeschichte von
00:04:46: "Herr der Ringe". John Ronald Reuel Tolkien -
00:04:49: - ich hoffe, ich sprich das richtig aus.
00:04:50: Wow.
00:04:51: - J. R. R. -
00:04:52: wurde 1892 geboren
00:04:54: und war bevor Herr der Ringe schrieb,
00:04:56: vor allem als Sprach- und Literatursenschaftler bekannt.
00:04:59: Er war eben sehr an Sprachen interessiert
00:05:01: und hat auch alte Mythen und Legenden total gemocht.
00:05:04: Zum Beispiel hat er einen Faible für "Beowulf".
00:05:07: Und deswegen findet man diese Elemente auch in seinen Texten wieder.
00:05:11: Der tatsächliche Entstehungszeitpunkt von Herr der Ringe
00:05:14: ist schwierig nachzuvollziehen.
00:05:16: Tolkien hat eben ersten Weltkrieg gedient.
00:05:19: Unter anderem auch bei der Schlacht bei der Somme.
00:05:21: Und hat schon während der Zeit angefangen,
00:05:23: Gedichte und kurze Geschichten, die in
00:05:25: Mittelerde spielen verfasst.
00:05:27: Der erste Weltkrieg war natürlich total
00:05:29: einschneidendes Ereignis für ihn
00:05:31: und hat ihn beim Schreiben von Herr der Ringe auch beeinflusst.
00:05:34: Also viele sind davon ausgegangen,
00:05:36: dass eventuell der Zweite Weltkrieg
00:05:38: ein Einfluss war.
00:05:39: Und dass Sauron vielleicht eben für Stalin steht oder so.
00:05:42: Das soll ich auch schon mal gehört, die Theorie.
00:05:44: Aber er hat es damals demitiert und hat 1966
00:05:47: im Vorwort zur revidierten Ausgabe von Herr der Ringe geschrieben:
00:05:50: "Man muss in der Tat persönlich in den Schatten des Krieges geraten,
00:05:54: um zu erfahren, wie bedrückend er ist.
00:05:56: Aber im Laufe der Jahre scheint man nun oft zu vergessen,
00:05:59: dass es ein keineswegs weniger furchtbares Erlebnis war,
00:06:02: in der Jugend von 1914 überrascht zu werden,
00:06:05: als 1939, und in den folgenden Jahren vom Krieg betroffen zu sein.
00:06:09: 1918 waren bis auf einen alle meine nächsten Freunde tot."
00:06:13: Tolkien hat sein Studium 1915 abgeschlossen
00:06:16: und hat deswegen seine wissenschaftliche Karriere
00:06:19: erst nach dem Krieg starten können.
00:06:21: Er behauptet, dass "Der Hobbit",
00:06:23: dass ja seine erste Rormanveröffentlichung war,
00:06:26: plötzlich und ohne Planung begonnen hat,
00:06:29: und zwar mitten in der Korrektur von einem Aufsatz.
00:06:31: Im Jahr 1930 oder '31.
00:06:33: Er hat damals diesen ersten Satz auf ein leeres Blatt Papier geschrieben:
00:06:37: "In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit."
00:06:39: - Aber hat halt 15 Jahre vorher schon oder seit 15 Jahren,
00:06:42: das immer im Kopf mit sich getragen? -
00:06:44: Genau.
00:06:45: "Der Hobbit" war an Kinder gerichtet
00:06:48: und wurde vom Verleger Stanley Unwin begutachtet.
00:06:51: Unwin war immer der Meinung,
00:06:53: dass Kinderbücher am besten von Kindern beurteilt werden sollten.
00:06:56: Deshalb hat er seine Manuskripte für ein kleines Taschengeld
00:07:00: immer seinen Kindern zur Einschätzung überlassen.
00:07:02: Die haben dann kurze Berichte verfasst.
00:07:05: Und auf Grundlage dieser Einschätzung sind dann die Bücher
00:07:08: entweder veröffentlich worden, oder nicht.
00:07:10: Der Hobbit ging dann eben an seinen 10-jährigen Sohn,
00:07:12: Rayner Unwin,
00:07:14: der das Buch sehr mochte
00:07:16: und meinte "es werde allen Kindern im Alter von 5 bis 9 Jahren gefallen".
00:07:19: - Wow [Gelächter] das ist eine sehr gute Einschätzung.
