Warum mögen wir eigentlich Tropes (Enemies-to-Lovers)?

Shownotes

‚Tropes‘, das ist die englischsprachige Bezeichnung für wiederkehrende Motive in Literatur, Film und anderen Medien. Was haben Harry Potter und Luke Skywalker gemeinsam? Sie sind die Auserwählten. Professor Dumbledore und Meister Yoda? Die weisen Mentoren. Darth Vader und Lord Voldemort? Die (nicht so missverstandenen) Bösewichte!

Und Tropes können noch viel mehr sein. Zum Beispiel bezeichnen sie Figurendynamiken in (Liebes-)Romanen. Und genau darum geht es in der heutigen Folge vom S’Vorwort: Enemies-to-Lovers. Das ist DER Tiktok-Trend, und auch Booktube und Bookstagram laufen heiß. Darum hat sich Christina Verstärkung von einer Expertin auf dem Gebiet geholt. Jacqueline arbeitet nicht nur in der Bibliothek, sondern ist auch schon seit vielen Jahren auf allen bibliophilen Internetkanälen unterwegs. In dieser Folge erfahrt ihr, wie ‚Tropes‘ in dieser Art eigentlich entstanden sind, was Enemies-to-Lovers denn eigentlich bedeutet und was die Vor- und Nachteile von ‚Tropisierung‘ der Literatur sind.

Über welches Trope sollen wir als nächsten sprechen? Schreibt uns eure Vorschläge über post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at, auf Instagram (stadtbibliothek.innsbruck) oder Facebook.

Enemies-to-Lovers gibt’s auch in der Stadtbibliothek: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/advanced_search?queryParamSelect_0=wemi_kw_name&query_0=%22Enemies-to-Lovers%22&queryCombinationParam_0=AND

Die Twisted-Reihe von Ana Huang: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/advanced_search?queryParamSelect_0=wemi_pe_name&query_0=%22Huang%2C%20Ana%22&queryCombinationParam_0=AND The Cruel Prince von Holly Black: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/49584 Das Reich der Sieben Höfe und weiteres von Sarah J. Maas: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simple_search?query=sarah+j+maas

svorwort #popcast #bibcast #gemeinsambesser #stadtstimmen

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00:00:00: Ja, hallo und herzlich willkommen zurück zum Vorwort, dem Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck.

00:00:20: Mein Name ist Christina und heute sagt nicht die Pia hallo, sondern meine liebe Kolleginnen, die

00:00:26: Jaqueline, hallo. Hi Jaqueline, schön, dass du bei uns bist. Danke für die Einladung. Wir freuen uns

00:00:32: sehr und wir zwei stellen uns heute die Frage, warum mögen wir eigentlich Tropes, aber nicht

00:00:39: irgendwelche Tropes, sondern ganz speziell oder spezifisch -  welches Trope ... Über welches Trop sprechen

00:00:45: wir, die Zuhörer*innen wissen es eh schon - Enemies-to-Lovers. - Ja, also es wird eine sehr spannende Folge.

00:00:52: Und bevor wir einsteigen, Jaqueline, würde ich gerade noch kurz für unsere Zuhörer*innen,

00:01:00: die sich jetzt vielleicht fragen, "Trope", was ist jetzt ein "Trope", welche "Enemies", was für "Lovers",

00:01:04: erklären, was ein Trope allgemein überhaupt ist. Und zwar, der Begriff stammt ursprünglich aus der

00:01:12: Rhetorik. Da wird er als Überbegriff für bestimmte Klassen von rhetorischen Figuren

00:01:18: verwendet. So eine rhetorische Figur, das kennt man, das ist zum Beispiel eine Metapher. In der

00:01:24: moderne Literaturwissenschaft, aber auch in der Literaturkritik, als auch und vor allen Dingen

00:01:31: im englischsprachigen Raum, aber eben auch in anderen sprachlichen und kulturellen Kontexten

00:01:36: bezieht sich ein Trope auf wiederkehrende Motive, Themen, Handlungsmuster, Figurtypen oder Stilmittel,

00:01:44: die dann in vielen literarischen Werken vorkommen und eine bestimmte Bedeutung oder

00:01:50: Assotiation tragen. Ein paar gängige Beispiele für Tropes in der Literatur sind zum Beispiel der

00:01:57: Auserwählte auf Englisch "The Chosen One". Das ist eine Figur, die für eine besondere Aufgabe

00:02:04: oder ein Schicksal auserwählt ist. Harry Potter wäre zum Beispiel so einer. Der alte "weiße" Mentor,

00:02:10: der alte WEISE Mentor - wichtiger Unterschied. Ich bin's so gewohnt dieses "alte weiße Männer".

