Warum mögen wir eigentlich Öffentliche Bibliotheken?
Shownotes
Wo geht man den ganzen Tag eigentlich so um? Zuhause, natürlich, und in der Schule, der Uni oder auf der Arbeit. Dann geht man noch Einkaufen, Spazieren, Sportln, Essen, Feiern, klar. Das sind alles öffentliche Räume, die man auch als Dritte Orte bezeichnet. Dazu gehören auch die Bibliotheken. Die sind besonders fein, denn neben Büchern, Kaffee und Schokolade gibt’s da vieles zu entdecken. Pia und Christina nehmen euch heute mit in ihre Welt: Was bedeuten Öffentliche Bibliotheken eigentlich? Was tragen sie für uns alle in der Gesellschaft bei? Und warum haben sie das Potential, ein wichtiger Teil des Lebens aller Nutzer*innen zu sein und denen, die’s noch werden wollen? Lust auf bibliotheken? Wie habt ihr das erste Mal in eine Öffentliche Bibliothek gefunden? Lasst es uns wissen über post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at oder Instagram und Facebook unter #gemeinsambesser.
svorwort #popcast #bibcast #gemeinsambesser #stadtstimmen
Transkript anzeigen
00:00:00: [Tür öffnet und schließt sich. Schritte. Ein Stuhl wird bewegt.] Christina: Ja, Hallo! Pia: Hallo! Christine: Ah, okay, Entschuldigung, ich bin ein bisschen zu spät, die haben noch die
00:00:12: spanischen Romane einstellen müssen. Pia: Ja, dann [lacht] Das passt gut, dann sind wir auch schon beim
00:00:18: Vorwort, oder? Würde ich sagen, Christina.
00:00:19: [Intro-Musik] Christine: Genau, also, wie immer, alle herzlich willkommen zum Vorwort, dem Podcast der Stadtbibliothek
00:00:42: Innsbruck, mein Name ist Christina. Pia: Und ich bin die Pia. Christina: Und heute reden wir über Trommelwirbel!
00:00:49: [Trommelwirbel zu hören] Pia: Wie blödsinnig. Christina: Genau. Ja, Pia, wie kommen wir denn auf dieses Thema? Pia: Wie können wir, wie
00:01:00: sind wir da draufkommen? Ich weiß es nicht, Christina. Jeden Tag, wenn ich in die Arbeit
00:01:04: gehe und dann so vor mich hinschau, denke ich, mal, was habe ich da darüber immer
00:01:07: heute reden und dann seh ich diesen großen Ort [lacht] dieses große Gebäude, auf das ich zu
00:01:13: gehe, dann denke ich mal, hm, hm, Was ist das heutige Podcast-Thema?
00:01:18: Christina: Die Sache ist ja die, dass wir jetzt schon seit einigen Jahren in der Bibliothek arbeiten.
00:01:24: Wir sind ja eine öffentliche Bibliothek, die Stadtbibliothek Innsbruck ist eine öffentliche
00:01:29: Bibliothek und unterscheidet sich ja dann auch immer, es gibt ja ganz viele verschiedene
00:01:33: Formen von Bibliotheken, zum Beispiel die Uni Bibliothek -Pia: Genau. Christina: Eben, die Universitätsbibliothek,
00:01:40: da gibt es dann zum Beispiel Fachbücher und uns dagegen.
00:01:45: Pia: Wir sind da populär wissenschaftlich am Weg, das heißt Bücher, die eigentlich eher
00:01:49: auf Unterhaltung abziehen, genau. Christina: Und Sachbücher und Ratgeber. Kinderbücher haben wir ganz
00:01:57: viele, Kindermedien eigentlich. Pia: Medien generell, genau. Und dann sind wir ja auch ein Ort, wo
00:02:03: man sich generell treffen kann. Man sagt ja immer, es ist der dritte Ort, also es gibt
00:02:08: es zu Hause, es gibt die Arbeit und dann gibt es diesen dritten Ort, wo man sich einfach
00:02:11: aufhalten kann. Christina: Und da sind wir schon mitten in dem, was Bibliothekar:innen lernen, weil
00:02:17: wir machen im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht nur, das weiß ich nicht, Bücher
00:02:27: lesen können, das machen wir sogar eher sehr, sehr wenig, wenn überhaupt, sondern was
00:02:31: wir machen ist, wir überlegen uns, was das Haus bedeutet. Und eben dieser dritte Ort
00:02:37: gehört ja, das kommt ja aus der Soziologie, oder? Wenn ich mich jetzt recht erinnere.
