Warum mögen wir eigentlich Kafka?
Shownotes
Sommer, Sonne, Kafka-Time! Auf Booktok ist er in aller Munde und auch sonst entgeht man dem illustren Wunderkind der Literatur der Moderne heuer nur schwerlich. Am 03. Juni ist sein 100. Todestag. Zu diesem Anlass wurde nicht nur die Miniserie „Kafka“ im ORF ausgestrahlt, sondern im bibliothekarischen Pausenraum auch darüber geredet: Und schwupps dürfen wir Gast-Host Verena begrüßen, die gemeinsam mit Christina in der heutigen Folge der Frage nachgeht: Ist Kafka noch lesenswert? Wenn ja, warum? Und warum sollte man überhaupt Klassiker zur Hand nehmen, wenn es doch so viele andere gute Bücher gibt? Außerdem hinterfragen die beiden, warum wir als Gesellschaft eigentlich immer über die gleichen Schriftsteller sprechen – und werfen Alternativen auf, wie zum Beispiel die weniger bekannte Journalistin und Schriftstellerin Milena Jesenská, die auch abseits von ihrer Bekanntschaft mit Kafka unsere volle Beachtung verdient.
Kafka in der Stadtbibliothek: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/simple_search?query=kafka Rainer Stachs Werke zu Kafka: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/advanced_search?queryParamSelect_0=wemi_pe_name&query_0=%22Stach%2C%20Reiner%22&queryCombinationParam_0=AND
Verenas Buchtipp: „Ein lebendiges Feuer - die Lebensgeschichte der Milena Jesenská“ https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/32116
Christinas Empfehlung: Das Urteil und die Verwandlung im handlichen Format: https://stbibk.litkatalog.eu/litterare/manDetail/106517
svorwort #popcast #bibcast #gemeinsambesser #stadtstimmen
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00:00:00: Vorsicht, der Genuss dieses Podcasts kann zu vermehrten Bibliotheksbesuchungen führen.
00:00:06: Da hat man mir voll meine Nervosität genommen, weil du irgendeine halbe Stunde an vorher anfängst.
00:00:22: Einfach so wie es ausgemacht nachher.
00:00:25: Auf der leeren Beglechheit.
00:00:28: [Musik]
00:00:42: Hallo und herzlich willkommen zum Vorwort, den Podcast der Stadtbibliothek Innsbruck.
00:00:47: Mein Name ist Christina und heute habe ich einen ganz besonderen Gast, beziehungsweise eine Gästin,
00:00:52: nämlich meine liebe Kolleginnen, die Verena. Hallo Verena.
00:00:56: Es freut mich sehr, dass du dich, darf ich es sagen, überwunden hast, heute bei uns zu sein.
00:01:01: Da haben wir ein bisschen darüber geredet, bevor du dich bereit erklärt hast, oder?
00:01:05: Ja, ich weiß auch nicht, wie mir das passiert, dass ich jetzt hier sitze.
00:01:09: Ja, das passiert, wenn man sich im Bausenraum über die Arbeit unterhaltet.
00:01:16: Und zu weit aus den Fenster lebt.
00:01:19: Viel zu weit aus den Fenster lebt.
00:01:21: Das ist auch eine Grund, warum ich hier sitze.
00:01:25: Viele von uns haben diese Feuertaufe schon überstanden, die Pia und ich haben sie ja letztes Jahr schon gemacht
00:01:30: und waren furchtelig nervös.
00:01:32: Am Anfang, inzwischen geht es ein bisschen besser, wenn man es wöchentlich macht.
00:01:36: Umso froher bin ich, dass du da bist.
00:01:39: Und wir beschäftigen uns heute mit der folgenden Frage, nämlich, warum möben wir eigentlich Kaffekammer?
00:01:47: Verena, wie sind wir denn jetzt auf das Thema gekommen?
00:01:51: Wir haben eine neue Fernseherin im ORF Kaffekammer, die da David Schalko gemacht hat, ein Sprechisseur,
00:01:58: und da Daniel Kälmann das Drehbuch geschrieben hat.
00:02:00: Und ich habe die Serie gesehen und irgendwie sind wir im Bausenraum darauf zu sprechen gekommen.