00:02:17: Aber es stimmt auch, also meistens sind sie auch weiß. Er, außer Yoda, der ist grün. Das wäre dann

00:02:26: eine, genau, ein erfahrener, weiser Charakter bzw. Figur, der dem Helden Ratschläge und Unterstützung

00:02:34: bietet. Yoda, haben wir schon genannt, Albus Dumbledore wäre auch einer. Der Klassiker. Oder

00:02:42: ein Antagonist, zum Beispiel Lord Voldemort. Genau, es ist nicht nur auf Literatur beschränkt,

00:02:47: es gibt es auch in Filmen, Fernsehserien, Theaterstücken und vielen anderen Erzählformen. Wozu dienen Tropes?

00:02:53: Die sind dafür da, Geschichten zu strukturieren, auch den Erzählfluss zu erleichtern. Sie verwenden

00:03:00: also immer bekannte Muster und Erwartungen. Deswegen sind sie auch recht beliebt in der

00:03:04: Kinder- und Jugendliteratur. Es gibt jetzt auch, vielleicht so ein Marketingbegriff, das sagt

00:03:12: dir bestimmt was Jacqueline , das New Adult, wo ich finde, dass das so ein bisschen verschwommen

00:03:20: ist von der Jugendliteratur in die Erwachsenen-Literatur und wie so ein Zwischenstadium ist oder wo

00:03:26: es so Elemente von der Jugendliteratur mit der Erwachsenen-Literatur verschmelzt. Also New Adult

00:03:33: zeichnet aus, dass es da viele Tropes gibt. Findest du das auch? Ja, also ich lese hauptsächlich

00:03:42: selbst "Young Adult", also das ist mein Lieblingsgenre zum Lesen, weil es eben für mich noch nicht ganz dieses

00:03:49: Erwachsene und meist Trockene irgendwie ist für mich. Und ich glaube, dass die, also das sind vor

00:03:56: allem ganz ganz ganz viele Tropes und dadurch kommuniziert die Community aber auch. Also auf

00:04:02: Instagram liest man nur Tropes. Wenn jemand ein Buch, ein Review schreibt oder bewirbt oder bewertet,

00:04:08: das sind immer Tropes in dem Kommentar und das wird dann immer diskutiert. Ja ist das jetzt

00:04:14: mehr "Slow Burn", ist das "Chosen Family" oder was auch immer dann eben der Trope ist. Also der kommt

00:04:19: dann sehr häufig vor und ist dann eben eigentlich in die Kommunikation über die Bücher übergegangen

00:04:25: und weiß auch nicht, ob es dann von daher jetzt kommt, dass die so aktuell und so beliebt

00:04:30: geworden sind hauptsächlich eben durch Social Media auch. Aber würde dir auf jeden Fall zustimmen,

00:04:34: dass in "Young Adult" das sehr verbreitet ist. Meine Theorie ist ja, dass das so aus der

00:04:40: Fanfiction-Kultur kommt, dass sich, wir haben ja schon mal über Fanfiction gesprochen und wer

00:04:49: sich da genauer dafür interessiert, kann sich die Folge gerne noch einmal anhören. Aber das ist

00:04:58: so mit dem Aufkommen von Fanfiction und das hat sich vor Social Media, würde ich schätzen,

00:05:07: hat sich vor Social Media an sich etabliert und dann ist es in Social Media übergeschwappt oder?

00:05:14: Ja auf jeden Fall, es habe ich gar nicht daran gedacht, stimmt bei den Fanfictions, wenn man die

00:05:20: ja googelt oder eingibt oder auf Archive of Our Own oder so was sucht, dann sind immer die Schlagwörter,

00:05:26: was sie dann eigentlich Tropes sind, stimmt und das habe ich noch gar nicht gedacht.