00:02:43: Pia: Ich glaube ja. Christina: Und wie du gesagt hast, beschäftigt sich eben
00:02:47: mit der Frage, genauso wie dieser Podcast in einer Form ein Ort ist, wo wir euch liebe
00:02:54: Zuhörerinnen und Zuhörer immer herzlich willkommen heißen, setzt euch zu uns an den Tisch und
00:02:58: heute möchten wir euch so ein bisschen mitnehmen in unsere Landschaft der Bibliotheken und
00:03:06: warum, was uns die Stadt Bibliothek Innsbruck eigentlich bedeutet und was öffentliche Bibliotheken
00:03:13: eigentlich bedeuten als Raum. Pia: Genau. Also ich habe mal das erste, was ich mir da aufgeschrieben
00:03:20: habe, woran ich gedacht habe, ist, wie ich selber in die Bibliothek gekommen bin und generell
00:03:26: Bibliotheken wahrgenommen habe über mein Leben hinweg. Also die erste Bib, an die ich mir
00:03:30: erinnern kann, ist die, du hast es eh schon erwähnt, die Universitätsbibliothek. Weil
00:03:35: da war mal eine Veranstaltung, ich weiß nicht einmal mehr, worum es gangen ist, aber ich
00:03:39: kann mich daran erinnern, dass ich in diesen alten Lesessaal von der Universitätsbibliothek
00:03:44: gegangen bin in Innsbruck und ich war so überwältigt, wie toll das ausgeschaut hat.
00:03:48: Das hat ausgeschaut, wie in einem Märchen, so hat man sich eine klassische Bibliothek
00:03:52: vorgestellt, diese alten... Christina: Genau, den Boden mit diesem zweistufigen System, wenn du dann rauf gehst und die
00:03:57: hohen Bücherwände - Pia: Genau. Christina: - und da ist eine Wendeltreppe rauf oder so eine Leiter. Pia: Genau. Also so habe
00:04:04: ich mir Bibliotheken immer vorgestellt. So ein bisschen abgeschottet, alte Bücher,
00:04:11: alte Werke, riesige Bücher, die man nicht einmal selber hochheben kann.
00:04:14: Christina: Nach alten Papieren, man kennt den Geruch, ne? Pia: So habe ich immer, das war die erste Bibliothek,
00:04:20: die ich kennen gelernt habe. Aber die erste Bibliothek, die ich wirklich genutzt habe,
00:04:24: da geht es dir vielleicht ähnlich, das war die Schulbibliothek. Das war bei uns bei der
00:04:28: Volksschule, so haben wir eine ganze kleine Bibliothek gehabt, also Bibliothek unter Anführungszeichen,
00:04:33: da hat man dann auch noch so ein ganz altes System gehabt. Also ein analoges System, wo
00:04:39: man dann ein Stempel gehabt hat und jedes Mal, wenn man ein Buch ausgeliehen hat, hat man ein
00:04:42: Stempel ins Buch reinkriegt, wann man es zurückgeben muss [lacht].
00:04:45: Christina: Für uns ist es zum Beispiel superrelevant, weil Stempeln ist eine ziemliche heidenarbeit [beide lachen].
00:04:51: Und wenn man auch heutzutage noch mit so einem Stempelsystem zu tun hat, wie ich
00:04:56: ab und zu die Verlegenheit komme, aber zum Glück nicht mehr in der Stadtbibliothek, dann
00:05:01: muss ich mich jedes Mal erinnern, nicht nur, erstens, sagen wir mal, wie stellt man ein
00:05:04: Stempel überhaupt ein? [beide lachen] Pia: [lachend] So fängt es schon mal an. In unserer digitalen Welt.
00:05:08: Christina: Was ist diese Technologie? Was, ich musste das Datum manuell umstellen. Okay, und da stellst
00:05:13: das Datum ein und stellt das da halt so rein. Und das ist je nachdem, wie viele Bücher da
00:05:17: jemand ausleit. Für dich als Leser ist es halt fein, weil dann siehst du halt, vorne im
00:05:23: Zettel drin, wann man muss ich es zurückgeben.
00:05:25: Pia: Genau. Und das war das erste, woran ich mich erinnern kann. Und da kann ich mich an diese
00:05:28: ersten paar Bücher auch schon erinnern. Da haben wir diese... Da gibt es diese Fantasyreihe von Tamora Pierce,
00:05:35: glaube ich heiß sie. Die habe ich damals gelesen, daran kann ich mich noch erinnern. Und dann
00:05:39: später, wo ich selber in der Bib arbeiten angefangen habe, das war dann auch in der
00:05:44: Schulbibliothek aber dann für die Oberstufe.
00:05:46: Christina: Das ist in der Schulbibliothek schon gearbeitet?