00:07:22: Der ist schon der Verleger in zweiter Generation. -
00:07:24: Ja, der hat damit nämlich auch dann auch "Herr der Ringe" rausgebracht.
00:07:27: Ach! [Amüsiert] - Dazu komme ich noch.
00:07:30: Der Hobbit wurde daraufhin 1937 veröffentlicht
00:07:34: und war ein Erfolg.
00:07:36: Auf Wunsch des Verlages wurde Tolkien gebeten,
00:07:38: die Geschichte weiterzuschreiben.
00:07:40: Das hätte angeblich wieder ein Kinderbuch werden sollen,
00:07:42: aber ist dann doch nicht so gekommen
00:07:44: und es hat ein bisschen gedauert, bis die Fortsetzung rausgekommen ist.
00:07:47: Zwischendrin, in der Zwischenzeit, hat Tolkien 1939
00:07:51: den bekannten Vortrag "On Fairy Stories" gehalten.
00:07:55: Darin geht es um Märchen und fantastische Geschichten
00:07:58: als Literaturform
00:08:00: und davon sagen viele, dass es eben die Geburtstunde
00:08:02: der Fantasy-Literatur, der modernen, war
00:08:04: und damit Fantasy als eigenes Literaturgenre
00:08:07: ins Leben gerufen wurde.
00:08:09: Tolkien wird daher oft eben auch als Begründer
00:08:12: der Fantasy-Literatur genannt.
00:08:14: Man muss auch sagen, dass Fantasy-Literatur
00:08:16: damals nicht wirklich angesehen war,
00:08:18: vor allem in seinen akademischen Kreisen.
00:08:20: Tolkiens Kollegen haben sich oft lächerlich gemacht darüber
00:08:23: und ihn einscheinend immer gefragt,
00:08:25: "How is your Hobbit?"
00:08:27: Also: "Wie geht es dann im Hobbit?"
00:08:29: Es ist voll oft so, dass Leute belächelt werden
00:08:31: für was, was später total erfolgreich wird.
00:08:33: Bis die Hauptrilogie "Herr der Ringe" dann veröffentlicht wurde,
00:08:35: hat es aber noch gedauert.
00:08:37: Einerseits liegt der Zweiter Weltkrieg dazwischen,
00:08:40: andererseits gab es ein Hin und Her mit dem Verlag
00:08:42: und so wurde der erst 1954/55 veröffentlicht
00:08:46: und zwar inzwischen von Reyna Unwin,
00:08:48: dem Verlegersohn, [lacht]
00:08:50: der halt genug war nun inzwischen. - Wahnsinn! -
00:08:52: Und ungeplanterweise ist dieses Gesamtwerk
00:08:54: in drei Teilen veröffentlicht worden,
00:08:56: als Trilogie,
00:08:58: weil nach dem Weltkrieg die Papierkosten so hoch waren.
00:09:00: Ach, das war eigentlich EIN Roman.
00:09:04: Das heißt, diese dicken "Ein-Roman-Ausgaben"
00:09:07: die es gibt und die man gar nicht halten kann,
00:09:09: sind eigentlich die Formen, wie es gedacht war.
00:09:11: Wow, das würdest du heute nie durchkriegen.
00:09:13: Überhaupt nicht. - Never. -
00:09:15: Das war dann einfach preiswerter
00:09:17: und deswegen hat es der Verlag so rausgebracht.
00:09:19: Es war nie als Trilogie geplant
00:09:21: und Tolkien hat sich immer gegen diese Bezeichnung gewehrt.
00:09:24: Also der mochte das gar nicht.
00:09:26: - Ach der mochte das nicht? Wie Stephen King mit "Shining" den Film,
00:09:28: das hat der auch nicht gemocht, .
00:09:30: die Stanley-Kubric-Interpretation.-
00:09:33: Ja, trotzdem so bekannt geworden. - Pech! [Lachen]
00:09:36: Spätestens mit Peter Jackson ist
00:09:38: die Möglichkeit aus dem...
00:09:40: Also, das ist vorbei. Jeder wird's für immer ...
00:09:42: Das ist DIE Trilogie.
00:09:44: Ja, das DIE Trilogie.
00:09:46: "Die Trilogie ist sie zu knechten", meinst du?
00:09:49: Ja, genau. [Gelächter]
00:09:51: Ja, genau.
00:09:53: So ist der Herr der Ringe entstanden.
00:09:55: Natürlich ist es nicht das Ende von Tolkiens Geschichte.