00:05:29: Ja, ans Archive habe ich auch gedacht, wenn man dann nur auf die Seite geht, Archive of Our Own

00:05:34: ist eine Fanfiction-Seite, inzwischen die größte Fanfiction-Seite im Internet, englischsprachig,

00:05:41: auf jeden Fall, ich würde sogar sagen überhaupt und dann hast du sofort die ganzen Tags und die

00:05:47: sind halt - das sind immer Tropes und dann kannst du dir sozusagen so wie eine Restaurantbestellung

00:05:53: das so zusammensetzen, was möchte ich denn jetzt? Ich hätte gerne das "Enemies-to-Lovers" mit einem

00:05:59: "Chosen One" als Protagonist, mit der mit dem und mit jener und so weiter zusammenkommt und dann

00:06:05: kannst du genau lesen, wenn es das denn gibt, was du lesen willst in dem Moment.

00:06:11: Genau, ja. Und das ist auf Social Media auch so, das habe ich zum Beispiel nicht gewusst.

00:06:15: Also ich bin recht aktiv auf Booktok und da ist eben immer, also ich glaube, man kommt fast

00:06:22: bei keinem Book Review jetzt vorbei, der nicht eben in Tropes spricht und auch, das heißt dann immer,

00:06:29: ja, das hat mir so gut gefallen, "Enemies-to-Lovers" und "Slowburn", das ist einem super gemacht

00:06:34: und hervorragend und das kategorisiert eigentlich schon alle Bücher. Also es gibt dann ganze

00:06:40: Bookstagram-Seiten, die sich dann spezialisieren auf "Romance Novels" zum Beispiel und dann wirklich

00:06:45: auch noch diesen Tropes dann Bücher bewerten. Also ich kenne das hauptsächlich eben von Social Media

00:06:50: und das dann eben auch jeder fragt, okay, aber hat das auch diesen und jenen Trope oder so was?

00:06:55: Also das ist für viele schon eine Voraussetzung, die Tropes zu wissen, bevor sie überhaupt ein

00:07:00: Buch lesen anfangen dann. Also das würdest du sagen, dass sich junge Leser*innern oder die,

00:07:05: die dann auch Booktok und so weiter benutzen, also auf diesen Plattformen am Weg sind,

00:07:09: dass die ein Buch nicht lesen würden, wenn es nicht ihrem Trope entspricht? Also ist es das so,

00:07:18: muss es so genau sein? Also ich glaube schon, also ich merk das bei mir selber auch schon. Ich bin zum

00:07:23: Beispiel kein großer Fan von "Enemies-to-Lovers", Spoiler. Ich finde, das ist ganz oft ganz schlecht

00:07:30: gemacht, dass der Hass mir einfach nicht bewusst ist, wieso die jetzt "Enemies" sind und ich mir einfach

00:07:35: denke, Leute, redet's einfach, dann ist jedem auf 10 Meilen klar, dass ihr "Lovers" sein solltet.

00:07:39: Das ist zum Beispiel bei mir ganz oft, dass ich mir denke, würde ich jetzt vermeiden, wenn jemand sagt,

00:07:45: oh, "Enemies-to-Lovers", und ganz, ganz toll, bin ich öfter skeptisch dann gegenüber dem Buch. Also ich

00:07:50: glaube schon, dass viele da die Tropes nutzen für Leserentscheidungen und wenn der Trope ist,

00:07:55: den sie nicht mögen, dass schon dann Auswirkungen hat aufs Leseverhalten, ganz eindeutig, ja.

00:07:59: Das ist wahrscheinlich auch eine Neue aus der Internetkultur herausgekommene

00:08:09: Art zu lesen. Ich glaube nämlich, dass auch ganz viele Leute, zumindest ist das meine

00:08:18: Erfahrung, dass ich Bücher oft, ich meine, klar, wenn man eine Autorin oder ein Autor hat, den man mag,

00:08:24: Stephen King ist bei mir das Beispiel, dann liest man halt was da veröffentlicht wird, ich krieg genau das -

00:08:28: das ist zuverlässig. Und ich kann mir vorstellen, dass es da ähnlich ist. Aber abseits

00:08:33: der Genreliteratur, ist es bei mir oft so, dass dann schau ich einen Film und dann frage ich mich

00:08:39: ach, das basiert auf einem Buch oder ich frage, oder dann bin ich plötzlich im Paris des 20. Jahrhunderts