00:05:48: Pia. Ja, da hast du freiwillig gearbeitet. Da hast du am Ende vom Jahr halt eine Entschädigung
00:05:52: bekommen. Das war dann halt so ein Buchhandelgutschein oder so irgendwas. Christina: Das aber volle nett. Pia: Ja. Und
00:05:58: das war dann auch schon eine multimediale Bibliothek, weil wir haben dann auch schon DVDs gehabt
00:06:03: in der Schulbibliothek. Und dann sind wir schon bei der Stadtbibliothek.
00:06:06: Christina: Haben wir überhaupt gesagt, dass das Thema heute ist, warum mögen wir Bibliotheken?
00:06:10: Pia: Das weiß ich jetzt gar nicht mehr [schmunzelt].
00:06:12: Christina: Ich muss ja davon ausgehen.
00:06:14: Pia: Ich hoffe [lacht], wir sind ja mitten im Thema. Ja, so bin ich in die Bibliothek gekommen. Ich
00:06:21: kann mich daran erinnern, dass ich noch in der alten Stadtbibliothek war, wo ich kleiner
00:06:24: war.
00:06:25: Christina: Die in der Kolingasse.
00:06:28: Pia: Die in der Kolingasse. Genau, die hat ganz anders ausgeschaut. Aber die war einfach zu weit weg. Und das ist
00:06:34: halt jetzt fein, weil wir halt eine bessere Anbindung haben.
00:06:37: Christina: Diese Zentralität ist einfach, finde ich, in den ganzen Stadtbibliotheken ein wesentlicher
00:06:45: Punkt, dass du einfach vorbei gehst wie beim Bäcker, oder?
00:06:49: Pia: Eben.
00:06:50: Pia: Und jetzt, also wir haben ja direkt die IVB, die Straßenbahn und die Busse alle davor
00:06:55: und dann auch noch Stationen für die Bikes, für die Fahrräder.
00:07:01: Christina: Also, du bist in der Nähe und du kommst halt gut hin. Du kannst auch die Sachen gut zurückgeben. Und wir arbeiten
00:07:07: jetzt nicht mehr mit dem Stempelsystem. Ich glaube, da würde man verrückt werden und
00:07:10: so viel Tinte gibt es gar nicht nicht [lacht], dass man das alles stempeln kann, was bei uns
00:07:13: ausgeliehen wird. Und ja wir haben das ja alles digitalisiert inzwischen.
00:07:17: Pia: Und wie bist du in die Bibliothek gekommen? Also, das kannst du dich da noch daran
00:07:21: erinnern?
00:07:22: Christina: Ja, wir haben auch eine Schulbibliothek gehabt und auch in der Volksschule. Und da habe ich
00:07:25: es immer extrem traurig gefunden, dass wir da so wenig hingangen sind. Das waren immer
00:07:30: meine liebsten Zeiten. Aber gefühlt war man da einmal im Semester. Und das war vielleicht
00:07:34: auch, weil viele nicht so gerne auf den Stufen gehockt sind und einfach nur gelesen haben. Ich
00:07:38: dachte, oh, toll.
00:07:39: Und meine erste eigenständige Bibliothekserfahrung ist in einer kleinen Stadt. Teilbücherei würde
00:07:48: man wahrscheinlich heute sagen, auch wenn es das früher so, also das ist einfach halt
00:07:53: eine kleinere Bücherei, die nicht die Stadtbibliothek ist. Und das war immer ganz toll. Die ist
00:07:59: ja, also das war eine ehrenamtliche Bücherei. Und da weiß ich noch, da bist
00:08:03: reingegangen. Da bist du rechts zu den Kinder gegangen und links dann zu den Romanen, zur Erwachsenenliteratur.
00:08:09: Und dann habe ich, und da habe ich dann, weiß ich noch, die Reihe "Dolli ausklingen" von
00:08:16: der Enid Blayton. Das ist wie Hanni und Nanni, aber mit einem Mädchen. Und sie ist dann halt
00:08:20: erwachsen geworden, so wie bei Harry Potter. Und dann bist du also mit gealtert. Und dann habe
00:08:25: ich das, man habe ich da die ganze Kinderbuchwand ausgelesen gehabt. Und dann war ich sehr lange
00:08:30: nicht mehr in Büchereien unterwegs. Das war dann so, das ist auch übrigens die
00:08:35: Erfahrung, dass da so passiert so ein Abfall, ab zu dem, ab zu der Pubertät, dass dann natürlich
00:08:45: einfach andere Dinge wichtiger werden. Umso mehr freut es uns natürlich, dass wir extrem viele
00:08:51: junge Schülerinnen und Schüler haben [längere Pause] die lernen, oder? Pia: Ja, total. Wir haben auch eine große
00:09:02: Jugendbücherei und auch die Kinderbücherei ist ganz groß. Und da haben wir viele Medien und das freut
00:09:07: uns natürlich. Christina:Aber warum? Also das ist so meine Geschichte und danach, ich bin einmal in der
00:09:12: Kolingasse gewesen und ich weiß nicht, ich glaube, ich weiß, welche Kollegin damals am Schalter war.