00:09:57: Herr der Ringe wurde über 150 Millionen mal verkauft.
00:09:59: Gilt das eines der am besten verkauften Bücher.
00:10:01: Viele andere bekannte Werke und Unterhaltungsmedien
00:10:04: wurden von den Büchern inspiriert.
00:10:06: "Legend of Zelda", "Dungeon's and Dragon's" etc. etc. [lacht]
00:10:09: Und viele von Tolkiens Begriffen, zum Beispiel "Ork",
00:10:12: haben es auch ins Oxford English Dictionary geschafft.
00:10:15: Was ihm als Philologe und Sprachwissenschaftler
00:10:17: sicher gefallen hätte. [leises Gelächter]
00:10:19: Damit wir aber noch das Ende von Tolkiens Geschichte hören,
00:10:22: seine Frau Edith ist 1971 gestorben.
00:10:25: Er schrieb damals an seinen Sohn Christopher:
00:10:27: "Ich nannte Edith niemals Luthien,
00:10:29: die Figur zu der sie inspiriert hat.
00:10:31: Aber sie war die Quelle der Geschichte.
00:10:33: die im Laufe der Zeit zum Hauptteil des Silmarillion wurde."
00:10:36: - [seufzt] Oh, ist das schön. -
00:10:38: "Sie wurde zuerst in einer kleinen Waldlichtung
00:10:40: voller Schierlinge in Ruess, Yorkshire, erdacht,
00:10:42: wo ich, 1917, für kurze Zeit das Kommando
00:10:45: über einen Außenposten der Garnisson hatte.
00:10:48: Und sie eine Weile bei mir leben konnte.
00:10:50: Damals war ihr Haar rabenschwarz, ihre Haut klar,
00:10:53: ihre Augen heller, als du sie je gesehen hast.
00:10:56: Und sie konnte singen und tanzen.
00:10:58: Aber die Geschichte ist schief gegangen.
00:11:00: Und ich bin übrig geblieben.
00:11:02: Und ich kann nicht vor dem unerbitterlichen Mandos fliehen."
00:11:05: Das ist das, was Luthien in der Geschichte getan hat für Beren.
00:11:08: Auf Ediths Grab steht in Oxford unter ihrem Namen
00:11:11: "Luthien" eingraviert, in Erinnerung an die Figur
00:11:14: und die Geschichte, die sie inspiriert hat.
00:11:16: Und Tolkien selbst, der dann 1973 verstorben war,
00:11:19: liegt neben ihr.
00:11:21: Und unter seinem Namen wurde Beren eingraviert.
00:11:23: Und das ist dann das Ende der Geschichte.
00:11:26: Ein Literat durch und durch, ich hab ein bisschen Gänsehaut. So romantisch.
00:11:29: "Romandisch" [Lachen] Das wäre meine Geschichte.
00:11:34: Jetzt kannst du loslegen, ich bin gespannt.
00:11:37: Also ich stell mir Tolkien immer Pfeife rauchend in seinem Büro über - mit Tintenverschmierten Händen
00:11:47: sitzend und in den Garten hinaus schauend vor.
00:11:50: Ich finde auch so Dokus über ihn ur gemütlich.
00:11:54: So gruselig "Herr der Ringe" wird, Hobbington und von da - das als Startpunkt zu haben ...
00:12:04: Das ist mir so eine ... Ja, keine Ahnung.
00:12:07: Das ist da, wo ich sage, Fantasy holt mich ein bisschen ab,
00:12:11: weil du kriegst so das Gefühl, in jedem Winter, denke ich mir jetzt, lese ich doch einmal, Herr der Ringe fertig,
00:12:17: weil sowas heimlig Gemütliches hat.
00:12:20: Ja, ich finde, ich stell ihn mir auch so richtig als Hobbit vor.
00:12:23: [Lacht] Ich weiß nicht warum.
00:12:25: Ich kann mir so richtig vorstellen, wie er in seiner Hölle sitzt und gemütlich an gutes Essen isst und trink.
00:12:32: Ich kann mir Tolkien gut vorstellen so. [Lacht]
00:12:35: Jetzt wo du's sagst, die Hobbits reden ja immer vom Essen, die sind ein bisschen wie wir Bibliothekarinnen.
00:12:39: Das stimmt absolut. [Lacht]
00:12:41: Also ich bin die komplett andere Richtung gegangen, hast du es gerade schon gesehen, wo ich meine Notizen ...