00:08:45: verhaftet oder interessiere mich plötzlich für die Autoren der Beat-Generation und will dann

00:08:49: das wissen. Also das sind dann wie so "Interessensblasen", wo ich dann die Literatur da drin lese. Und im

00:08:59: Grunde genommen ist es nur eine andere Art der Kategorisierung. Bevor wir jetzt ... Also zu den

00:09:05: Tropes an sich gibt es sich an sich, geht es noch viel zu fragen, äh zu sagen, aber was ist denn "Enemies-

00:09:12: to-Lovers" überhaupt? "Enemies-to-Lovers" beschreibt eben, ich nenne es jetzt einfach

00:09:17: den Vorgang, wenn sich zwei Menschen kennenlernen oder schon kennen und sich einfach nicht mögen.

00:09:24: Also sie können sich nicht leiden, sind dann oft, es gibt dann auch oft im Highschool-Kontext,

00:09:28: dass sie dann eben "Enemies" sind, weil beide gute Noten haben und beide wollen die Besten sein,

00:09:32: aber das ist dann eben dieses "Enemies" dann eben auf dem Konkurrenz miteinander, sie mögen sich

00:09:37: absolut nicht und sie hassen sich und können nicht im selben Raum sein. Und im Laufe des Buches

00:09:41: schwingt es dann um eben in diese "Lovers"-Perspektive oder, ja, Handlungsweise, dass sie dann auf

00:09:49: einmal eben von diesem Hass umschweifen zu "Ja eigentlich liebe ich dich halt und deswegen hasse

00:09:53: ich dich so sehr". Und dann auf einmal sind sie eben ein Paar oder haben vor allem zumindest irgendwas an

00:09:58: oder keine Ahnung, was ist denn dann der komplette Umbruch eben vom anfänglichen Verhalten und

00:10:04: oft schwingt dann schon auch auch dieser Hass mit, dass beide sich wehren gegen das irgendwie und

00:10:09: dann entsteht da irgendwie so eine Spannung und ich glaub, das ist was ganz viele dann mögen,

00:10:13: diese Spannung was da entsteht, genau, aber es wandelt sich einfach im Roman oder im Buch

00:10:19: dann komplett um alles. Also dies wird dann entsprechend bei Liebesgeschichten angewandt. Also ich

00:10:28: kenne es von vielen Romanen, aber es ist auch im Fantasy-Bereich sehr beliebt. Und auch im

00:10:33: FanFiction-Bereich. Ja, okay, verstehe, also ein Beispiel für die "Enemies-to-Lovers" als

00:10:43: Trope, wäre die "Twisted"-Reihe von Ana Huang, das haben wir jetzt, die Jacqueline schaut mich

00:10:50: fragend an, ich habe es gerade katalogisiert, das bedeutet wir haben es gerad ... wir habens

00:10:54: auf Englisch da, wir haben es auch auf Deutsch jetzt, der Rest folgt, in der Bibliothek.

00:10:59: Und was wir tatsächlich auch gemacht haben, weil Tropes in dem Sinne, wir verwenden ja auch

00:11:04: den Englischsprachigen Begriff, wenn wir früher hätten wir über, also ich glaube,

00:11:09: wir hätten als Bibliothekarinnen über Genre gesprochen, wir hätten das gar nicht mehr so

00:11:14: genau unterteilt. Das ist aber natürlich für uns als Bibliothekarinnen nützlich, wir haben

00:11:21: jetzt auch das Schlagwort erstellt, weil es ein spürbarer Umschwung ist, einfach.

00:11:31: Ja, sehr praktisch für uns dann. Und du merkst es, die Leute, da fragen, also natürlich ist es

00:11:37: eine gewisse Generation erst, die einfach in der Lesekultur groß geworden sind, die das kennen,

00:11:45: die wissen von Haus aus, was Tropes sind. Ja, und deswegen haben wir das gemacht, weil wenn die

00:11:51: Lesegewohnheiten haben sich einfach irgendwo geändert und wenn mich die Leute dann an der

00:11:56: Information fragen, "Enemies-to-Lovers" dann ist es natürlich recht nützlich, wenn du dann einfach

00:12:00: den Schlagwort eingibst, dann weiß man es. So wie bei Archive of our Own halt. Ja, hast du