00:09:18: Pia: Ich auch noch, ich kann mich sogar daran erinnern, wer uns die Führung geben hat und die arbeitet
00:09:22: immer noch hier [lachend]. Christina: Ehrlich? Okay, wer war es denn? Pia: Das ist zensiert [lacht]. Es war die [macht ein langes A]. Christina: Es war so, ich war da alleine und
00:09:35: ich war sehr, sehr jung und ich war so eingeschüchtert. Und ich weiß jetzt mit meinem Alter, dass ich
00:09:40: das nicht hätte sein müssen, sondern dass wir total froh sind und uns um jede neue Leserin und
00:09:46: jeden neuen Leser freuen. Aber ich weiß auch noch genau, wie es sich angefühlt hat, da reinzugehen und
00:09:51: zu denken, oh je, pass ich hier überhaupt hin. Also darf ich mich hier überhaupt aufhalten. Und
00:10:00: das mag ich an der Art, also an Bibliotheken und der Art, wie wir über Bibliotheken denken,
00:10:10: nämlich, dass es uns ein großes Anliegen ist zu sagen, ey ja, natürlich. Pia: Und es ist ein Aufenthalts-
00:10:16: Ort. Christina: Der dritte Ort, das Wohnzimmer. Pia: Man muss nicht einmal ein Mitglied bei uns sein. Das ist das Tolle ja. Man braucht keine Karte,
00:10:24: man kann sich einfach aufhalten, man kann natürlich eben die Bücher lesen, aber man kann
00:10:29: einfach da sein. Christina:Und es ist nicht nur bei uns so, sondern wir reden ja von Bibliotheken im Allgemeinen
00:10:34: und eigentlich also öffentlichen Bibliotheken im speziellen und auch eben von Bibliothekskultur
00:10:40: im europäischen Raum würde ich das jetzt einmal benennen, weil es sich ja auch in anderen Ländern und
00:10:46: Kulturräumen noch einmal eine ganz andere Sache ist. Wenn ich, schneiden wir uns immer sehr große Scheiben
00:10:52: ab von der Bibliothekskultur in den nordischen Ländern. Also das Norwegen, ein anderes Norwegen. Pia: Achso [lachend].
00:10:59: Achso irgendwie was willst jetzt? Schweden [lacht]? Finnland? Christina im Hintergrund: Ja, Geografie. Pia: Also ja, ich habe die Reisabteilung [lachend] sollte ich vielleicht wissen.
00:11:07: Skandinavien generell [lacht]. Christina: Ja, danke, das Wort hat mir gefehlt. Pia: [lachend] Ok. Christina: Von Skandinavien ab, weil die sind, bei denen
00:11:15: ist einfach kulturell, als Bibliothekswesen ganz anders eingebettet in die generelle Kultur und in
00:11:23: die Gesellschaft. Und da werden Bibliotheken auch für noch so vieles mehr genutzt, oder? Pia: Ja, da sind
00:11:30: sie viel mehr als, also wir lieben ja Bücher, aber es ist nicht nur ein Ort für Bücher, da haben sie
00:11:35: auch "Makerspaces", also so Orte, wo man auch zusammen bastelt oder Dinge kreiert, schafft.
00:11:43: Christina: Teilweise was so cool ist, weil du kannst mit so was auch zum Beispiel Roboter bauen. Ja, genau, wie du
00:11:52: sagst, die "Makerspaces". Und das Ganze für mich fasst sich da zusammen auch. Und das wird ja auch,
00:12:00: es, wie andere Berufszweige, gibt es da ja Professionisten dahinter, auch Akademiker,
00:12:06: oft sind es Soziologen oder Bibliothekar*innen, die dazu forschen, die dazu sogenannte Papers veröffentlichen.