00:12:47: - Nein ich hab gar nichts gesehen. - Ok gut, ich hab meine Notizen nämlich gerade ein bisschen ungeschickt komplett auf dem Tisch liegen lassen und gedacht,
00:12:51: vielleicht hat die Pia aus Versehen was gelesen.
00:12:54: Meine Geschichte spielt im Jahr 2024, ja.
00:12:59: Also neuer.
00:13:01: Und zwar geht es bei mir um "Argylle".
00:13:08: [zieht Luft ein] Die Katze?!
00:13:10: Genau.
00:13:11: Also Argyle ist keine Katze. [Gelächter]
00:13:13: Aber du kannst dann erzählen, was es mit der mysteriösen Katze auf sich hat.
00:13:20: Für die, an denen das komplett vorbeigezogen ist, Argyle ist ein am 1. Feber 24 veröffentlichter Spionage-Thriller,
00:13:30: der in der Filmbranche für einiges Aufsehen gesorgt hat.
00:13:34: Der Film basiert nämlich auf einem gleichnamigen Buch von der Autorin Elly Conway.
00:13:42: Das Buch ist allerdings im Vergleich zum Film wahrscheinlich ein bisschen weniger bekannt,
00:13:48: besonders jetzt, wo der Film ja schon seit einer Weile draußen ist.
00:13:52: So und jetzt kommen wir zur Entstehungsgeschichte des Romans Argyle.
00:13:58: Und was das mit dem Film so tun hat, wird daraus dann ersichtlich.
00:14:02: Stellt euch vor, ein Spionage-Roman, der plötzlich auf der Bildfläche erscheint und der löst in Hollywood
00:14:08: einen riesigen Hype aus und zwar noch bevor das Buch überhaupt auf dem breiten Markt
00:14:14: und damit in den Händen von der "gemeinen Leserin" und des "gemeinen Lesers" landet.
00:14:20: Ein Werk, das scheinbar über Nacht geschrieben wurde und das wird zur Vorlage für eine der
00:14:25: meist erwarteten Filme des Jahres hergenommen, die ja doch als die Neugier der Öffentlichkeit wächst,
00:14:30: beginnen, Gerüchte zu brodeln.
00:14:33: Wer ist denn diese mysteriöse Elly Conway?
00:14:36: Und wie konnte ein solch unbekanntes Buch so schnell die Aufmerksamkeit von Hollywood-Giganten auf sich ziehen?
00:14:43: - Gibt es die Artorin gar nicht? - [lange Pause]
00:14:46: Habe ich jetzt schon was verraten? [lacht] -
00:14:49: Kennst du die Geschichte schon?
00:14:51: Nein, ich kenn sie nicht. Ich kenn nur den Trailer mit dieser Katze. - Du bist auf einer heißen Spur. - Ah, ok. -
00:14:57: Alles begann als Argyle, ein bis dato unbekannter Roman von einer ebenso unbekannten Artorin namens
00:15:04: Elly Conway, in den Fokus der Öffentlichkeit rückte.
00:15:07: Schnell verbreiterte sich die Nachricht, dass der gefeierte Regisseur Matthew Vaughn die Filmrechte erworben hatte.
00:15:13: Und das noch bevor das Buch veröffentlicht war.
00:15:16: In Hollywood begann es zu brodeln und schon bald standen große Namen wie Henry Cavill und Dua Lipa
00:15:20: auf der Besetzungsliste des Films.
00:15:22: Die Spannung stieg.
00:15:24: Doch es blieben viele Fragen offen. Wer war Elly Conway? [leises Gelächter]
00:15:28: Warum hatte niemand jemals von ihr gehört? Und wie konnte ein Debütroman solche Wellen schlagen?
00:15:35: Jetzt kommen wir zum juicy part. [lachen] Schnell verbreiteten sich im Internet Gerüchte und Verschwörungstheorien.
00:15:41: Einige vermuteten, dass Conway das Pseudonym eines etablierten Autors war,
00:15:46: der sich einen Spaß daraus machte, die literarische Welt zu täuschen.
00:15:50: Andere glaubten, dass das Buch vielleicht von einer Künstlichen Intelligenz geschrieben worden sei.
00:15:55: Ein gewagtes Experiment sozusagen, um die Grenzen der modernen Technologie auszuloten.
00:16:01: Eine populäre Fantheorie besagt, dass niemand anderes als Taylor Swift die wahre Autorin des Romans Argylle ist.