00:12:09: einen, du hast gesagt, du magst es nicht so, das Trope? Für mich ist es einfach eben oft schlecht

00:12:17: ausgeführt, dass eben viele Leute, mir kommt vor viele Autor- und Autorinnen, steigen da irgendwie

00:12:23: auf diesen Trend ein und versuchen, dann eben "Enemies-to-Lovers" zu schaffen, aber für mich ist

00:12:29: der Hass dann oft nicht begründet genug, dass man sich dann denkt, die hassen sich und

00:12:35: auf einmal lieben sich, diese Verwunderung, was dieses Trope eigentlich braucht. Und

00:12:40: dieser Hass ist dann einfach nur manchmal: "Er hat einmal nicht in meine Richtung geschaut und

00:12:43: jetzt hasse ihn." Und das ist für mich ganz oft ganz

00:12:45: umbegründet und deswegen kann ich mit dem oft nichts anfangen. Aber dann, also dann lese

00:12:51: ich die Bücher da, entweder nicht fertig oder ein Beispiel bei mir ist und das ist eine sehr

00:12:56: gehypte Jugendbuchreihe ist "The Cruel Prince" von Holly Black und das haben halt alle geliebt und

00:13:02: - "hach, Enemies-to-Lovers" - und ich hab das gelesen und ich hab mir gedacht, na, ich weiß, ich seh

00:13:06: den Hass nicht. Also ich versteh nicht, wieso sich die jetzt auf einmal hassen, nur weil sie halt

00:13:09: gegensätzlich irgendwie ein bisschen sind, aber also das war für mich ganz unbegründet und dann

00:13:15: auch weiter in dieser Spannung, war für mich keine Spannung, das war einfach für mich schlecht

00:13:18: exekutiert. Hast du eins, das du besonders gerne magst? Ja, das ist sogar meine Lieblingsbuchreihe.

00:13:26: Deswegen widerspricht sich das eben so, das ich das Trope nicht mag, aber meine Lieblingsbuchreihe, "Das Reich

00:13:33: der Sieben Höfe" oder "A Court of Thorns and Roses" von Sarah J. Maas. Absolute Lieblingsbuchreihe und

00:13:38: da ist eben zweimal sogar der "Enemies-to-Lovers"-Prozess drin in diesen Romanen und der ist

00:13:44: halt einfach wirklich so gut gemacht, also sie wollen sich im Anfang wirklich umbringen eigentlich

00:13:49: und das ist wirklich auf Sachen begründet und macht einfach Sinn und da hab ich's einfach,

00:13:54: da find ich's toll, aber das Buch ist für mich viel mehr als dieses Trope und ich glaube,

00:13:59: das ist es auch ein bisschen, dass, es muss für mich ein Plot noch rundherum geben, um dieses

00:14:05: "Enemies-to-Lovers", damit das wirklich ein Buch, das ich lesen möchte und nicht nur auf

00:14:09: diese Feindschaft passiert ist, so irgendwie. Ja, bei so reinen Liebesromanen oder ist es ja

00:14:19: oft eine Nabelschau und ich kann mir auch vorstellen, dass das dann halt auch irgendwann langweilig wird.

00:14:23: Genau, ja. Wenn es sich so über einen ganzen Roman zieht bin ich so: jetzt kommt's. Seht ihr's ein?

00:14:28: Ja, genau. Wann kommen sie zusammen, jeder Sitcome aller Zeiten.

00:14:34: Jeder weiß es, aber sie wissen's nicht. Ja, das ist ja wirklich ein uraltes Trope eigentlich,

00:14:39: es gibt ja im Fernsehen und so auch schon. Ich finde auch, was du hast ja gesagt,

00:14:43: dass die Bücher, die dir nicht gefallen, da hast du das Gefühl, das führt die Autoren und

00:14:47: Autorinnen, wahrscheinlich ehrlich gesagt, sind's mehr Autorinnen und die paar Autoren,

00:14:53: machen das irgendwie, damit es halt drin ist. Warum muss es drin sein? Naja, damit die Leute es lesen.