00:12:13: Und für einen großen Trend, der da zu erkennen ist und auch schon gelebt wird, eben auch vielen in
00:12:20: den Skandinavischen Ländern, ist es das sogenannte dass "das Bibliotheking" als Verb. Da habe ich, wir machen
00:12:27: eine Ausbildung und haben eine Ausbildung gemacht und in einer dieser Ausbildungswochen ist eben
00:12:32: auch genau das thematisiert worden und das hat man so wahnsinnig gefallen. Hast du das schon gehört,
00:12:38: wo du die Ausbildung gemacht hast? Pia: Bei mir in der Ausbildung haben wir das nicht erwähnt. Christina: Da sieht man, wie es sich
00:12:42: das ändert. Pia: Warum genau geht es da? Christina: Also Bibliotheking als Verb zu verstehen, das heißt dass du, wir haben
00:12:49: ja schon gesagt, die Bibliothek ist ein dritter Ort oder, du kommst rein, hey setz dich hin, mach dein Computerspiel an,
00:12:54: bitte gerne, oder such dir eine DVD aus oder stöbere in dem Buch und so. Und beim Bibliotheking geht es
00:13:03: darum, dass man, das ist glaube ich auch im Sprachgebrauch, wenn ich mich nicht irre, das heißt ich
00:13:08: gehe Bibliotheking, das heißt du gehst nicht in die Bibliothek, dieses Institut, dieses Gebäude,
00:13:13: das mir als Kind Angst gemacht hat, sondern du gehst, du gehst hin zum Gestalten, du bist Teil dieser...
00:13:20: Pia: Community. Christina: Ja, es ist so ein Community-Denken. Und das gefällt mir irre gut. Das ist ja auch was,
00:13:26: was du mit diesem Podcast umsetzen kannst und es ist auch was, was uns am Herzen liegt, oder?
00:13:32: Pia: Total. Find ich cool, habe ich so noch nicht gehört, finde ich aber interessant, dass man sagt,
00:13:37: man geht Bibliotheken. Christina: Ja, wir Bibliotheken ja auch gerade. Pia: Ja, wir Bibliotheken. Christina: Heute reden wir
00:13:43: über Bibliotheken und sonst, und dann reden wir dann über alles andere und was uns sonst so
00:13:48: einfällt und jedes Mal Bibliotheken wir dabei, weil wir sind, ich weiß, also die Bibliotheken,
00:13:55: erinnerst du dich noch, wie wir gelernt haben, was Bibliotheken früher waren in den 50ern und so?
00:14:01: Pia: Ja, das mit der Theken-Bibliothek, dass man sozusagen als Kunde, Kundin an den Schalter gehen
00:14:08: muss, fragen muss. Entweder ich habe eine ungefähre Vorstellung von dem, was ich will,
00:14:13: oder ich will genau dieses Buch und dann sagt, wahrscheinlich der Herr am Schalter [Betont das Wort "Herr"] [lacht],
00:14:17: [lachend] der Herr am Schalter, nein, das können Sie jetzt nicht haben, [lachend] weil ich entscheide noch immer
00:14:24: was Sie lesen. Oder ich habe einen Vorschlag für Sie und ja, und dann bekommt man vielleicht das
00:14:30: Buch, das man will oder halt das, was der Bibliothekar vorgeschlagen hat. Christina: Das Beispiel war im Kurs
00:14:34: immer, hallo ich hätte gerne den neuesten Karl May-Band und dann hat der Bibliothekar gesagt,
00:14:42: nein, bitte lesen Sie Goethe. Sie haben vorletzte Woche schon zweimal Karl May ausgeborgt. Pia: Jetzt reicht's [lacht].
00:14:48: [beide lachen] Christina: Das muss man sich einmal vorstellen. Es ist natürlich, also jetzt klingt es so witzig, aber früher
00:14:55: hatten Bibliotheken diesen, diesen starken Auftrag. Pia: Erzieherischen. Christina: Ja, erzieherischen. Bildungsauftrag,
00:15:03: klar, ist in einer Bücherei, Bibliothek, also wir sind ja dazu angehalten zu unterhalten und auch...
00:15:11: Pia: Ein Ort des Wissens zu sein. Christina: Genau, aber heute ist es ja anders, weil wenn ich mir so anschaue,
00:15:17: was alles so passiert auch im Internet und in welchen Bubbles du inzwischen umgehst, ich mein,
00:15:24: du kommst ja, wenn du aus deinem TikTok-Filter und aus deinem Instagram-Feed und aus
00:15:31: deiner YouTube-Nase und vielleicht schaust du auch noch normale Nachrichten, aber du kommst ja fast
00:15:36: nicht mehr raus und da ist halt auch, wenn du auf eine Seite gehst oder jetzt immer aktuelle
00:15:42: Deepfakes, also der Wahlkampf in allen Ländern und die Gefahr, dass da irgendwelche Videos
00:15:50: verbreitet werden, die mit KI gemacht sind und die gar nicht... Pia: Wo man nicht mehr unterscheiden kann,
00:15:55: was real ist und was nicht. Christina: Und was es da braucht, ist nämlich kein Bibliothekar der mit erhobenem
00:16:00: Zeigefinger hinter der Theke steht und sagt heute kein Karl May, was es da braucht, ist die Kompetenz
00:16:07: zu wissen, was stimmt und was nicht und für sich selber zu entscheiden, wie beurteile ich
00:16:14: Informationen. Pia: Wie kann ich Quellen abschätzen, ob die Quellen was gut sind oder nicht so gut.