00:02:05: Und deshalb sitzen wir jetzt hier.
00:02:07: Und die Frage ist natürlich, warum macht man eine Serie über Kaffekammer?
00:02:12: Zum ersten Mal ist es der 100. Todesdar.
00:02:16: Der Kaffekammer ist, beziehungsweise der Kommt, also dieses Jahr ist am 3.6.1924 gestorben,
00:02:23: ist jetzt 100 Jahre Tod bald.
00:02:26: Und zudem anders machen wir auch die Folge.
00:02:29: Zudem anders gibt es die Serie.
00:02:31: Und irgendwie kann man sich ja ein bisschen fragen.
00:02:35: Ich habe das Gefühl, man nimmt diese Sachen zum Anders, damit man halt irgendwas hat, über was man reden kann.
00:02:40: Ja.
00:02:43: Und bei allem, was ich dann so ge-gugelt habe über Kaffekammer und über Interviews mit David Schalko und Daniel Kälmann,
00:02:51: sie finden Kaffekammer wirklich immer noch sehr doll.
00:02:54: Und sie sagen, er ist der Outdoor des 20. Jahrhunderts.
00:03:02: Er gilt ja als Klassiker der Weltliteratur.
00:03:06: Wir haben ja im Podcast schon öfter über den Begriff "Weltliteratur" geredet
00:03:12: und sind uns einig, dass er sehr westlicher Kanon ist.
00:03:15: Und stellen ja auch immer mal wieder den Kanonbegriff in Frage für die Folge heute.
00:03:20: Haben wir uns ein bisschen unterschiedlich vorbereitet.
00:03:23: Du hast dir die Serie angeschaut.
00:03:25: Ich habe nochmal zwei Erzählungen von Kaffekammer gelesen.
00:03:29: Ja, das erste Mal seit zehn Jahren.
00:03:32: Was hast du gelesen?
00:03:34: Dass du mir so inhaltlich die Verfragen stellst, damit habe ich jetzt nicht gerechnet.
00:03:41: Ihr gelesen die Verwandlung und das Urteil.
00:03:45: Also zwei sehr kurzweilige Sachen.
00:03:49: Ich muss auch sagen, Kaffka ervoziert in mir immer erst einmal so, oh, bitte nicht.
00:03:55: Und ich weiß nicht, ob dir das aufgefallen ist, aber wo man im Bausenraum mit anderen Teamitgliedern drüber gesprochen hat,
00:04:01: hat es so 50/50 oder ich würde sogar sagen 80/20 Reaktionen gegeben von wegen,
00:04:07: ah, nicht der Kaffka.
00:04:09: Also ich habe das Gefühl, Kaffka hat so einen verstauten, also deprimierenden Anklang.
00:04:14: Wenn du Kaffka hörst, denkst du, bei jetzt wird es deprimierend.
00:04:17: Wie ist da die Serie?
00:04:19: Also, gibt die Serie nicht als deprimierend empfunden.
00:04:23: Sie versuchen hier vor allem sein Leben mit seinen Werken zu verknüpfen.
00:04:29: Das heißt, sie finden in jeder Folge Anhaltspunkte, warum er wann was geschrieben hat.
00:04:36: Jede Folge steht unter einem anderen Blickwinkel, würde ich jetzt einmal sagen.
00:04:42: Eine Folge geht um die Familie, eine Folge geht ums Büro.
00:04:47: Und einer ist ja Versicherungsangestellter der staatlichen Unwahlversicherung,
00:04:52: was ja eigentlich sehr witzig finde, sehr bürokratischer Mensch war.
00:04:57: Andere Folgen gehen eben um die drei wichtigsten Frauen in seinem Leben.
00:05:02: Ich habe hier auch einen Max Brot, den wir zu verdanken haben, dass wir Kaffka kennen.
00:05:06: Der hat ja gegen Kaffkas Willen, im Endeffekt Bostum, seine Werke veröffentlicht, die noch unveröffentlicht waren.
00:05:15: Ganz schnell auch Tagebücher und so weiter.
00:05:17: Genau, genau.