00:16:09: - [Lachen] Taylor Swift ist überall. - Dieser Theorie ist entstanden, weil der Titel des Buches und bestimmte Handlungselemente
00:16:14: angeblich parallel zu Swifts Leben und Kunstwerk aufweisen.
00:16:18: Fans haben spekuliert, dass Swift unter dem Pseudonym Elly Conway geschrieben hat,
00:16:22: um ihr schriftstellerisches Talent auf neue Weise auszudrücken, [lacht]
00:16:25: während sie gleichzeitig ihre Liebe zum Spionagegenre in einem kreativen Projekt verwirklicht.
00:16:31: Und, du hast ja schon die Katze erwähnt. Taylor Swift hat ja eine berühmte Katze,
00:16:35: so eine Scottish Fold. Was hast du denn vorhin mit Katze gemeint?
00:16:40: - Also ich weiß, ich habe nur den Trailer gesehen und irgendwie ist da jeder hinter dieser Katze her
00:16:45: und die ist auch ganz prominent auf dem Poster oben.
00:16:48: Und die weiß nur, dass ich glaube, ist es die Katze vom Regisseur oder die Katze von der Schauspielerin? -
00:16:54: Also die Katze vom Regisseur, vom Matthew Vaughn.
00:16:56: [Lacht] Genau.
00:16:57: Der hat nämlich genauso wie Taylor Swift so eine Katze.
00:16:59: Und dann hat die Leute das auch so spekulieren gebracht.
00:17:03: Da gibt's so einen Rucksack, wo die Katze mal drin sitzt, die mit dem Fenster nach außen.
00:17:08: Das ist auch was Taylor Swift populär gemacht hat.
00:17:12: Diese Katzenrucksäcke hat Taylor Swift in die Masse getragen. [Lacht]
00:17:17: Trend gestartet.
00:17:19: Während die Spekulationen also ins Unermessliche wuchsen begannen Journalist*innen und Buchliebhaber*innen
00:17:25: gleichermaßen nach Antworten zu suchen.
00:17:27: Wer war Elly Conway wirklich?
00:17:29: Die wenigen verfügbaren Informationen über sie schienen widersprüchlich
00:17:33: und niemand konnte ein Interview oder einen öffentlichen Auftritt von ihr nachweisen.
00:17:38: Doch gerade als die Gerüchteküche auf dem Höhepunkt broodelte, kam die überraschende Auflösung.
00:17:44: Es stellte sich nämlich heraus, dass die Elly Conway tatsächlich, Pia, du hast - "you called it" -
00:17:50: - erfunden ist - exakt, sie existierte nicht oder zumindest nicht so, wie man es erwartet hätte.
00:17:56: Argylle, das Buch war das Projekt einer ausgeklügelten PR-Strategie entwickelt von einem Team
00:18:03: von Marketing-Experten und Ghostwriter*innen.
00:18:06: Die mysteriöse Autorin war nichts weiter als eine Fassade geschaffen, um das Buch zu einem Erreignis zu machen.
00:18:13: Funktioniert hat es. Die Ghostwriter*innen waren Terry Hayes und Tammy Cohen
00:18:20: und haben den Roman im Auftrag von Penguin gemeinsam verfasst.
00:18:28: Das war sogar eine Auftragsarbeit, wobei jeder von ihnen an verschiedenen Kapiteln und Figuren arbeitete.
00:18:33: Der Plan war, einen Hype zu kreieren, der das Buch über das übliche Maß hinaus bekannt machen würde
00:18:40: und das funktionierte. Aber die wahre Meisterleistung lag eigentlich in der Inszenierung dieser ganzen Sache,
00:18:45: indem sie Elly Conway als unbekannte, mysteriöse Autorin präsentierten, schafften
00:18:50: es die Macher die Neugier und das Interesse der Öffentlichkeit auf das Buch zu lenken.
00:18:55: Und diese Gerüchte und Theorien war genau das, was die Marketing-Leute beabsichtigt hatten.
00:19:00: Natürlich um den gleichnamigen Film zu bewerben.
00:19:04: Dieser Marketing-Gag entsprang den Produzent*innen, aber auch Matthew Vaughn als Regisseur, der das so ein...
00:19:11: - Also es war von Anfang an im Grunde als Film geplant und sie wollten nur das Buch machen, um einen Hype zu kreieren. -
00:19:16: Und es wird glasklar, wenn man sich jetzt zum Abschluss nochmal die Timeline anschaut.