00:16:20: Und das ist genau Medienkompetenz... Christina: Und Informationskompetenz. Pia: Genau, und das ist auch das was man in der
00:16:26: Bibliothek lernen kann, wenn man möchte. Christina: Und das ist das Schöne und wir als Bibliothekare sind ja
00:16:34: auch, wir sind ja auch Gestalter des Raumes und Gestalterinnen des Raumes und umso mehr hängen
00:16:43: wir natürlich von euch allen da draußen ab, dass ihr diese Räume mit uns mitgestaltet, weil
00:16:49: wir haben da echt Bock drauf, dass wir das zusammen so machen können, dass möglichst viele
00:16:57: Leute eine große Freude an den Räumen haben, die wir gestalten, weil wir machen sehr viele Leute.
00:17:04: [längere Pause] Und es schreibt zum Beispiel in einem dieser Texte, in dem Fall ist es die "Lauri
00:17:12: Putnam", dass es manchmal einfach auch darum geht, den Menschen zu helfen, die richtigen
00:17:16: Fragen zu stellen. Und ich persönlich, jetzt haben wir uns neulich darüber unterhalten, dass ich so froh bin,
00:17:21: dass John Stuart wieder zurückgeht. Der ordnet..., das ist ein amerikanischer Late Night Host und so
00:17:30: in der Daily Show, den kennt man, der ist 2015 in die Pension gegangen, hat sich dann durchgehend
00:17:36: über Donald Trump trotzdem aufgeregt und so weiter und der ist jetzt wieder da und an dem Beispiel
00:17:42: will ich noch zeigen und ich war so erleichtert, weil er ordnet ja auch Informationen ein und ich
00:17:46: kann aber dann wiederum einordnen, was ich von ihm halte und was ich von unabhängig
00:17:52: jetzt von dem Beispiel von den Leuten halte, die mir Informationen geben.
00:17:56: Pia: Ja aber es gibt auch Weiterbildungsmöglichkeiten, ebenso bei uns wie du auch gesagt hast, eben so Sachen wie
00:18:01: Fit für die Bib, wo man selber lernt, okay, wie kann ich mich in der Bibliothek zu Recht finden,
00:18:07: wie kann ich Dinge selbst recherchieren im Katalog, ist auch eine Art von Kompetenz das
00:18:13: beigebracht zu kriegen und wie die Lesezeit in einfachem Deutsch, das ist eine Gruppe von Leuten,
00:18:19: die sich bei uns treffen kann und wo man dann einfache Texte zusammen durchgeht, um eben einfach
00:18:24: Deutsch lernen zu können, auch etwas, was einem wieder andere Kompetenzen beibringt.
00:18:29: Christina: Und vor allem als Treffpunkt auch dient. Pia: Eben. Christina: Das ist halt das Schöne, dass man einfach wohin gehen kann. Pia: Und auch für jeden eben. Also, die die Deutsch lernen in dem Fall, aber wir sind ja generell versuchen,
00:18:42: wir mehr barrierefrei zu sein, das heißt auch so Sachen wie, dass wir Großdruck anbieten,
00:18:50: also Medien in Großdruck [lachend] anbieten oder wir haben auch ein paar Bücher in Breilschrift,
00:18:58: also das heißt wir schauen da schon, dass jeder und jede willkommen ist bei uns.
00:19:03: Und das ist auch wichtig, dass Bibliotheken ein Ort für wirklich alle sind.
00:19:07: Christina: Und gleichzeitig kann ja eine Bibliothek oder eine öffentliche Bibliothek nie alles für alle sein,
00:19:16: das ginge gar nicht, das würde unseren Rahmen ja total sprengen und dann gibt es halt,
00:19:23: da setzt man Schwerpunkte und macht es immer nach bestem Wissen und Gewissen.
00:19:28: Ja und das, [längere Pause] [Atmet fest aus] Ich mag Bibliotheken, weil sie so ein Ort der Meinungsfreiheit sind.