00:15:06: Also, erst einmal brauchst du ja einen Verlag, der es herausbringt und dann auch entsprechend

00:15:11: bewirbt. Und wenn das jetzt gerade in ist, wie zum Beispiel so ein Trope "Enemies-to-Lovers"

00:15:15: gerade auf dem Buchmarkt ist, der neue heiße "Kaffee", wenn es gerade in ist, dann hast du

00:15:24: halt auf einmal, wenn eine Sache funktioniert, dann hast du dann auf einmal diese ganze Trittbrettfahrer*innen,

00:15:30: die das einfach so versuchen nachzubilden, als wäre es irgendwie Malen nach Zahlen oder was,

00:15:34: wobei es ja um eigentlich viel mehr geht. Also ich glaube, wenn du aus dem "Trope" heraus schreibst,

00:15:41: ich kann mir nicht vorstellen, dass das funktionieren kann und ich glaube, dass man das auch merkt.

00:15:46: Eben, für mich ist dann die Motivation einfach eine falsche. Also wenn man anfängt und man hat keine

00:15:52: Idee für ein Buch, sondern man möchte nur ein "Trope" schreiben und dann kommt mir eben genauso vor,

00:15:57: okay, die haben nur die Idee gehabt "Enemies-to-Lovers", aber da war keine Geschichte,

00:16:01: da war kein Plot, da war kein Hintergrund von dieser Story und dann merkt man das einfach.

00:16:06: Ja, ich meine, es ist ja auch kein neues Phänomen, das hat ja 2008, die Vampir-Hochphase,

00:16:12: da haben dann auch auf einmal alle Vampir-Romane rausgebracht, also das hat es ja schon immer

00:16:17: gegeben, aber jetzt ist es eben nicht mehr nur ... Weil ich finde Vampir ist jetzt ein weiteres "Trope",

00:16:22: also das kann man viel weiter aufbauen und die Welten viel weiter gestalten und "Enemies-to-Lovers" ist

00:16:26: dann glaube ich das Problem, dass das zu eng ist, also dass es wirklich nur dieses eine "Trope" ist

00:16:32: und auf dem kann man halt keinen ganzen Roman aufbauen, oder sollte man nicht.

00:16:35: Also es ist ja in jedem Fall auch Ausdruck des heutigen Buchmarkts, dass man sich auch so,

00:16:41: die werden ja teilweise auch so vermarktet inzwischen, da werden ehemalige Geschichten von

00:16:46: Wattpad ein bisschen umgeschrieben oder auch einfach grundsätzlich Romane verfasst mit dem

00:16:55: Hintergedanken, das wird sich auf dem Markt gut verkaufen. Aber wie du, was du gesagt hast,

00:17:02: mit das "Enemies-to-Lovers" oder "Tropes" ist ja sehr, ist so eng und das empfinde ich auch so und

00:17:09: da habe ich oft den Eindruck, dass in Bubbles, wie Booktok eine sein kann, Algorithmus lässt

00:17:17: grüßen, dass man da oft in einer Lesegewohnheits-Bubble bleibt, weil wenn man sich nur noch auf

00:17:26: diese super kleinen Detail-Feinheiten eines Buches konzentriert, weil man sagt, das ist das,

00:17:34: was mir das letzte mal gefallen hat, also muss es mir die nächsten zehn Male auch gefallen,

00:17:38: faßt man sich die eigene Lesewelt so eng. Ist das auch dein Eindruck? Auf jeden Fall.

00:17:45: Aber ich merke es ja bei mir selbst eben auch, wenn man halt merkt, okay, keine Ahnung ... "Chosen Families"

00:17:51: finde ich ganz toll, finde ich ganz nett, wenn das passiert, unterstütze ich immer, finde ich

00:17:55: immer gut gemacht und wenn dann am Buch sagt, ja also wenn jemand dann über ein Buch sagt,

00:18:00: das dieses Buch hat dann eben diesen "Trope", dann bin ich viel eher bereit, da ist eben zu lesen,

00:18:05: dann bin ich okay, das hat mir gefallen und ich glaube, dass dann viele obsessiver damit umgehen

00:18:11: und halt dann wirklich nur noch ihre zwei, drei "Tropes" haben und die sie immer lesen wollen und dann

00:18:15: alles in diesen "Trope", in dieser Bubble, wie du gesagt hast, dann eben verschlingen, so irgendwie,

00:18:21: worunter ganz viele Bücher dann leiden, weil irgendwann wird's dann halt langweilig. Und es ist auch so

00:18:27: ein Convenience-Culture, finde ich, so zufüttern von Stoff, ich will gar nicht Literatur sagen,