00:19:21: Der Film wurde nämlich bereits im Juni 2021 angekündigt, während der Roman erst im Jänner '24 veröffentlicht wurde.
00:19:31: Also ist es eigentlich gar nicht möglich, dass der Roman...
00:19:35: - Die Basis für den Film ist. - [Gelächter]
00:19:37: Genau. Und der Film selber hatte dann auch schon Premiere am 24. Jänner und wurde am 1. Feber veröffentlicht.
00:19:46: Also das geht alles hinten und vorne nicht auf.
00:19:49: Jetzt ist zum Abschluss die Frage, ob sich dieser ganze Aufwand den dann gelohnt hat,
00:19:54: weil Elly Conway als Autorin ist auch eine Figur dann im Film tatsächlich, wo sie auch Autorin ist.
00:20:03: - Das ist die, die nachher diesen Thriller oder diesen Spionage-Film schreibt? -
00:20:08: Genau. Das ist quasi der Gag da dran. Hat sich das gelohnt?
00:20:12: Na ja [Pia lacht], bei den Kritiker*innen ist es nicht sonderlich gut angekommen.
00:20:16: Nur ein Beispiel von vielen: auf "Rotten Tomatoes", das ist eine Website für Filmrezensionen,
00:20:22: hat ja eine Bewertung von 4.9 von 10 möglichen Punkten. - Oh. -
00:20:26: Und wie fandest du meine Geschichte?
00:20:29: - Sehr amüsant, also ich hab nur diesen...
00:20:32: Ich hab das ein bisschen mitgekriegt durch den Trailer und die Plakate, die eben online die Runde gegangen sind, [lacht]
00:20:38: aber und eben wegen dieser Katze, die ist sofort ein Star worden [lacht] online, das ist klar,
00:20:43: aber Katzen werden das irgendwie immer. - Ja, das stimmt. -
00:20:45: Aber sehr amüsant, jetzt weiß ich auch, warum das so ein Hype geworden ist. [lacht]
00:20:49: Alles nur erfunden! Und ich hab schon gedacht, dass ist von selber so passiert. [lacht]
00:20:53: Manchmal ist man - also ich bin da immer naiv und denkt, oh cool. [Gelächter]
00:20:57: Eben. Und dann ist es doch alles nur von einem großen Menschen im Hintergrund kreiert.
00:21:03: Und das Lustige ist, dass die Leute sich dann im Kreis drehen online und dann eigentlich denen total in die Hände spielen.
00:21:09: [Gelächter] Ja, aber mei ...
00:21:11: Ja, und jetzt geht die Frage an euch. Wie haben euch unsere Geschichten gefallen?
00:21:18: Welche unserer Geschichten ist besser?
00:21:20: [Christina flüstert] Argylle! [Pia flüstert] Der Hobbit und Der Herr der Ringe. [Gelächter]
00:21:23: Sagt uns eure Meinung unter dem Hashtag #GemeinsamBesser auf Instagram unter "stadtbibliothek.innsbruck"
00:21:30: oder per Mail unter...
00:21:34: - post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at -
00:21:41: Oder auf Facebook. Wir freuen uns auf euer Feedback, eure Meinungen.
00:21:46: Und ihr könnt gerne auf Instagram abstimmen, welche Geschichte besser war.
00:21:50: - Stimmt unbedingt ab, weil wir müssen, die Pia und ich müssen noch eine Wette abschließen,
00:21:54: und wer fünf Mal gewinnt, muss dem anderen, weiß ich nicht, dann Bubble Tea ausgeben oder so.
00:21:59: - Ich bin für Fizzers, das sind unsere immer... -
00:22:01: Ja, aber Fizzers haben wir eine stetige Zufuhr. - Ja, des stimmt auch wieder. -
00:22:04: Bubble Tea ist was, wo man...
00:22:06: - Bubble Tea magst nur du. -
00:22:08: Aber ihn noch nie probiert.
00:22:09: - Ah, du hast nie probiert, okay. -
00:22:10: Wir denken uns was aus, aber die Gewinnerin wird profitieren.
00:22:14: Genau. [Gelächter]
00:22:15: Intern.
00:22:16: Intern.
00:22:17: Ja, und damit, danke fürs Zuhören und bis zum nächsten Mal. Tschüss.
00:22:24: [Outro-Musik]
00:22:48: [Boris] "S'Vorwort" ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der "Stadtstimmen",
00:22:54: dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.
00:22:57:
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