00:19:43: Also wo du sagen kannst auf einer fundierten Basis, was deine Meinung ist und wo man Diskurs auch lernt,
00:19:55: weil man muss ja nicht immer einer Meinung sein, aber und das geht ja ganz massiv im Moment in unserer
00:20:01: Gesellschaft verloren, dass man auf einer vernünftigen Basis mit nur ein paar wenigen Punkten,
00:20:08: auf die man sich einigt, wie beispielsweise, ich rede jetzt von so was fundamentalen,
00:20:14: die Menschenrechten, dass man da und abseits davon Diskurse führen kann und darauf
00:20:20: und dass eine Gesellschaft auch wunderbar aushaltet, wenn man das zulässt.
00:20:26: Und das ist halt auch was, was in einer Bibliothek, wofür eine Bibliothek stehen kann.
00:20:31: Pia: Ja und deswegen bieten wir auch unterschiedliche Medien an, wo unterschiedliche Meinungen vertreten werden
00:20:36: und das kann man aushalten [lacht] als Gesellschaft und eben auch als Bibliothek und es ist super,
00:20:42: dass wir da einen Ort für alle sein können.
00:20:44: Christina: Und es kostet sehr wenig, bis nichts.
00:20:48: Pia: Ja.
00:20:49: Christina: Also es ist, so günstig habe ich noch nie gelesen, in meinem ganzen Leben noch nicht.
00:20:54: Pia: Das stimmt [lacht].
00:20:55: Christina: Und auch also, wenn, ich habe jetzt auch etliche Streaming-Anbieter wieder gecancelt,
00:21:00: weil es einfach so, jetzt im Moment summiert sich alles so,
00:21:03: ich bin ja auch ein großer Hörbuch-Fan und irgendwann musst du halt auch einmal sagen,
00:21:09: naja ich kann jetzt nicht jedes einzelne, jeden einzelnen Streaming-Dienst nehmen,
00:21:14: aber ich kann bei uns nämlich immer was mit.
00:21:17: Das ist halt schon, also ich lese auch viel breiter ein bisschen, weil ich da natürlich durch euch,
00:21:23: als meine Kollegen und Kolleginnen, ganz anderen Input bekomme.
00:21:27: Pia: Ja natürlich und das hat natürlich auch mit Bibliotheks-Betrieb zu tun, aber wenn ich dann am kleben bin,
00:21:33: also wenn wir unsere Medien bekleben, damit sie dann nach unten kommen und ins richtige Regal kommen
00:21:37: und das sind die neuen Medien, dann sehe ich weder was, was mich [lachend] interessiert,
00:21:41: und dann denk ich mir so okay, das muss ich mir jetzt ausleihen.
00:21:44: Christina: Und das allertollste ist dann, wenn man dann in dem Podcast sitzt oder wenn man unten zwischen den Regalen ist
00:21:49: und man sagt, ahja, also dann sagt eine Person, haben sie ein Buch, ich bräuchte eine Lesseempfehlung.
00:21:55: Und wenn uns jemand fragt an der Info "Entschuldigung, könnten sie mir eine Lesseempfehlung geben",
00:22:02: Pia: Dann schlägt unser Bibliotekarinnen-Herz höher [lacht].
00:22:06: Christina: Und dann, wenn man dann noch ein Buch findet, das wirklich den Geschmack trifft,
00:22:10: das ist mir jetzt einmal so passiert, weißt es noch, das war mit der, da habe ich die Stephanie [unverstädnlich] empfohlen.
00:22:15: Pia: Stimmt genau, ja.
00:22:16: Christina: Und dann hat diese Leserin sich so gefreut und ich war stolz, weil, wie Oscar. [beide lachen]
00:22:21: Das ist echt, ist echt eine Kunst.
00:22:24: Also, und dann habe ich mich so gefreut, dass ich ihren Geschmack getroffen habe, dass sie jetzt da mit einem Buch rausgeht
00:22:31: und dass ich wusste, die sitzt jetzt da wahrscheinlich irgendwo im Urlaub und liest es und denkt sich, ja doch, das ist schon gut.
00:22:37: Und dann hat man noch so einen netten Austausch dabei gehabt.
00:22:39: Pia: Ja.
00:22:40: Christina: Warum magst du Biblioteken?
00:22:42: Magst du Biblioteken?
00:22:43: Pia: [schmunzelnd] Mag ich Biblioteken.
00:22:45: Ich glaube, sonst würde ich da nicht arbeiten, [lachend] aber ja.
00:22:47: Also, aus all diesen Gründen, die wir schon erwähnt haben und noch viel mehr.
00:22:52: Ich mag auch das neue Haus so gern.
00:22:55: Die alte Bibliotek in der Kolingasse, war natürlich auch schön.