00:05:19: Und nach allem, was ich nachgelesen habe, ist, dass was Kaffka so besonders macht,
00:05:23: abgesehen davon, dass er unwas paar tolle Sechs Steffen fast hat.
00:05:26: Auch, dass er so viel Tagebuch geschrieben hat.
00:05:30: Er ist ein Autor, über dem man am meisten weiß, weil er so ein griebiges Tagebuch geschrieben hat.
00:05:37: Und es gibt einen Kaffka-Biografen, der auch für die Serie, weil er Serie mitgearbeitet hat,
00:05:45: beziehungsweise immer die Informationen geliefert hat.
00:05:48: Und das ist der Rainer Stach.
00:05:50: Der hat dreiteilige, unfassbare Biografie über Kaffka geschrieben.
00:05:54: Und, glaube ich, macht sein Leben noch nichts anderes, als sich mit Kaffka.
00:05:59: Und zu beschäftigen, wie auch immer man das jetzt finden mag.
00:06:03: Das ist so die Art von Literaturwissenschaftler, der immer tiefer und tiefer in sein Rabbit hole verschwindet.
00:06:11: Das ist dann ein dreiteilige Biografie-Mach und dann eine Serie beim ORF begleitet.
00:06:18: Und er hält Vorträge.
00:06:21: Also, ich glaube, er macht wirklich nichts anderes.
00:06:24: Und wir haben ihn da.
00:06:26: Natürlich.
00:06:28: Das ist ein Standardwerk, wie du sagst.
00:06:30: Haben wir den natürlich in der Bibliothek genauso wie die ganzen Werke von Kaffka.
00:06:34: Haben wir auch alle, finden sich auch alle.
00:06:37: Eben hat er die Frage gestellt, ob Kaffka wirklich noch so viele gelesen und was haben wir über Kaffka da?
00:06:45: Und ich habe dann nachgeschaut.
00:06:47: Und wenn ich nur den Autor Kaffka eingeb, dann haben wir 19 Datensätze.
00:06:54: Für alle, die es jetzt nicht sehen, die Verena hat in typisch bibliothekabischer Manier.
00:06:59: Ist es die Excel-Tabelle?
00:07:02: Statistik.
00:07:04: Statistik aus unserem Liter, aus unserem Bibliotheksprogramm ausgedruckt.
00:07:09: Und hat sich angeschaut, wie viele verschiedene Sachen wir von Kaffka insgesamt haben.
00:07:14: Und hast du auch Zahlen, wie gut die gehen?
00:07:16: Also, Kaffka als Autor, nicht als Person.
00:07:20: Das ist nur ein Unterschied.
00:07:23: 19 Sachen, da, Hörbücher, Bücher.
00:07:25: Und ja, sie gehen alle.
00:07:28: Um die fünf, sechs Mal war mindestens jedes Verliehen.
00:07:32: Und wir haben sie nicht schon seit 20 Jahren im Haus.
00:07:35: Also, es war in den letzten zwei, drei Jahren.
00:07:38: Ich zum Beispiel habe mir dieses Kurzgeschichtenbändchen, das ich mir da ausgeliehen habe.
00:07:43: Das ist eine Ausgabe von Fischer Taschenbuch.
00:07:46: Und das dürfte, wann ist das rauskommen, wahrscheinlich.
00:07:50: Wir haben es seit Februar 23.
00:07:52: Ja.
00:07:53: Also, ganz ein modernes kleines Bändchen, total schön auch gestaltet, finde ich.
00:07:57: Man sieht es jetzt nicht, so da, wenn ein Show noch zu Link, das kann man sich auch bei uns ausleihen.
00:08:02: In dem Kontext stellt sich ja die Frage, warum ich, also dieses Erdekrausen, das mich auch kregen hat.
00:08:10: Wo wir angefangen haben, darüber zu sprechen, dass wir mal eine Folge über Kaffka machen könnten.
00:08:16: Bezieht sich auch so ein bisschen auf meine Erfahrung mit Kaffka.
00:08:21: Also, erstens einmal meine ersten Berührungspunkte davon waren, da war ich noch weit weg von jedweder Arbeitsfeld, von jedweben 9 to 5 Job,
00:08:32: sondern das war sehr zu einer Schule und dann früh im Studium.