00:18:35: weil es irgendwie, das ist ja was bei FanFiction sinnhaft ist, weil der Pool so groß ist und weil

00:18:41: deine Zeit so begrenzt ist und weil du das meistens liest, weil du was Spezielles, weil dich was

00:18:45: Spezielles gestört hat an einer Serie oder an einem Buch oder was auch immer, dann greift man dazu und

00:18:51: da macht es Sinn. In der Literatur habe ich dann oft das Gefühl, natürlich braucht der Buchmarkt

00:18:58: Einteilungen, aber wenn ... und als Leser ist es ja gut zu wissen, was man mag, aber je kleinteiliger

00:19:06: die Einteilungen, so zum Beispiel früher war es, also man hat dann gesagt, okay, es gibt die, es gibt

00:19:12: grobe Genre Spannungsliteratur, du weißt es, du hast auch Literatur studiert und dann gibt es

00:19:18: die kleineren Genres, das wären dann zum Beispiel Krimi und Thriller und ich persönlich bin ja

00:19:26: sehr verhaftet in diesem Genre und weißt er deswegen, und das kleinere, die nächste kleinere

00:19:34: Einheit ist dann irgendwie Dark Academia und das ist schon wieder so, dann habe ich versucht,

00:19:39: ein paar "Dark Academia"-Bücher zu lesen und dann habe ich gemerkt, eigentlich,

00:19:43: keins davon hat mich so mitgerissen als das Originalbuch, "Die geheime Geschichte", weil das

00:19:51: eigentlich nie Genre war. Das war einfach das, was es war und fertig und wenn ich das nochmal will,

00:19:58: dann muss ich es halt nochmal lesen und andere Bücher, die gar nicht Dark Academia sind, haben

00:20:03: dann aber unerwartet einen komplett ähnlichen Vibe in mir erzeugen und wo ich mir dann gedacht habe, ach, das ist das,

00:20:09: was ich wollte von diesen Büchern, aber wenn ich die ganze Zeit nur geschaut hätte, ich will

00:20:14: jetzt Dark Academia lesen, als nächstes wäre ich auf das nie gekommen. Also ich glaube auf jeden

00:20:19: Fall, dass es ein großes Problem ist, dass man sich zu sehr auf diese Tropes konzentriert und

00:20:23: generell auf Social Media die Leute gar nicht mehr die Buch-, also die hinten am Buchrücken,

00:20:29: wie heißt das? Auf Englisch sagt man Blurb. Ja, die Klappentexte oder so. Ja, die Klappentexte,

00:20:36: das Problem sind die Leute, die lesen die Klappentexte gar nicht mehr oder so, was sie konzentrieren sich so auf

00:20:42: die Empfehlungen von Leuten online oder auf die Trupes, dass sie nur hören, der und der Titel

00:20:47: hat den und den Trope und dann lesen sie es und dann sagen sie, das hat mir gar nicht gefallen,

00:20:51: weil das und das, was halt schlecht gemacht oder irgendwas, weil sie gar nicht mehr für sich

00:20:55: schauen, gefällt mir das, interessiert mich die Geschichte, das merke ich total oft bei Leuten

00:21:00: online und eben ich denke mal auch, man muss manchmal auch ein bisschen ohne Vorurteile in

00:21:06: ein Buch eintauchen, weil dann überrascht es einen vielleicht und das ist schon was Tropes für

00:21:11: mich dann oft wegnehmen oder stören oder wieso ich Tropes nicht mag, ist der Grund, dass sie eben

00:21:17: so viel vorweg nehmen eben, weil wenn ich von Anfang an eben weiß, okay, die "Enemies" werden

00:21:22: zu "Lovern", dann fällt dir die ganze Spannung eben weg, also das ist dann das oft was mich dann oft

00:21:27: stört oder in "Arranged Marriages" oder sowas, das endet auch immer gleich oder sowas und das

00:21:33: sind dann oft, wenn ich denke, dann nimmt das sehr viel für mich weg von meinem Leseerlebnis, weil

00:21:38: ich mir dann gar nichts mehr, also es ist keine Spannung mehr da, weil ich schon genau weiß,

00:21:42: was passiert durch die Tropes, also das war jetzt manchmal gut, aber oft schlecht. Du hast den