00:22:59: Aber jetzt, wir haben viel mehr Raum [lacht], wir haben viel mehr Platz.
00:23:02: Es ist so viel gemütlicher, finde ich.
00:23:04: Wir haben auch diese Sitzkissen [lacht], die finde ich immer so gemütlich, da würde ich mich manchmal gern [lachend] reinlegen.
00:23:12: Also, das ist ganz, und ich finde das so entspannt.
00:23:15: Christina: Machen sie mal Platz?
00:23:15: Pia: Eben. [beide lachen]
00:23:16: Pia: Jetzt ist die Bibliothekarin dran [lacht].
00:23:18: Ja, also, ich finde es einfach so entspannter hier drinnen.
00:23:24: Auch die Atmosphäre. Kommt natürlich auch immer auf den Tag drauf an.
00:23:27: Manchmal gibt es beschäftigtere Tage, wo mehr los ist.
00:23:30: Aber dann, wenn dann wirklich alle dann so ruhig sind und dann alle lernen oder lesen oder schauen irgendwas im Internet,
00:23:39: an unseren Benutzer:innen-PCs oder eine andere Person kopiert, und dann hast du ein leichtes Geräusch,
00:23:46: so eine leichte Geräuschkulisse von so, "ah, so, stell ich mir die Bibliothek vor: ein paar Leute tippen was
00:23:50: und ein paar Leute drehen ein paar Blätter um.
00:23:53: Christina: Und da sitzt dann jemand ganz vertieft auf den Treppen und liest gerade in der Mitte von einem Roman und du weißt,
00:23:59: okay, die Person ist jetzt einfach am lesen.
00:24:02: Pia: Ja, und das sind meine Lieblingsmomente in der Bibliothek.
00:24:06: Christina: Meine, auch, ja.
00:24:07: Pia: Wenn ich mal dann so denke, okay, jetzt bin ich einfach nur gerade in diesem Moment und es ist einfach so schön da.
00:24:12: Christina: Ja, wo du so richtig spürst, dass jeder gerade irgendwie in angenehmer Atmosphäre sein Ding machen kann.
00:24:22: Pia: Ja, und trotzdem ist man zusammen und eine Gemeinschaft.
00:24:25: Christina: Genau.
00:24:26: Pia: Alle "bibliotheken" zusammen [lacht].
00:24:29: [lachen] Das habe ich jetzt gelernt, das Verb.
00:24:31: Christina: Genau, ja, stimmt.
00:24:32: Wenn wir dann alle gleichzeitig bibliotheken, dann ist es am schönsten bei uns.
00:24:35: Pia: Genau.
00:24:36: Christina: [Zufriedenes Ausatmen] Also, das war unser Manifest für Bibliotheken. [beide lachen]
00:24:41: Kommt in die Bibliothek, geht in eure Bibliothek, geht in die Stadtbibliothek Innsbruck,
00:24:46: geht in die Stabliothek eurer Wahl oder auch eure Dorfbücherei, die freuen sich alle,
00:24:51: wenn ihr da hingeht und...
00:24:53: Pia: Oder die Stadtteilbibliotheken, bei uns gibt es ja auch Innsbook,
00:24:56: da kann man nicht nur in uns zu unserer Bibliothek gehen, sondern auch zu vielen anderen [lacht].
00:25:01: Christina: Und mit diesem schamlosen [unverständlich] verabschieden wir uns von dieser Folge vom Vorwort,
00:25:07: das wir jetzt einmal voller Schwärmen einfach verbringen mussten.
00:25:11: Das tut auch einmal gut, sich nicht über irgendwelche Serien oder irgendwelche Medienmogule aufzuregen,
00:25:19: sondern auch einmal was Positives zu sagen und so einfach mal, wir wollten einfach mal mit euch teilen,
00:25:26: was wir eigentlich so schön bei uns finden.
00:25:30: Pia: Und was haltet ihr von Bibliotheken? Mögt ihr Bibliotheken?
00:25:34: Schreibt uns eure Meinung auf post.stadtbibliothek@innsbruck.gv.at
00:25:42: oder auch gerne auf Instagram oder Facebook.
00:25:45: Christina: Denkt daran gemeinsam besser und ihr könnt uns auch gerne immer erzählen,
00:25:50: wie seid ihr eigentlich das erste Mal in die Bibliothek gekommen?
00:25:53: Gut, damit wünschen wir euch noch einen schönen Tag, Mittag, Abend oder Nacht und alles Liebe, alles Gute.
00:25:59: Pia: Bis zum nächsten Mal, Tschüss!
00:26:01: [Outro-Musik]
Neuer Kommentar