00:08:37: Und jetzt, wo ich die Verwandlung vor allem Dinge noch einmal gelesen habe, Kaffka erzählt ja in der Moderne.
00:08:44: Kaffka ist dem Expressionismus zuzuordnen, dem literarischen, der neue Subjektivität, die er aber im Gegensatz zu viel in seiner Zeit genossen mit einer sehr großen Sachlichkeit ausdrückt.
00:08:55: Da habe ich das erste Mal in meinem Leben seitlich Kaffka gelesen und ich hätte nicht mehr zu Kaffka gegriffen, wenn wir nicht heute die Folge gemacht hätten.
00:09:05: Ich würde es mal für mich auch durchaus kapitalismuskritische Züge trinken gelesen, Leistungsgesellschaft, es funktioniert irgendwann nicht mehr in der Erzählung,
00:09:15: der Georg Samsa, weil er zum Käfer wird und seine erste Gedanke ist, er muss aber trotzdem weiter arbeiten gehen und so weiter und so fort.
00:09:23: Und dann löst sich dieses Familienkonstrukt so nach und nach auf.
00:09:26: Die ganze Familie ist abhängig von seiner Erbstätigkeit und so weiter.
00:09:31: Und jetzt lesen wir Kaffka auch einfach zu, weil da habe ich das erste Mal die Literatur so verstanden, wie ich finde, dass man sie am besten versteht, nämlich auf einer persönlichen Ebene und davor war es immer auf einer theoretischen völlig abstrahierten Ebene, also in der Schule und im Studium.
00:09:48: Ein anderer Autor, der Italo Calvino, hat auf die allgemeine Frage geantwortet, warum wir Klassiker lesen sollten.
00:09:56: Insgesamt hat er zwei Antworten gehabt.
00:09:58: Die erste Antwort ist dein Klassiker, also der Klassiker, den man selber vielleicht zu hand nimmt, ist der, der dir nicht gleichgültig sein kann und der dir dazu dient, dich in Bezug oder im Gegensatz zu ihm zu definieren.
00:10:14: Und das hat mir besonders gefallen.
00:10:17: Ich habe für mich aufgegriffen, dass ich mich immer im Gegensatz zu Kaffka definiert habe, als Leserin und dass ich gemerkt habe, dass viele Leute sich auf dem Gegensatz oder im Bezug zu einem Klassiker definieren.
00:10:28: Ich mag Kaffka.
00:10:30: Ich habe mehr Kaffka-SK auf die Hand detoviert oder so.
00:10:33: Gibt es auch ein im Literaturstimmen zu nehmen.
00:10:36: Okay.
00:10:40: Hättest du dich vor der Folge im Ingezug auf Kaffka definiert oder im Gegensatz zu Kaffka?
00:10:47: Hast du seine Texte, war das was dir was gegeben hat oder hattest du dich da gar nicht damit beschäftigt?
00:10:54: Also wir haben die Verwandlungen in der Schule gelesen.
00:10:58: und ich...
00:10:59: Ich kann mich, ich habe es gerne gelesen und ich kann mich einfach an den Schluss erinnern,
00:11:05: dass die Familie glücklich Kutsche fahren geht, nachdem der Käfer endlich gestorben ist.
00:11:11: Und das hat mich damals schon geschockt, wenn es doch auf Familienmitglied war.
00:11:18: Und ich denke, man kann Kavka ganz viel herauslesen.
00:11:23: Ja, ich habe mich auch nie wieder mit Kavka beschäftigt, bis eben zur Serie.
00:11:27: Und ich habe es ganz interessant gefunden, vielleicht auch mit meinem Hintergrund,
00:11:31: als ich irgendwann nochmal Geschichte studiert, dass es um sein Leben geht, um die Zeit, um den Zeitgeist.
00:11:40: Es geht darum, wie er gelebt hat, was er getan hat, dass er welche Ängste er gehabt hat.
00:11:49: Alles aus seinem Bagebuch raus. Es sind ganz viele Zitate von ihm drinnen.
00:11:53: Und man versteht, bis die Beste sei.