00:21:47: Spoiler schon im Marketing, so wie es oft bei Filmtrailern ist, Hauptsache die Leute schalten

00:21:53: ein, aber es ist halt ja Aufmerksamkeitsökonomie, es ist halt schwierig inzwischen, schwierig inzwischen

00:21:59: die Leute dazu zu bringen, dass sie -  Auf jeden Fall. - Um das mit einer positiven Note abzuschließen,

00:22:06: weil ich glaube, wir haben jetzt viele Facetten davon besprochen, was schon aber zu sagen ist,

00:22:13: und das merke ich am ganzen Booktok-Trend, die Leute lesen extrem viel, also konsumieren schon

00:22:20: sehr viele Bücher und machen im Grunde ein Refresh für den gesamten Buchmarkt, das merkst du

00:22:29: einfach und das ist cool. Ich finde die Booktok- oder Bookstagram-Community,

00:22:34: je nachdem, welches Plattforme ist, eigentlich nicht wirklich eng, also man muss halt selber schauen,

00:22:40: was ist meine Bubble und wo bewege ich mich, aber man findet, also wenn man sich eine halbe Stunde

00:22:45: hinsetzt, findet man gerade wie hunderttausende verschiedene Bookstagrammer*innen und die andere,

00:22:51: alle unterschiedlichen Kontext bieten und das ist aber eben so vielseitig, finde ich teilweise,

00:22:56: und die haben jetzt so drei, vier, denen ich halt folge und die lesen aber auch sehr breit gefächert,

00:23:01: was auch ich eben, ich les auch eigentlich alles, außer Thriller und Horror, da kriege ich immer Angst,

00:23:07: aber sonst les ich eben alles und wenn die dann auch alles lesen, ist das, bleibt das irgendwie ein breites Spektrum

00:23:13: und ich bin total gerne in der Community, ich finde es gibt total viel her und eben wie du sagst,

00:23:18: es bringt so viele junge Leute einfach wieder zum Lesen, die sonst keinen Kontakt mit dem haben

00:23:23: und auch, das ist jetzt ein bisschen egoistisch, aber ich finde es auch toll, dass die Bücher jetzt

00:23:28: wieder hübscher werden, weil sie jetzt online neu präsentiert werden, da ist die mehr Wert und wie,

00:23:32: okay wie vermarktet man ein Buch, wie gestaltet man das Buch und ich finde, die Community eigentlich toll,

00:23:39: also aber vielleicht bin ich da in meinem, das glaube ich nicht, in meiner Bubble.

00:23:46: Es ist bestimmt auch toll, also das glaube ich schon und inspiriert

00:23:50: ja, die Leute. Das ist auch schön, wenn man mit den gleichen Leuten, die das, also die gleichen Leute

00:23:57: mit denen man Hobbys teilen, auch im Kontakt sein kann, sich so gegenseitig inspirieren und das ist

00:24:02: eigentlich das, wofür Social Media mal gedacht war, also eigentlich voll schön.

00:24:06: Also mit dem "Wort zum Sonntag" würde ich sagen, schließe wir die Folge für heute ab.

00:24:10: Vielen Dank, dass du heute da warst.

00:24:12: Ja danke auch, es war sehr schön.

00:24:14: Ja, fand ich auch, sehr kurzweilig. Es gibt ja noch sehr, sehr viele Tropes,

00:24:18: also vielleicht können wir das ja in der Zukunft noch einmal wiederholen, wenn du möchtest. - Ja, gerne. -

00:24:22: Dann, wir verabschieden uns von euch, aber nicht ohne die Frage: Was ist denn euer Lieblingsbuch

00:24:29: in dem Trope "Enemies-to-Lovers"?

00:24:32: Schreibt uns das doch einfach auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at

00:24:38: oder auf Instagram unter dem Handle "stadtbibliothek.innsbruck" oder auf Facebook,

00:24:46: wobei ich mich bei der Tropes-Folge gar nicht traue zu erwähnen.

00:24:51: Ihr könnt uns aber auf Facebook schreiben, so richtig oldschool.

00:24:54: Ja, danke fürs Zuhören und wir wünschen euch noch ein schönes Lesen.

00:24:58: Tschüss.

00:24:59: [Musik]

00:25:23: Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der Stadtstimmen,

00:25:28: dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.

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