00:11:57: Die Frage bleibt immer noch, warum über Kavka, okay, 100 Jahre, alles in allem,
00:12:03: ist das ein interessantes Bild über die Zeit.
00:12:06: Bevor ich jetzt auf den zweiten Grund, warum man Klassiker lesen soll, von Calvino zu sprechen komme,
00:12:14: dazu, das ist genau das, was Literatur allgemein und Klassiker der Weltliteratur,
00:12:22: die im Kanon verhaftet sind, insbesondere so interessant macht,
00:12:26: weil man sie ja aus großem zeitlichen Abstand oft liest und dann im Kontext ihrer Zeit lesen sollte oder fast muss.
00:12:35: Kavka ist ja, hat expressionistisch geschrieben, und er hat zum im Epochenbegriff von einer Literatur,
00:12:45: die man ja auch erst immer im Nachhinein definieren kann.
00:12:49: Es ist die literarische Moderne und die zeichnet sich halt insbesondere durch das Aufkommen von,
00:12:54: also die Industriealisierung hat Fuß gefasst.
00:12:58: Die Leute haben in der Stadt gelebt, Kavka selber war in einer Versicherungsanstalt tätig, der hat Jürs studiert.
00:13:07: Es gab die Wissenschaft, hat neue Erkenntnisse hervorgebracht, die Relativitätstheorie von Einstein,
00:13:13: freut es mit seiner Psychoanalysium, die Ecke gekommen.
00:13:16: Es war auch was, was Kavka sehr beeinflusst hat.
00:13:19: Und dieser komplette gesellschaftliche Umbruch, all diese Neuerungen in der Gesellschaft,
00:13:26: hat er sicherlich als Kind seiner Zeit, ohne das bewusst darstellen zu wollen,
00:13:32: jetzt also so herausgearbeitet irgendwie.
00:13:35: Und das liest man aus ihm heraus und das ist wahrscheinlich was gutes Schriftsteller*innen ausmacht.
00:13:41: Dass man das im Kontext dann so aus ihren Texten schöpfen kann.
00:13:47: Und es ist ja auch sehr interessant, weil uns das ja auch gerade basiert,
00:13:50: wir leben in einer Zeit von immensen Umbrüchen, sowohl technologisch als auch umweltechnisch als auch politisch.
00:13:59: In 100 Jahren schauen die Leute auch wieder zurück auf die Literatur, die heute entstanden ist
00:14:05: und reden vielleicht über jemand anderen, so wie wir jetzt über Kavka.
00:14:10: Das sagt der Kavino, warum sollte man es lesen, ganz so, ob es besser ist, als es nicht gelesen zu haben.
00:14:16: Das ist einfach die bessere Wahl von beiden.
00:14:19: Das stimmt ganz sicherlich und du darfst nicht vergessen,
00:14:23: dass jetzt ganz viele Veränderungen aufgezählt und es wollen noch mehr.
00:14:27: Es ist ja noch der erste Weltkrieg darin gefallen, die Dona Monarchi ist zerfallen.
00:14:33: Er war zuerst Deutschscheche, das heißt, ihn fragt eigentlich zur Elite gehörend.
00:14:39: Und dann, nach dem Krieg, war er plötzlich Tscheche und plötzlich hat man nicht mehr Deutsch sprechen können,
00:14:46: dürfen, fallen in der Arbeit, in der Firma, was der Vorgang und Gebe war.
00:14:52: Also das sind auch Umbrüche und ich weiß nicht, das ist zumindest in einer Serie ein Zitat,
00:14:57: aber er kann keine Sprache wirklich, weder Deutsch noch Tschechisch.
00:15:03: Und das finde ich auch ganz spannend, dass er sich da immer zurücknimmt und immer wieder den Eindruck erweckt,
00:15:10: dass das nicht gut genug ist und er will immer irgendwie besser sein und alles noch besser machen.
00:15:17: Und ja, es ist ihm, obwohl er die Vernichtung seiner Texte wollte, weil sie ihm nicht gut genug waren, gelungen.
00:15:24: Dank oder wegen Max Brot, der es ja damit auch nicht sehr leicht geteilt hat, glaube ich, mit diesem Erbe.
00:15:32: Warum mögen wir eigentlich Kafka?
00:15:37: Vielleicht ist die Antwort auf die Frage, ich weiß nicht, ob du mir zustimmst, Verena.
00:15:42: Man muss ihn ja nicht mögen, aber das Urteil ist kurz genug, dass man ihn wenigstens gelesen haben könnte.
00:15:48: Ich glaube, man kommt gar nicht aus.
00:15:51: Also wir müssen ihn nicht unbedingt mögen und nicht seine Werke schätzen, aber man kommt nicht daran vorbei, egal was man liest.
00:15:59: Und vielleicht hast du es gesehen, ich habe uns das Inschrub-Liesbuch mitgebracht, weil Kafka darin vorkommt.
00:16:06: Und wenn man sich mit einem Thema beschäftigt, dann stolpert man in allen Bereichen drüber.
00:16:12: Zum Beispiel wird hier nur von einem Bücher regal.
00:16:16: Da steht dann halt, listet die Adorien auf, was für Bücher im Regal stehen.
00:16:21: Und natürlich steht da auch Kafka drinnen.
00:16:23: Natürlich. Was denn sonst?
00:16:26: Und ich in der Buchhandlung neue Bücher über Kafka sind mir begegnet.
00:16:31: Mir ist Kafka in den letzten Wochen überall begegnet.
00:16:34: Also wir können ihm gar nicht ausstellen.
00:16:37: Und da möchte ich zum Abschluss noch eine kleine Gesellschaftskritik anschließen.
00:16:43: Weil natürlich rezipiert sich der Svalardswesen und in dem Fall auch die Medienlandschaft immer wieder selber.
00:16:53: Weil in dem Kontext, und da reden wir auch wieder im Kontext von Kanon und Kanonbildung,
00:16:59: und die Texte, die wir immer und immer wieder neu rezipieren wollen,
00:17:03: sind leider und nach wie vor Texte von Weißensiesmännern,
00:17:08: die auch wenn Kafka sicher als Underdog gelten mag, so wie er sich selbst darstellt.
00:17:17: Also das ist so ein bisschen das Gefühl, das man vielleicht bekommt,
00:17:23: wenn man sich mit Kafka beschäftigt, weil er ja, wie du schon gesagt hast,
00:17:27: immer so umzufrieden mit seinem eigenen Schreiben war.
00:17:29: Und dieses typische gequälte Künstler-Dasein halt,
00:17:32: ist die Tatsache, dass wir Geburtstage und Todestage und Veröffentlichungstage,
00:17:39: was wir sich für Tage immer wieder zum Anlass nehmen,
00:17:42: immer wieder die gleichen Stimme zu rezipieren,
00:17:44: ist halt deswegen kommen wir dem ja nicht aus.
00:17:46: Und während ich nicht finde, dass Kafka Verlustige gehen sollte,
00:17:49: und ich schon sehe, dass das einen großen Mehrrad hat,
00:17:52: finde ich es schon bedauerlich, dass wir ganz viele Stimmen,
00:17:55: die es sonst gegeben hätte von Braun aus seiner Zeit,
00:17:58: die vielleicht auch in die Moderne hineingeschrieben hätten,
00:18:01: aber stattdessen halt das Abendessenkuchen haben müssen.
00:18:04: Und deswegen nichts, die Zeit hatten, die Nächte durchzuschreiben
00:18:07: oder marginalisierte Gruppen, die gar nicht schreiben konnten,
00:18:11: weil sie von der Bildungsgesellschaft komplett ausgeschlossen waren,
00:18:14: aus nicht eigenem Verschulden, dass wir diese Stimmen nie hören werden
00:18:19: und dass wir immer nur die gleichen, es ist ein bisschen ein Echokammer, finde ich.
00:18:23: Und das schwingt für mich inzwischen immer mit,
00:18:27: wenn wir diese Kanuntypischen Autoren,
00:18:30: und das sind leider halt nicht immer,
00:18:32: aber meistens Autoren männliche Form besprechen.
00:18:35: Ich weiß nicht, ob du mir dazustimmst.
00:18:38: Ich stimme dir völlig zu.
00:18:40: Und ich habe mir auch bei der Serie beim Schauen in genau diese Frage gestellt.
00:18:45: Und ich habe dann mir überlegt,
00:18:47: na ja, gibt es auch jetzt in diesem Kontext, in dieser Serie eine Frau
00:18:51: oder eine andere Person, die eigentlich für mich persönlich interessanter ist als Kafka.
00:18:57: Und ich habe sie natürlich gefunden.
00:19:00: Und zwar ist es die Milena Niesenska.
00:19:05: Sie hat seine Werke ins tschechische übersetzt.
00:19:08: Sie war auch eine Briefliebe vom Kafka.
00:19:12: Sie verbringern auch einmal ein paar Tage in Wien.
00:19:15: Aber sie hat wirklich ein spannendes Leben gehabt.
00:19:17: Ihr Vater wollte, sie hat sie in die Psychiatrie einweisen lassen,
00:19:21: weil sie heiraten wollte, er holte sie entmündigen lassen.
00:19:24: Sie hat dann doch den Ernst Bolack heiraten dürfen.
00:19:27: Sie sind dann nach Wien, waren bettelarm, haben sich durchgekämpft.
00:19:31: Sie wollte Journalistin sein.
00:19:33: Und es kommt in der Folge gut raus, dass sie ganz viele verschiedene Sachen gemacht hat
00:19:37: und ganz ein spannendes Leben geführt hat.
00:19:39: Und im Endeffekt im Nationalsozialismus, im Widerstand,
00:19:43: die sie war und im Konzentrationslager gestorben ist.
00:19:47: Also, ganz ein starke Frau, die wirklich ein spannendes Leben geführt hat,
00:19:54: das jetzt vielleicht spannender heißt, von einem Versicherungsangestellten Astrak ist.
00:19:59: Dann würde ich jetzt mal sagen, vielleicht.
00:20:02: Es gibt auch, weil sie eben mit Karpfkabriefe geschrieben hat,
00:20:06: gibt es auch eine Biografie über sie oder mehrere über sie.
00:20:09: Und es gibt auch journalistische Texte, die sie verfasst haben.
00:20:13: Also, da wäre auch eine Basis da, wo man mal was draus machen könnte.
00:20:17: Okay, ich sehe schon.
00:20:19: Habe ich vielleicht eine Chance, da haben wir und die Hörerinnen und Hörer eine Chance,
00:20:23: dass du wieder so guest bist.
00:20:25: Wie hat es dir denn gefallen heute bei uns?
00:20:27: Ja, es hat mir sehr gut gefallen.
00:20:30: Ich darf jetzt auch nichts anderes sagen.
00:20:33: Es ist immer noch nett und wir haben uns fein gequatscht.
00:20:37: Ich war im Endeffekt nicht so nervös, wie ich dachte.
00:20:40: Und ja, es war ganz fein.
00:20:43: Also, eine Empfehlung von der Verena von Alois Amprines.
00:20:47: Ein lebendiges Feuer, die Lebensgeschichte der Milena Yacenska.
00:20:52: Da haben wir auch in der Stadtbibliothek alles verlinkt in den Show Notes
00:20:55: und damit endet unsere Folge heute.
00:20:57: Danke, Verena, dass du dir die Zeit genommen hast.
00:20:59: Ja, sehr gerne, Christian.
00:21:01: Vielen Dank für die Einwahrung.
00:21:03: Jederzeit.
00:21:05: Und die Frage ist, lest ihr Kafka, habt ihr Kafka gelesen?
00:21:09: Mich würde interessieren, habt ihr Kafka in der Schule gelesen?
00:21:12: Und wie war dort euer Eindruck?
00:21:14: Schreibt uns auf post.bibliothek@insbook.gv.at
00:21:19: oder auf Instagram oder Facebook.
00:21:21: Der Hashtag ist gemeinsam besser.
00:21:23: Wir wünschen euch gutes Lesen und bis zum nächsten Mal.
00:21:26: [Musik]
00:21:49: Das Vorwort ist eine Produktion der Stadtbibliothek Innsbruck und Teil der Stadt Stimmen.
00:21:54: Dem Audiokanal der Stadt Innsbruck.
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